Durch den letzten Vers dieser vierten Strophe (V7-9) wird noch einmal deutlich, wie geringschätzig die Menschen dem Messias gegenüber eingestellt waren. Sie bestimmten sein Grab bei Gottlosen. Auf der anderen Seite sehen wir die ganze Wertschätzung Gottes über seinen Sohn. Er ließ den, der arm wurde und in Armut lebte, im Tod bei einem Reichen sein. Zugleich wird betont, wie vollkommen der Messias war. Weder Unrecht noch Trug kennzeichneten Ihn.
Das Grab des Messias
Schon von Beginn an wurde der Messias abgelehnt (Joh 1,11). Als Er aus dem Himmel auf die Erde kam, begegneten Ihm größtenteils verstockte und ablehnende Herzen. Diese ablehnende Haltung mündete schließlich in seiner Verwerfung, die ihren Höhepunkt in der Kreuzigung Jesu fand. Dabei gab man Ihm einen Platz zwischen zwei Gottlosen1. Das sollte sich auch bei seiner Grablegung nicht ändern, sodass man sein Grab ebenfalls bei Gottlosen bestimmte. Das war der Ratschluss des Menschen.
Allerdings steht Gott über dem Ratschluss des Menschen. Wenn dieser das Grab bei Gottlosen bestimmte, so war Gottes Plan ein anderer. Deshalb fährt Jesaja auch nach dem Teilsatz „und man hat sein Grab bei Gottlosen bestimmt“ mit einem „aber“ fort. Darin sieht man den Gegensatz, dass der Messias nicht, wie die Menschen es sich erdachten, bei Gottlosen begraben wurde, sondern nach dem Willen und der Vorsehung Gottes bei einem Reichen. Dieser wollte die Schmach, bei Gottlosen begraben zu werden, nicht auf seinen Sohn fallen lassen.
Gott setzt Grenzen
Gott hatte es dem Menschen erlaubt, Hand an seinen Sohn zu legen und Ihn zu misshandeln (Lk 22,53). Doch nachdem Er gestorben war, ließ Gott nur noch zu, dass ein römischer Soldat mit einem Speer seine Seite durchbohrte. Von da an durfte kein Feind mehr Hand an Ihn legen. Jetzt gestattete Gott nur noch Joseph von Arimathia, dass Er seinen Leib vom Kreuz nehmen durfte, um Ihn in Würde zu begraben. Nach dem Bericht des Johannes war auch Nikodemus daran beteiligt (Joh 19,39).
Dabei wollen wir nie vergessen, wie schwer es für den Herrn Jesus gewesen sein muss, in den Tod zu gehen. Der Tod war etwas Qualvolles. Das macht die Pluralform des Wortes „Tod“ in diesem Vers deutlich. Denn dort heißt es eigentlich „in seinen Toden".
Joseph von Arimathia und dessen Glaubenstat
Der Reiche, von dem der Prophet Jesaja spricht, war Joseph von Arimathia. Dieser Mann findet sich in allen Evangelien wieder, sodass alle über seine Glaubenstat berichten. Dabei bekommt dieser Mann unterschiedliche Attribute verliehen:
- Matthäus berichtet, dass dieser ein reicher Mann war, der auch selbst zu einem Jünger Jesu geworden ist (Mt 27,57).
- Markus berichtet, dass Joseph ein angesehener Ratsherr war, der auch selbst das Reich Gottes erwartete (Mk 15,43).
- Lukas fügt noch hinzu, dass er ein guter und gerechter Mann war, der nicht in den Rat der Gottlosen und deren Tat mit eingewilligt hatte (Lk 23,50).
- Johannes bekräftigt noch mal, dass er ein Jünger Jesu, der allerdings aus Frucht vor den Juden ein verborgener war (Joh 19,38).
Dieser Joseph nahm den toten Leib des Herrn Jesus, wickelte Ihn in reines, feines Leinentuch und legte Ihn in eine ganz neue Gruft, die er extra hatte aushauen lassen und verschloss sie mit einem großen Stein (Mt 27,59.60). Nun lag der Leib des Messias im Herzen der Erde. In seinem Leben zählte Er „äußerlich“ zu den Armen aber in seinem Tod sorgte Gott dafür, dass Er bei einem Reichen war – „weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist“.
Vollkommen in seinem Leben
Durch dieses würdige Begräbnis ehrte Gott seinen Sohn. Denn dieser hatte vollkommen zur Ehre Gottes gelebt. Weder Unrecht noch Trug waren bei Ihm zu finden.
Kein Unrecht
Wenn der Prophet davon spricht, dass der Messias kein Unrecht ausübte, dann meint er damit, dass der Messias Zeit seines Lebens keine einzige Sünde tat. Damit war Er nicht nur das Lamm, das sich still und stumm nach Golgatha führen ließ, sondern zugleich das Lamm „ohne Fehl und ohne Flecken“ (1. Pet 1,19; vgl. 1. Pet 2,22; 2. Kor 5,21; 1. Joh 3,5; Heb 4,15; 7,26; 1. Pet 3,18). So handelte der Messias als der Reine und Heilige in allem vollkommen.
In seinem Leben und in seinen Taten gab es keine Spur von Sünde und Unrecht. Das bezeugen nicht nur die drei Apostel Petrus, Paulus und Johannes, sondern auch eine Anzahl von Menschen, die zur Zeit des Herrn Jesus lebten und Ihn sahen (Mt 27,4.19.24; Lk 23,4.15.22.41.47;).
Kein Trug
Der Messias war aber nicht nur in seinem Handeln vollkommen. Er war auch in seinen Worten vollkommen (vgl. 1. Pet 2,22). Jedes Wort, das aus seinem Mund hervorging, stellte Ihn als den dar, der Er war: die Wahrheit (Joh 8,25). Sein Gedanke ging nicht weiter als sein Mund (Ps 17,3). Jedes Wort war authentisch und vollkommen an seinem Platz.
Einzigartig
So hält Gott am Ende der vierten Strophe fest, dass sein Sohn in seinem Verhalten, in seinen Taten und in seinen Worten einzigartig und in jeder Hinsicht zu Gottes Wohlgefallen lebte.
Fußnoten
- 1 Wenn auch der eine Übeltäter noch kurz vor seinem Tod den Herrn Jesus im Glauben annahm, so war er doch zu Beginn der Kreuzigung ein Gottloser, sodass der Messias zunächst zwischen Gottlosen hing.
Quelle: bibelpraxis.de/a5933.html
Artikelreihe: Der leidende Knecht
- Jesaja 52,13 – 53,12
- Jesaja 52,13
- Jesaja 52,14.15
- Jesaja 53,1
- Jesaja 53,2
- Jesaja 53,3
- Jesaja 53,4
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- Jesaja 53,8
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- Jesaja 53,8 (4)
- bei einem Reichen im Tod
- Jesaja 53,10 1
- Jesaja 53,10.11
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- Jesaja 53