Der leidende Knecht (11) -Jesaja 53,8 (1)

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In Vers 7 haben wir gesehen, dass der Messias sich still und stumm wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird, unter die Misshandlungen seiner Feinde beugte. Nun spricht Jesaja davon, dass der Messias aus der Angst und aus dem Gericht weggenommen wurde. Dabei hat der Prophet das Gericht vor Augen, dass der Herr Jesus vonseiten der Menschen erduldete.

Weggenommen aus der Angst und dem Gericht

Obwohl der Messias ein Leben in vollkommener Gerechtigkeit und Sündlosigkeit führte, verurteilten die Menschen Ihn zum Tod. Diese Verurteilung durchlief einen Gerichtsprozess, der absolut ungerecht und voller Bosheit war. Ob es sich dabei um die Verhöre im jüdischen Bereich unter Annas, Kajaphas und das Synedrium handelte oder um das Gericht des römischen Statthalters und Prokurators Pilatus, in beiden Fällen wurde der Herr erniedrigt, entwürdigt und zu unrecht angeklagt.

Wie sehr hat Er in dieser Zeit gelitten, als man Ihn während dieser Verhandlungen ins Angesicht spuckte, Ihn mit Fäusten ins Gesicht schlug, Ihm eine Dornenkrone aufsetzte und Ihn verspottete. Schließlich geißelte und kreuzigte man Ihn, wodurch der Hass und die Verwerfung ihren Höhepunkt fanden. Schuld konnte Ihm jedoch niemand aufzeigen (Mt 26,60; 27,4.19; Lk 23,41). Auch Pilatus nicht (Mt 27,24; Lk 23,4.14.22).

Dieses unter Menschenhand gemachte ungerechte Gericht, konnte Gott nicht länger mit ansehen. Er konnte nicht länger zulassen, das der Mensch seinen Sohn derart misshandelte. Deshalb wurde Er aus dem menschlichen Gericht letztlich durch den Tod hinweggenommen.

In Psalm 102,25 lesen wir prophetisch im Hinblick auf den Messias: „Mein Gott, nimm mich nicht weg in der Hälfte meiner Tage!“ Die Antwort darauf ist bezeichnend: „Von Geschlecht zu Geschlecht sind deine Jahre“ (Ps 102,25). Mit  etwa 33 Jahren nahm Gott Ihn schließlich in der Hälfe seiner Tage weg, sodass Er nicht länger der Gegenstand derer war, die Ihn zu unrecht verurteilt und misshandelt hatten.

Eine ebenfalls in diesem Zusammenhang bezeichnende Stelle ist Apostelgeschichte 8. Dort lesen wir: „In seiner Erniedrigung wurde sein Gericht weggenommen“ (Apg 8,33). Durch diese Stelle wird ebenfalls bestätigt, dass es sich um die Hinwegnahme des Herrn Jesus aus dem Gericht, das Er vonseiten der Menschen erlitt, handeln muss. Durch den Tod wurde Er sozusagen den Menschen mit dessen boshaften Handlungen entzogen.

Nicht aus dem Gericht Gottes

Dass es sich hierbei nicht um das Gericht vonseiten Gottes handeln kann, macht das Wort „wegnehmen“ sowohl in Jesaja 53 als auch in Apostelgeschichte 8 deutlich. Denn hätte Gott Ihn aus dem Gericht Gottes, aus den drei Stunden der Finsternis, weggenommen, hätte der Heiland nie ausrufen können: „Es ist vollbracht“ (Joh 19,30)! Doch gerade dieser Triumphruf dokumentiert, dass Er das Gericht bis zum Ende erduldet und den Kelch des Zorns vollständig geleert hat. Dafür sei Ihm ewig Anbetung dargebracht.

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