Der leidende Knecht (16) - Jesaja 53,10 (1)

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Mit Vers 10 beginnt die letzte der fünf Strophen über den leidenden Knecht. In dieser Strophe (Jes 53,10-12) wird unser Blick einerseits zurück in die Vergangenheit nach Golgatha gelenkt, wo der Messias am Kreuz zerschlagen wurde, um den Ratschluss Gottes zu erfüllen. Andererseits richtet diese Strophe unseren Blick in die Zukunft. Hier werden uns die großartigen Ergebnisse dieses Werkes vorgestellt.

Bei der Betrachtung der letzten Strophe ist zwischen den Worten des Überrestes und den Worten Gottes zu unterscheiden. In den Versen 10 und 11 spricht zunächst der Überrest, während ab der Mitte von Vers 11 wieder Gott redet.

Der Messias – der vollkommene Knecht, der das Wohlgefallen Gottes auf sich zog

In Vers 9 sahen wir, dass Gott das Grab des Messias bei einem Reichen bestimmt hatte, weil der Messias kein Unrecht getan und kein Trug in seinem Mund gewesen ist (Jes 53,9). Er war nicht nur der leidende Knecht, sondern auch der vollkommene, an dem Gott seinen ganzen Wohlgefallen fand (Jes 42,1; Mt 3,17; 17,5).

Diesen Wohlgefallen zog der Messias sein ganzes Leben lang auf sich. Doch nun schreibt Jesaja davon, dass es dem Herrn gefiel, Ihn zu zerschlagen. Worin lag die Ursache eines solchen Handelns, wo Er doch der Vollkommene war?

Nach dem Ratschluss Gottes

Zunächst ist es wichtig festzuhalten, dass letztlich weder der Teufel noch die Menschen den Herrn Jesus umbringen konnten. Im Garten Eden wird mit Blick auf das Werk von Golgatha gesagt, dass der Herr Jesus den Kopf des Teufels zermalmen würde, während dieser wiederum nur seine Ferse zermalmen könnte (1. Mo 3,15). t

Auch die Menschen konnten den Herrn Jesus letzten Endes nicht töten. Das wird beispielsweise daran deutlich, der Er einfach durch ihre Mitte entwich, als man Ihn den Berg hinabzustürzen suchte (Lk 4,29.30).

So konnten weder die Menschen noch der Teufel dem Messias etwas antun. Allein nach dem Ratschluss Gottes und dessen Vorsehung ist der Herr Jesus in das Gericht über die Sünde gegangen und gestorben (Apg 2,23; 4,27.28). So ließ Gott dem Feind nur das zu, was sein Plan vorsah. Diese beiden Seiten – der Ratschluss Gottes und die Verantwortung des Menschen – müssen unterschieden werden.

Der Ratschluss Gottes

Der Ratschluss Gottes besteht einmal im Hinblick auf die Erde und einmal im Hinblick auf Christus und seine Versammlung. Wenn es allein um die Erde geht und den damit verbundenen Segen im Tausendjährigen Reich, besteht dieser Ratschluss von Grundlegung der Welt an (Mt 13,35). Wenn es um Christus und die Versammlung geht, dann besteht dieser Ratschluss von vor Grundlegung der Welt an und damit von Ewigkeit her (Eph 3,11; 1,3) übrigens auch, wenn er die Erde einschließt (Eph 110).

Sollte der Ratschluss Gottes einmal in Erfüllung gehen, sei es im Hinblick auf die Erde oder im Hinblick auf Christus und seine Versammlung, gab es nur einen Weg dazu – Christus musste leiden und sterben. Dazu musste das Werk von Golgatha in Erfüllung gehen und der Messias „zerschlagen“ werden.

Der Messias wird zerschlagen und leidet

Wenn der Prophet davon spricht, dass es dem HERRN „gefiel“, ihn zu zerschlagen, darf der Ausdruck keinesfalls sarkastisch aufgefasst werden. Vielmehr möchte der Prophet damit ausdrücken, dass durch das Opfer des Herrn Jesus der Gnadenratschluss Gottes in Erfüllung ging.

Sein Plan wurde dadurch ausgeführt. Das geschah in dem Augenblick, als der Messias in den drei Stunden der Finsternis von Gott gerichtet wurde und dieser Ihn sühnend leiden ließ.

Durch dieses Werk wurde Gott unendlich verherrlicht. Wie beim Brandopfer, das in seine Stück „zerlegt“, und beim Räucherwerk, das „zerstoßen“ wurde, ein Wohlgeruch emporstieg, so stieg aus dem Opfer des Herrn Jesus, als dieser von Gott „zerschlagen“ wurde, ein duftender Wohlgeruch empor (2. Mo 30,36; 3. Mo 1,6; Eph 5,2). Gott wurde durch das Werk vollkommen befriedigt und verherrlicht.

Der Augenblick wird kommen

Bei der Erscheinung des Messias wird der gläubige Überrest verstehen, dass der Ratschluss Gottes nur in Erfüllung gehen konnte, weil der Messias „zerschlagen“ wurde. Dadurch wird Gott den Überrest einmal im Tausendjährigen Reich segnen. An diesem Segen werden sie sich vollkommen erfreuen.

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