In diesem Vers wird die Verachtung des Messias beschrieben. Es sind Worte des zukünftigen gläubigen Überrests aus Israel. Sie drücken aus, wie der Messias bei seinem ersten Kommen in Niedrigkeit und Demut von den Menschen verachtet, verlassen und für nichts geachtet wurde. Das war ihre damalige Haltung. Damit wird sich der Überrest einsmachen, indem er sagen wird: „Wir haben ihn für nichts geachtet" (Jes 53,3).
Verachtet von den Hochgestellten
Zunächst zeigt Jesaja auf, wer den Messias verachtete. Es waren die Männer, die Hochgestellten, worunter die Führer des Volkes zu verstehen sind. Dazu zählten beispielsweise die Pharisäer. Obwohl gerade sie den Messias hätten erkennen müssen, denn um die Prophezeiungen des Alten Testaments wussten sie, verachteten sie Ihn.
Die Verachtung jener Führer drückte sich etwa darin aus, dass sie sagten: „Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist" (Joh 9,24). An andere Stelle hören wir aus ihrem Mund die herabwürdigenden Worte sagen, dass Er ein „Fresser" und „Weinsäufer" sei, „ein Freund von Zöllnern und Sündern" und dass Er „die Dämonen nicht anders austreibt als durch den Beelzebul, den Fürst der Dämonen" (Mt 11,19; 12,24).
Diese verachtende Haltung muss den Heiland innerlich zutiefst geschmerzt haben, sodass seine reine und heilige Seele zutiefst darunter litt.
Verlassen von ihnen
Neben der schmerzlichen Verachtung durch die Hochgestellten des Landes wurde Er zudem von ihnen verlassen. So litt der Messias nicht nur unter der Verachtung der Menschen, sondern auch unter der Einsamkeit. Von dieser Art der Leiden zeugen besonders die Psalmen. Dort wird prophetisch über Ihn berichtet, dass Er dem Pelikan in der Wüste glich und wie die Eule in der Einöde war (Ps 102,7). Der Pelikan ist ein Vogel, der am Wasser lebt. In der Wüste ist er vollkommen einsam. Auch die Eule der Einöde spricht prophetisch von der Einsamkeit des Herrn Jesus, während Er auf der Erde lebte. Zugleich war Er der, der wie ein einsamer Vogel auf dem Dach lebte und nach dessen Seele niemand fragte (Ps 102,8; 142,5).
Diese Einsamkeit fand ihre Ursache nicht darin, weil Er sich von den Menschen abgewandt hatte, sondern weil die Menschen sich bewusst von Ihm trennten. Gerade von dem, der gekommen war, um sie zu retten.
Ein Mann der Schmerzen
Als ob die Verachtung und die Einsamkeit nicht schon schwer genug für den Messias gewesen wären, so war Er auch „der Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut" (Jes 53,2). Diese Art der Leiden fand ihre Ursache nicht in Ihm selbst. Er war vollkommen sündlos und damit völlig frei von den negativen Folgen der Sünde (2. Kor 5,21; 1. Pet 1,19; 2,22; 1. Joh 3,5; Heb 4,15).
Die Schmerzen und Leiden, die uns hier beschrieben werden, sind Leiden gewesen, die der Herr Jesus während seines Lebens erduldete, und nicht erst am Kreuz. Vor allem der Anblick der Sünde bei den Menschen mit dessen Folgen, stehen hier vor uns. Diese ließen Ihn innerlich nicht unberührt. In vollkommener Weise ging Er darauf ein und nahm Anteil daran. Das zeigt beispielsweise die Begebenheit am Grab von Lazarus (Joh 11,33-38). Dort empfand Er zutiefst, die schrecklichen Folgen der Sünde - den Tod. Als Er diese Folgen sah, litt seine reine Seele, wie keine andere in dieser Welt. Dort seufzte Er tief im Geist und erschütterte sich und vergoss Tränen (Joh 11,33.35). Das waren Leiden und Schmerzen, mit denen der Messias Zeit seines Lebens vertraut war.
Von dem Volk für nichts geachtet
Während der Herr Jesus auf der Erde lebte, sahen die Jünger und die, die Ihn angenommen hatten, im Glauben seine Herrlichkeit: „Und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater" (Joh 1,14). Jene Herrlichkeit sah das ungläubige Volk Israel allerdings nicht (Jes 53,3). Für sie war Er vollkommen wertlos. Er bedeutete ihnen nichts.
Die Worte „wir" machen deutlich, dass es sich hierbei nicht nur um die Hochgestellten in Israel, sondern letztlich um das ganze ungläubige Volk handelte, dass den Messias für nichts achtete. Es sind die Worte des zukünftigen Überrests, der sich in der Zukunft damit einsmachen und anerkennen wird, dass sie es waren, die den Sohn Gottes für nichts achteten.
Was für ein Schmerz muss das für den Heiland bedeutet haben, gerade von denen verachtet, verlassen und für nichts geachtet zu werden, für die Er doch in völliger Liebe und Hingabe aus dem Himmel gekommen war, um sie zu erretten?
Quelle: bibelpraxis.de/a4777.html
Artikelreihe: Der leidende Knecht
- Jesaja 52,13 – 53,12
- Jesaja 52,13
- Jesaja 52,14.15
- Jesaja 53,1
- Jesaja 53,2
- Jesaja 53,3
- Jesaja 53,4
- Jesaja 53,5
- Jesaja 53,6
- Jesaja 53,7
- Jesaja 53,8
- Jesaja 53,8 (2)
- Jesaja 53,8 (3)
- Jesaja 53,8 (4)
- bei einem Reichen im Tod
- Jesaja 53,10 1
- Jesaja 53,10.11
- Jesaja 53,11
- Jesaja 53,12a
- Jesaja 53,12 b
- Jesaja 53