Noch einmal zum Überblick: Ich habe das Thema Abtreibung in fünf Abschnitte eingeteilt:
1. Was ist Abtreibung in den Augen Gottes? Was ist von dem Begriff zu halten?
2. Was kann einen dazu führen abzutreiben?
3. Alternativen zur Abtreibung
4. Was kann man machen, wenn man abgetrieben hat?
5. Was können wir als Hilfe solchen gegenüber tun, die abgetrieben haben?
Was kann dazu führen abzutreiben?
Die genannten 10 Gründe waren:
1. Leider habe ich vergessen zu verhüten. Ein Kind passt jetzt nicht in meine Zeit- und Karriereplanung.
2. Mein Bauch gehört mir. Ich selbst darf entscheiden, ob und wann ich ein Kind zur Welt bringe oder nicht.
3. Konnte ich ahnen, was aus diesem one-night-stand hervorkommt?
4. Ich gehe noch zur Schule und bin zu jung, als dass ich Verantwortung für ein Kind übernehmen könnte.
5. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit diesem Partner mein Leben auf Dauer verbringen will. Daher will ich lieber noch warten und sicher werden.
6. Mir ist bescheinigt worden, dass das Kind schwer behindert ist.
7. Wir haben schon 10 Kinder. Mehr schaff ich einfach nicht.
8. Ich bin vergewaltigt worden.
9. Das Leben der Mutter steht auf dem Spiel
10. Ich will das Kind nicht!
Die ersten sechs Punkte hatten wir uns angesehen – jetzt folgen weitere Punkte.
7. Wir haben schon 10 Kinder. Mehr schaff ich einfach nicht.
Das ist tatsächlich auch ein Problem. Wenn Mütter (und Väter) eine große Familie haben und sich nicht mehr in der Lage fühlen, ihrer Kinderschar Herr zu werden, wird die Not groß. Man fühlt sich nicht mehr in der Lage, jedem Kind die persönliche Zuwendung zu geben, die es braucht. Man fühlt sich psychisch nicht mehr in der Lage, die Kinder in Schach zu halten. Man fühlt sich einfach überfordert.
Hier ist eine besondere Rücksichtnahme des Mannes notwendig: „Ihr Männer, wohnt bei ihnen [den Frauen] nach Erkenntnis als bei einem schwächeren Gefäß, dem weiblichen“ (1. Pet 3,7). Für den Mann geht es nicht darum, alles mitzunehmen, was ihm Spaß macht. Liebe bedeutet, die Freude und Sehnsucht der Frau vor Herzen zu haben. Das gilt auch und gerade im intimen Zusammensein von Mann und Frau. Wenn man das beachtet und der Herr schenkt dennoch ein weiteres Kind, dann darf man das auch – trotz aller Sorgen, die man Ihm im Gebet bringen wird – als besonderes Geschenk von Ihm annehmen.
Wenn die Frau erlebt, dass ihr Mann überhaupt keine Rücksicht auf sie und ihre Not und Umstände nimmt, so bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Sache dem Herrn anzuvertrauen. Mehr kann sie nicht machen. Ihr Mann trägt die Verantwortung für das, was er tut und treibt. Es wird ihre Last in dem Sinn nicht erleichtern, als sie sich um das Kind kümmern muss – oftmals mehr als der Ehemann. Aber sie weiß, dass sie diese Last bei ihrem himmlischen Vater lassen kann. Er wird ihr helfen, denn Er ist ein barmherziger Gott! Die züchtigende Hand wird den Vater begleiten, der rücksichtslos über die Empfindungen und Nöte der Ehefrau hinweggeht.
8. Ich bin vergewaltigt worden.
Dieser Fall gehört zu dem schlimmsten, was man sich vorstellen kann. Tatsächlich ist dieser Grund für Abtreibungen äußerst selten. Aber dass eine Vergewaltigung mit anschließendem Empfängnis eine gewaltige Not darstellt, braucht wohl nicht weiter erklärt zu werden. Man wird in einer solchen Situation als Ehepaar (oder, wenn man noch nicht verheiratet war, in der engsten Familie) intensiv um Hilfe von oben bitten.
Wir kennen den Fall der Vergewaltigung auch aus der Schrift. Im Alten Testament ist dann die Rede von „schwächen“ oder „entehren“. Allerdings ist mir kein Fall bekannt, wo es ausdrücklich heißt, dass aus dieser Vergewaltigung auch ein Kind hervorgegangen ist. Man muss sehr vorsichtig sein, hier über die Notsituation, die unverschuldet auf eine Frau kommt, in irgendeiner Weise zu urteilen. Dennoch müssen wir auch hier bedenken, dass allein Gott das Recht über Leben und Tod eines Menschen besitzt, selbst wenn dieses Leben „zu Unrecht“ und in gesetzloser Weise in einem Menschen entstanden ist. Ist es wirklich richtig, der Sünde der Vergewaltigung die Sünde des Tötens gegenüberzustellen?
In einem solchen Fall ist sehr viel Einfühlungsvermögen innerhalb der betroffenen Familie und der örtlichen Versammlung (Gemeinde) nötig. Das Kind, das entstanden ist, kann am wenigsten für die Zwangslage. Auf seinem Rücken ist die Vergewaltigung ausgeübt worden, auf seinem Rücken würde auch die Abtreibung stattfinden. Auf der anderen Seite: Was für ein Elend für einen Menschen, wenn er ungewollt und sogar gehasst zur Welt kommen muss. Wie gut, dass Gott barmherzig ist.
9. Das Leben der Mutter steht auf dem Spiel
Dann kennen wir noch den Fall, der nicht im eigentlichen Sinn eine Frage der Abtreibung ist, dass das Leben der Mutter aufgrund medizinischer Komplikationen auf dem Spiel steht. Rechtlich wird das Leben der einen Person gegenüber der anderen abgewogen. Diese Gewissensentscheidung ist für Betroffene brutal.
Als die Medizin noch nicht so weit war, passierte regelmäßig das, was Rahel bei der Geburt von Benjamin erleben musste: Die Mutter starb. Da in solchen Fällen in aller Regel heute beide Leben auf dem Spiel stehen, ist bei aller Vorsicht in der Argumentation wenigstens das Leben der Mutter zu retten, wenn es eben möglich ist. Es handelt sich hierbei um eine Entscheidung für das Leben und nicht gegen ein anderes Leben. Wer sich das ständig einredet, wird mit dieser Belastung vermutlich nie klar kommen. Gott ist ein Gott aller Gnade (1. Pet 5,10)!
10. Ich will das Kind nicht!
Durch verschiedene Umstände kann es dazu kommen, dass eine werdende Mutter ihr Kind innerlich komplett abstößt. Es entsteht ein regelrechter Hass dem unbekannten Wesen gegenüber. Das ist ein gravierendes Problem, weil die kleinen Kinder eine solche Ablehnung viel stärker empfinden, als wir das meinen. Die Lösung ist aber auch hier nicht, das Kind „abzustoßen“. Die Lösung besteht darin, eine neue Beziehung zum Kind aufzubauen, die positiver Natur ist. Dazu bedarf es externer Unterstützung.
Damit stellt sich die Grundfrage, inwieweit wir überhaupt merken, dass eine junge oder nicht mehr so ganz junge Frau in eine Notsituation kommt, in der sie der Hilfe anderer bedarf. Dann zeigt sich, wie praktisch unserer Bruderliebe ist und inwiefern der eine Leib, der in den Augen Gottes eine untrennbare Einheit darstellt, auch praktischerweise so in sich verbunden ist, dass das eine Glied leidet, wenn ein anderes leidet (vgl. 1. Kor 12,26).
Quelle: bibelpraxis.de/a1642.html
Artikelreihe: Anregungen für Verlobte
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- „Körperliche" Voraussetzungen für Verlobte
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- Wann "muss" man heiraten? IV
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