Die Bibel – ihre Entstehung und Überlieferung (21) - Der Kanon der Bibel (3)

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Der Kanon des Alten Testaments - innerbiblische Hinweise (2)

In der Bibel gibt es im Alten und im Neuen Testament Abschnitte, die uns zeigen, wie die Schriften des Alten Testaments wie auch das gesamte Alte Testament als Gottes Wort anerkannt wurden.

Im Buch Esra

Das Buch Esra bezeichnet die Schriften von Mose als „Gesetz Mose, das der HERR, der Gott Israels, gegeben hatte“ (Esra 7,6).

Im Buch Nehemia

Das Buch Nehemia gibt ebenfalls einen Hinweis auf die Schriften von Mose. Hier werden sie als das „Buch des Gesetzes Moses“ bezeichnet. Auch hier wird gesagt: „... das der HERR Israel geboten hatte“ (Neh 8,1).

Im Propheten Maleachi

Ein weiteres Zeugnis in Bezug auf das Gesetz Mose findet sich im Propheten Maleachi. Dort sagt Gott, dass das Volk des Gesetzes Moses gedenken solle, dass Er ihm auf dem Berg Horeb an ganz Israel geboten hatte (Mal 3,22).

 

In den drei erwähnten Bibelbüchern findet man also die Anerkennung der Bücher Mose als Wort Gottes durch Gläubige. Wir lesen, dass Gott, der HERR, sie gegeben oder geboten hatte. Mose bekam den Auftrag sie niederzuschreiben und sammeln zu lassen. Von Anbeginn an wurden sie zum Wort Gottes gezählt und als solches anerkannt. Das bestätigen u.a. die Bücher Esra, Nehemia und Maleachi. Wir finden jedoch noch weitere Hinweise, die sich nicht nur auf die fünf Bücher Mose beschränken:

Im Propheten Jeremia

Dort wird von den Ältesten gesagt: „Micha, der Moraschtiter, hat in den Tagen Hiskias, des Königs von Juda, geweissagt und zum ganzen Volk von Juda gesprochen und gesagt: So spricht der HERR der Heerscharen: „Zion wird als Feld gepflügt werden, und Jerusalem wird zu Trümmerhaufen und der Berg des Hauses zu Waldeshöhen werden“ (Jer 26,18). Zur Zeit Jeremias kannten die Ältesten in Juda die Schrift des Propheten Micha. Doch nicht nur das. Sie erkannten die Schrift Michas an als das Wort des „HERRN der Heerscharen“ und damit als Wort Gottes.

Im Propheten Daniel

Auch der Prophet Daniel bestätigt die Schrift eines anderen Schreibers als Wort Gottes. In Daniel 9,2 lesen wir: „Im ersten Jahr seiner Regierung verstand ich, Daniel, in den Schriften die Zahl der Jahre, bezüglich derer das Wort des HERRN an den Propheten Jeremia ergangen war, dass nämlich 70 Jahre für die Verwüstung Jerusalems vollendet werden sollten.“ Für Daniel waren die Worte des Propheten Jeremia die Worte des HERRN, sodass er das Buch Jeremia zu dem inspirierten Wort Gottes zählte.

Im Neuen Testament

Im Neuen Testament wird schließlich das gesamte Alte Testament als Gottes Wort anerkannt. Neben der schon einmal erwähnten Bibelstelle aus Lukas 24,44 (vgl. auch V. 27) lesen wir im Johannesevangelium: „Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen“ (Joh 5,39). „Die Schriften“ stehen hier für das gesamte Alte Testament, so, wie „das Gesetz Mose“ und „die Propheten“ und „die Psalmen“ (bzw. „Schriften“) ebenfalls für das gesamte Alte Testament stehen. Das griechische Wort für Schriften (graphe) steht an dieser Stelle im Johannesevangelium im Plural, sodass es sich nicht nur auf ein Buch beziehen kann, sondern die 39 Bücher des Alten Testaments umfasst. Dennoch gibt es Bibelstellen, in denen das griechische Wort „graphe“ auch im Singular (Einzahl ) steht. Auch wenn darunter häufig einzelne Schriftstellen zu verstehen sind (vgl. Mk 12,10; Lk 4,21), so gibt es doch auch Bibelstellen, an denen wir trotz dessen, dass dieses Wort im Singular steht, das gesamte Alte Testament darunter zu verstehen haben (vgl. 2. Pet 1,20; Joh 2,22; Gal 3,22). Gelegentlich nimmt Gottes Wort mit dem Ausdruck „Schriften“ auch Bezug auf den Teil des Alten Testaments, der nicht zu den Büchern Mose und zu den Propheten gehört (vgl. Lk 24,27).

Es gibt übrigens noch einen weiteren Punkt, der uns zeigt, wie sehr Gott verdeutlicht, dass die alttestamentlichen Bücher „Gottes Wort“ sind: Es werden 29 der insgesamt 39 Bücher des Alten Testaments im Neuen Testament zitiert und als Gottes Wort anerkannt.

Resümee

Es besteht keine Zweifel, dass das heute bekannte AT dem Textumfang der damaligen Zeit entspricht und als Wort Gottes anerkannt wurde.

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