Die Bibel – ihre Entstehung und Überlieferung (20) - Der Kanon der Bibel (2)

Lesezeit: 2 Min.

Zwei Aufträge

Schon recht früh in der Bibel lesen wir, dass Gott Mose den Auftrag des Schreibens gab (vgl. 2. Mo 17,14; 2. Mo 34,27; 5. Mo 31,19.24). Unter der Leitung Gottes schrieb Mose die Worte auf, die Gott ihm mitteilte (Inspiration).

Dann bekam Mose einen zweiten Auftrag, nachdem er die Worte des Gesetzes in ein Buch geschrieben hatte: „Nehmt dieses Buch des Gesetzes und legt es zur Seite der Lade des Bundes des Herrn, eures Gottes“ (5. Mo 31,26; vgl. 2. Mo 40,20). Gott gab also nicht nur den Auftrag des Schreibens, sondern auch des Sammelns. Dadurch wird deutlich, dass Gott selbst Sorge trug, dass die inspirierten Schriften der Bibel aufbewahrt wurden. Es ist sein Wort, dass in Ewigkeit nicht vergehen wird (Mt 5,18; 24,35).

Die Bücher der Bibel

Die Bibel umfasst insgesamt 66 Bücher. Davon bilden 39 Bücher das Alte Testament und 27 Bücher das Neue Testament. In der hebräischen Bibel besteht das Alte Testament aus 22 Büchern1. Das liegt darin begründet, dass die Zählweise der Juden eine andere ist. Sie fassen zum Teil Bücher zusammen, die in den heutigen Bibeln getrennt gezählt werden. Beispielsweise werden das erste und zweite Buch Samuel zu einem Buch zusammengefasst. Der Inhalt und Umfang des Alten Testaments ist jedoch exakt derselbe.

Der Kanon des Alten Testaments – innerbiblische Hinweise (1)

Die Juden unterteilen das Alte Testament in drei Teile: „Das Gesetz Mose“, „die Propheten“ und „die Schriften“. Der Herr Jesus bestätigt diese „Dreiteilung“ des Alten Testaments im Neuen Testament. In Lukas 24,44 sagt Er: „Dies sind meine Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht in dem Gesetz Moses und den Propheten und Psalmen2“. Aus dieser „Dreiteilung“ können wir schließen, dass der Herr Jesus die Abgeschlossenheit des gesamten Alten Testaments mit seinen nach jüdischer Zählung 22 Büchern3 bestätigt und dass die Sammlung der Bücher des Alten Testaments (der Kanon des Alten Testaments) zur Zeit des Herrn Jesus bereits vollständig vorlag und als Gottes Wort anerkannt wurde4.

 

Fußnoten

  • 1 Diese 22 Bücher haben zudem teilweise eine etwas andere Anordnung.
  • 2 Während die Juden den letzten Teil des Alten Testaments als „Schriften“ bezeichnen (hebr. Ketuvim), bezeichnet der Herr Jesus diesen Teil des Alten Testaments als „Psalmen“. Darin liegt kein Widerspruch. Denn die Psalmen bilden das erste große Buch dieses letzten Teils des Alten Testaments, den die Juden „Schriften“ nennen. Danach folgen die Bücher Hiob, Sprüche, Ruth, Das Lied der Lieder, Prediger, Klagelieder, Esther, Daniel, Esra, Nehemia und die Bücher Chronika. Die Bücher Ruth bis Esther werden auch unter dem Hebräischen Namen Megillot („Rollen“) zusammengefasst und an den jüdischen Festen Pfingsten, Passah, Laubhüttenfest Tempelzerstörung und Purim vorgelesen.
  • 3 Flavius Josephus, ein jüdischer Geschichtsschreiber, der von 37 n. Chr. bis etwa 100 n. Chr. lebte, spricht als „außerbiblischer Zeuge“ ebenfalls davon, dass es keine 10.000 Bücher des Alten Testaments gibt, die einander widersprechen, sondern 22 Bücher.
  • 4 Der allgemeine Kanon des Alten Testaments lag sogar schon im 2. Jahrhundert v. Chr. vor und wurde von Rabbinern Palästinas im 1. Jahrhundert n. Chr. bestätigt.
Beitrag teilen

Artikelreihe: Die Bibel – ihre Entstehung und Überlieferung

Verwandte Artikel

Die Bibel – ihre Entstehung und Überlieferung (19) - Der Kanon der Bibel (1) Wenn die Bibel Gottes Wort ist, gilt es nicht nur auf die Art der Überlieferung zu achten, sondern auch auf die Frage, was die Bibelbücher eigentlich von religiösen, nicht von Gott inspirierten Schriften unterscheidet. Anders ausgedrückt: Welche ... Artikel lesen
Die Bibel – ihre Entstehung und Überlieferung (23) - Der Kanon der Bibel (5) Manuel Walter In vergangenen Artikeln haben wir uns angeschaut, wie heilige Schriften im Alten und im Neuen Testament als Gottes Wort anerkannt und aufgenommen wurden. Neben diesen „innerbiblischen“ Hinweisen gibt es auch „außerbiblische“ Hinweise. Diese ... Artikel lesen
Die Bibel – ihre Entstehung und Überlieferung (21) - Der Kanon der Bibel (3) Manuel Walter Nachdem wir uns im letzten Artikel mit der Dreiteilung des Alten Testaments beschäftigt haben und gesehen haben, dass zur Zeit des Herrn Jesus das Alte Testament bereits abgeschlossen vorlag, schauen wir uns nun biblische Hinweise im Alten ... Artikel lesen
Die Bibel – ihre Entstehung und Überlieferung (22) - Der Kanon der Bibel (4) Manuel Walter Im letzten Artikel ging es um biblische Hinweise mit Blick auf die Schriften des Alten Testaments, die das Neue Testament bestätigt. In diesem Artikel geht es nun um den Kanon des Neuen Testaments, wie dessen Schriften ebenfalls als Gottes Wort ... Artikel lesen
Die Bibel – ihre Entstehung und Überlieferung (25) - Der Kanon der Bibel (7) Manuel Walter Nachdem wir uns „innerbiblische“ und „außerbiblische“ Zeugnisse angeschaut haben, schauen wir uns nun den Grund an, warum es überhaupt notwendig war, einen „offiziellen“ Kanon der Bibel festzulegen. Dabei werden wir sehen, dass es ... Artikel lesen
Die Bibel – ihre Entstehung und Überlieferung (24) - Der Kanon der Bibel (6) Manuel Walter Im letzten Artikel haben wir uns mit dem Kanon des Alten Testaments beschäftigt und gesehen, dass dieser bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. nachweislich feststand. In diesem Artikel geht es um den Kanon des Neuen Testaments. Auch dieser liegt ... Artikel lesen