Gedankensplitter (2) zum Anfang der Versammlung auf der Erde (Apg 2)

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© Sauerteig

In Apostelgeschichte 2,1 lesen wir: „Und als der Tag der Pfingsten erfüllt wurde, waren sie alle an einem Ort beisammen.“

Pfingsten

Zuerst lernen wir, wann dieses wunderbare Ereignis stattfand: am Tag der Pfingsten. Pfingsten ist ein israelitisches Fest. Die Bezeichnung selbst (griechisch pentecoste = der Fünfzigste [Tag]) wurde diesem Fest erst später durch Griechisch sprechende Juden gegeben. Dieser Name leitet sich ab aus 3. Mose 23,16: „Und ihr sollt euch zählen vom anderen Tag nach dem Sabbat, von dem Tag an, da ihr die Webe-Garbe gebracht habt: Es sollen sieben volle Wochen sein. Bis zum anderen Tag nach dem siebten Sabbat sollt ihr fünfzig Tage zählen; und ihr sollt dem HERRN ein neues Speisopfer darbringen“ (3. Mo 23,15.16).

Das heißt, dieses jüdische Fest wurde 50 Tage nach dem Sabbat gefeiert, an dem die Garbe der Erstlinge Gott gebracht wurde. Diese Garbe wurde auf dem ersten Erntefest des Jahres gebracht. Diese erste Ernte wurde Gott „geopfert“ und nicht konsumiert.

Ohne dies hier ausführlich erklären zu wollen, sind die sieben Feste ein Hinweis auf bestimmte Stationen in der Heilsgeschichte des Menschen. Das Passah ist ein Hinweis auf den Herrn Jesus, der am Kreuz für uns gestorben ist (1. Kor 5,7). Das Fest der Erstlingsgarbe ist ein Vorbild auf die Auferstehung des Herrn Jesus.

Erfüllung

Und nach Apostelgeschichte 2 wurde etwas 50 Tage später „erfüllt“. Das heißt zunächst, dass nunmehr genau 50 Tage vergangen waren. Was war 50 Tage zuvor geschehen? An dem ersten Tag nach dem Sabbat, dem ersten Tag der Woche, fand die Auferstehung des Herrn Jesus statt. Genau an dem Fest der Erstlingsgarbe (3. Mose 23,9-14). Und was geschah jetzt, wieder an einem ersten Tag der Woche? Die Verse Apostelgeschichte 2,2-4 zeigen, dass der Heilige Geist auf die Erde kam.

Die Verheißung des Vaters

Das ist das Einlösen des Versprechens (der Verheißung) des Herrn, von der wir in Apostelschichte 1,4-8 lesen: „Und als er mit ihnen versammelt war, befahl er ihnen, sich nicht von Jerusalem zu entfernen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten – die ihr, sprach er, von mir gehört habt; denn Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen … ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ Der Herr hatte also angekündigt, dass der Vater den Heiligen Geist senden würde. Und genau dies geschah jetzt.

Zwei Webebrote

In 3. Mose 23 lesen wir, dass an diesem Pfingstfest zwei Webebrote dargebracht werden mussten. Eigentümlicherweise musste sie – im Gegensatz zu den normalen Speisopfern – aus Sauerteig bestehen, die dann gebacken wurden. Das ist ein prophetischer Hinweis auf die Gläubigen, aus denen Gott die Versammlung (Gemeinde, Kirche) gebildet hat. Wir alle waren Sünder, bevor wir den Herrn Jesus als Retter angenommen haben. Von dieser Sünde spricht der Sauerteig.

Aber der Sauerteig wurde der Hitze des Ofens oder des Feuers ausgesetzt und kam dadurch zum Stillstand. So ist der Gläubige deshalb kein Sünder mehr, weil der Herr Jesus für diese Sünde gestorben ist, indem Er sich dem Feuer des Gerichts ausgesetzt hat. Auf der Grundlage dieses „Opfers“ hat Gott uns ewiges Leben geschenkt, so dass wir Kinder Gottes geworden sind. Die Versammlung besteht nicht aus Sündern, sondern aus Erlösten, die neues Leben in Christus besitzen.

Ein neues Zeugnis

Es wurden zwei Brote dargebracht, weil Gott die Versammlung gebildet hat, um hier auf der Erde ein neues Zeugnis zu haben. Bislang war das Volk Israel der Zeuge Gottes auf der Erde. Nun aber hatte dieses Volk seinen eigenen Messias ans Kreuz gebracht und ermordet. So konnte Gott sie als Zeugen nicht mehr einsetzen. Er hat dieses Volk (für eine Zeitperiode) beiseitegesetzt.

An ihre Stelle setzt Er nun ein neues Zeugnis. Daher mussten es zwei Brote sein, weil man ein glaubwürdiges Zeugnis nur dann haben kann, wenn mindestens zwei sich bestätigende Zeugen vorhanden sind. Und diese Zeugen der Gnade, Liebe und Heiligkeit Gottes sind diejenigen, die zur Versammlung Gottes gehören. Hoffentlich ist das auch Realität in unserem täglichen Leben …

An einem Ort beisammen

Nun lesen wir, dass die Gläubigen, von denen wir in Apostelgeschichte 1 gelesen haben, an einem Ort beisammen waren. Aus Apostelgeschichte 1,15 wissen wir, dass es ungefähr 120 Personen waren. Gott führte es so, dass diese im Bewusstsein, dass der Herr sein Versprechen einhalten würde, täglich zusammen waren (vgl. Apg 1,14) und vermutlich miteinander beteten. So konnte der Geist Gottes an diesem ersten Tag eine wunderbare Einheit bilden aus denen, die dort versammelt waren.

Diesen Ausdruck „beisammen“ (griechisch: epi to auto) finden wir öfter (10-mal) im Neuen Testament. Man hat das auch „Versammlungs-Gemeinschaft“ genannt. Es handelt sich um ein fortdauerndes Beisammensein der Gläubigen, das auch Alltägliches wie normale Mahlzeiten miteinschloss, wie man aus dem Ende unseres Kapitels schließen kann. Wir dürfen das also nicht auf die Zusammenkünfte der Gläubigen beschränken. Das wird auch aus unserem Vers deutlich, wo diese Versammlung noch gar nicht entstanden war. Aber Gott bewirkte eine gewisse Einheit der Gläubigen, die Er dann durch das Senden des Heiligen Geistes zu einer vollkommenen, in seinen Augen unzerbrechlichen Einheit gemacht hat.

Wie viel ist uns diese Einheit heute noch wert? Streben wir danach, die von Paulus dann später erklärte „Einheit des Geistes“ zu verwirklichen? Es ist unser Auftrag, das dürfen wir nicht vergessen.

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