Anregungen für Verlobte (59) – Abtreibung VII

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Kinder abgeben

Vielleicht ist die Notsituation derart, dass die Frau sich nicht in der Lage sieht, ein Kind aufzuziehen. Die Ursache mag darin liegen, dass sie noch nicht erwachsen ist, dass sie nicht verheiratet ist oder dass sie schwer krank ist – physisch und/oder psychisch. An dieser Stelle geht es nicht um die Frage, wie die ersten beiden Punkte (Alter, Ehestand) im Blick auf Sünde, auf kirchliche Zucht, etc. zu behandeln ist. Darüber haben wir in verschiedener Hinsicht bereits nachgedacht. Mir geht es darum, einen Weg für Christen aufzuzeigen, die innerlich drauf und dran sind, ein Kind abzutreiben, weil sie sich außerstande sehen, dieses aufzuziehen.

In aller Regel gibt es noch lebende Eltern oder Geschwister. Gerade, wenn eine junge Frau noch minderjährig ist, sollte sie vor irgendwelchen anderen Schritten mit ihren Eltern sprechen. Wir haben gesehen, dass Abtreibung nichts anderes als das Töten eines Kindes ist. Auch wenn es sicher mit großer Scham verbunden ist, eine Schwangerschaft in diesem Alter zu offenbaren, ist das der bei weitem bessere Weg, als eine zweite und äußerst schwerwiegende Sünde zu begehen, indem man abtreibt.

Vielleicht ist die Angst groß, dass die Eltern scharf und hart reagieren. Die Gefahr dazu ist gegeben. Und wir, die wir Eltern sind, wollen uns sagen lassen, dass wir es sind, die eine Vertrauensbasis für unsere Kinder schaffen müssen. Aber selbst wenn Du die Reaktion befürchtest, werden Dir Deine Eltern helfen. Und wenn Du davor zu viel Angst hast, dann geh zu jemandem aus der örtlichen Versammlung (Gemeinde, Kirche), zu dem Du Vertrauen hast. Es gibt Wege, das Kind zu „retten“ und einen Weg zu gehen, der wieder in die Freiheit (von Sünden) führt.

Oftmals können Eltern oder Geschwister jedenfalls für eine gewisse Zeit eine Unterstützung bieten, so dass eine junge Frau ihre Schulzeit fertig machen kann und in die äußere Lage versetzt wird, sich um ihr Kind zu kümmern. Dass das alles nicht optimal ist, braucht nicht weiter erläutert zu werden.

Auch eine unverheiratete (aber erwachsene) Frau wird vor große Herausforderungen gestellt. Aber mit Hilfe der Eltern, der Geschwister oder auch hilfsbereiter Glaubensgeschwister ist immer ein Weg möglich. Aber – und das möchte ich an dieser Stelle doch ergänzen – einen Weg zurück in die Freude und die Gemeinschaft mit dem Herrn kann es nur geben, wenn Du auch ein Bekenntnis, ein echtes Bekenntnis Deinem Herrn gegenüber (und den Geschwistern, mit denen Du bislang verbunden warst) ablegst. „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er unsere Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1. Joh 1,9). Dazu ist aber ein rückhaltloses und aufrichtiges Bekenntnis notwendig.

Wenn es um kranke Personen geht, darf man nicht übersehen, dass eine dauerhafte Lösung notwendig ist. Das ist in jedem Fall schwieriger, weil Eltern in der Regel nicht mehr so jung sind, dass sie ein Kind ohne weiteres erziehen können. Aber auch hier kann der Herr Gnade schenken. Vielleicht ist hier auch ein Aufteilen der Verantwortung im täglichen Leben möglich, wo Eltern, leibliche und geistliche Geschwister zusammen mithelfen.

Freigeben zur Adoption

Ein weiterer Weg, wenn es wirklich unmöglich ist, dass Eltern oder Geschwister mithelfen, ist die Freigabe zur Adoption. Das ist die schlechtere Alternative, weil hier eher wahrscheinlich ist, dass das Kind in ungläubige Verhältnisse oder sogar in ein Heim kommt. Aber bevor man ein solches Kind umbringt, sollte man lieber diesen Weg gehen.

Denn Berichte betroffener Frauen, die abgetrieben haben, zeigen sehr oft, dass sie ihr Leben lang von dieser Tat mit furchtbaren Träumen begleitet werden. Sie werden oft über Jahre nicht glücklich und sind nicht in der Lage, ihre Tat zu verarbeiten. Es gibt immer Vergebung, wenn man aufrichtig bekennt. Aber mit den Folgen des eigenen Handelns muss man manchmal ein Leben lang zurechtkommen. Das gilt natürlich auch für eine unzüchtige Handlung, die zu einem Kind geführt hat. Diese Folgen kann man eben nicht ohne weiteres aus dem Leben löschen. Allein das sollte (junge) Menschen dazu bringen, vorsichtig zu sein im Umgang mit dem anderen Geschlecht. Es sollte nicht dazu führen, dass man Experte in Verhütungsmethoden wird, sondern dass man sich rein und gottesfürchtig erhält.

Wir wollen uns in diesem Zusammenhang auch daran erinnern, dass der Herr Jesus gesagt hat: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen (Joh 6,37). Das gilt für jeden Menschen, ob gläubig oder nicht, ob in Sünde gefallen oder nicht, der aufrichtig und mit offenen Armen zu dem Herrn Jesus kommt.

Vertrauensverhältnis suchen

Leider finden wir in der Bibel nicht viele Beispielen, bei denen wir ein wirklich gutes Verhältnis zwischen Kindern und Eltern, zwischen Töchtern und ihren Müttern gezeigt bekommen. Vielleicht bestand ein solches zwischen Bathseba und ihrem Sohn Salomo. Ruth und Noomi hatten, auch wenn Ruth nicht die leibliche Tochter war, ein sehr gutes Verhältnis miteinander. Auch zwischen Rebekka und Jakob scheint ein gutes (allerdings nicht im moralischen Sinn gutes) Verhältnis bestanden zu haben. Aber das heißt nicht, dass nicht viele Töchter in biblischen Zeiten gute Beziehungen zu ihren Müttern gehabt haben können.

Wie auch immer – es ist bedenkenswert, ob man nicht heute versuchen kann, von beiden Seiten aus ein solches Verhältnis zu „gestalten“, dass Töchter in schwierigen Zeiten Zugang zu ihren Müttern haben. Dann wird man gemeinsam auch einen Ausweg finden aus der schwierigen Situation, ein Kind trotz großer Notsituation nicht abzutreiben. Das muss immer Ziel einer Beschäftigung mit solchen Geschwistern sein.

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Artikelreihe: Anregungen für Verlobte

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