Die Notwendigkeit des Kanons
In der Geschichte der Bibel gab es von Anfang an Versuche, menschliche Werke neben die tatsächlichen Bücher der Bibel zu stellen oder von Gott inspirierte Schriften „abzuerkennen“. Ziel war es, Verwirrung zu stiften, die Einzigartigkeit und Klarheit der Bibel anzugreifen und ihre wunderbare Einheit zu zerstören.
Das Beispiel Marcion
So kam beispielweise im 2. Jahrhundert n. Chr. der Irrlehrer Marcion nach Rom und predigte dort eine neue Lehre. Er verwarf das Alte Testament vollständig und stellte einen verkürzten Kanon des Neuen Testaments auf. Darin enthalten waren nur noch das Lukas-Evangelium und die Briefe des Apostels Paulus mit Ausnahme der Briefe an Timotheus und Titus. Zudem veränderte er zum Teil den Inhalt der Briefe nach seinen eigenen Vorstellungen. Die dadurch entstandene Verwirrung war einer von mehreren Gründen, die es notwendig machten, einen „offiziellen“ Kanon der Bibel festzulegen.
Das Beispiel der örtlichen Gemeinden
Ein weiterer Grund lag in einigen örtlichen Gemeinden der damaligen Zeit selbst. In ihnen wurden zum Teil Bücher vorgelesen, die oft hochgeschätzt und manchmal sogar erbaulich waren, aber nicht inspiriertes Wort Gottes. Daher war es wichtig, „festzuhalten“, welche Bücher tatsächlich kanonisch waren und welche nicht. Das war auch mit Blick auf die Übersetzung eines Buches in eine Fremdsprache von Bedeutung.
Neben diesen Beispielen gab es weitere Gründe, die es notwendig machten, einen „offiziellen“ Kanon festzustellen. Es würde aber den Rahmen dieser Arbeit sprengen, sie alle hier zu nennen.
Kein „Pool“
Das „offizielle“ Feststellen des Kanons darf nicht so verstanden werden, dass irgendwelche geistlichen Führer einen „Pool von Büchern“ vor sich hatten, aus denen sie eine bestimmte Auswahl trafen und sie mit Autorität versahen und dann zum Kanon der Bibel zählten. Wie wir bereits gesehen haben, besaßen die von Gott gegebenen Bibelbücher Autorität in sich selbst, und zwar von Anbeginn an. Diese Autorität und die Echtheit der von Gott inspirierten Schriften wurde durch das Wirken des Heiligen Geistes in den Empfängern sofort erkannt und anerkannt. Infolgedessen wurden sie auch zum Kanon der Heiligen Schrift gezählt.
Was Menschen sich jedoch überlegten, waren Kriterien, die halfen, einzuordnen, ob ein Buch überhaupt kanonisch sein kann oder nicht. Einige dieser Kriterien schauen wir uns noch an.
Fazit
Der Teufel ist der große Widersacher Gottes. Das gilt auch mit Blick auf die Bibel. Von Anfang an versuchte er, Verwirrung zu schaffen, um das Wort zu beseitigen, zu verdrehen oder mit menschlichen Machwerken zu vermischen. Doch Gott ist größer. Letztlich trägt Er den Sieg davon, auch mit Blick auf sein Wort. Jahrtausende hinweg hat Er es bewahrt und erhalten.
Quelle: bibelpraxis.de/a7572.html
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