Gedankensplitter (20) zum Anfang der Versammlung auf der Erde (Apg 4)

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Das erste, was sie im Anschluss an die Begrüßung durch die Ihren taten, war, dass sie gemeinschaftlich – die Gläubigen und die Apostel – beteten. Sie wandten sich an den, der allein in der Lage war, ihnen zu helfen.

Apostelgeschichte 4,24

Die Verse 24-30 geben uns wichtige und nützliche Hinweise für das gemeinsame Gebet der Kinder Gottes. Es gibt Aspekte, die wir so nicht auf uns und unsere Zeit übertragen können. Aber eine Reihe von Grundsätzen werden an diesem Gebet deutlich.

Sie aber, als sie es hörten, erhoben einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen: Herrscher, du, der du den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hast und alles, was in ihnen ist“ (Apg 4,24).

Grundsätzliche Aspekte des Gebets einer örtlichen Versammlung

  1. Die Gläubigen hörten etwas von den Bedürfnissen der Diener:

Natürlich dürfen wir ohne tieferes Hintergrundwissen für die Diener des Herrn, für das Werk des Herrn, für die Gläubigen usw. beten. Aber Gott sucht einsichtiges Gebet. Dazu ist es nicht nur nützlich, sondern wichtig, zuerst einmal zuzuhören, was die wirklichen Bedürfnisse sind. Oft kennen wir konkrete Umstände nicht selbst, sondern sind darauf angewiesen, dass andere uns davon berichten. Zuhören vor dem Beten ist sowohl im persönlichen als auch im gemeinschaftlichen Gebetsleben von großem Wert. Dann kann man konkret und zielgerichtet beten.

  1. Sie erhoben einmütig ihre Stimme.

Schon der Herr Jesus hat davon gesprochen, dass dann, wenn die örtliche Versammlung – und mögen es nur zwei sein – „übereinkommt“ (Mt 18,19), der Vater dieses Gebet erhört. Über die Voraussetzung, die der Herr in Matthäus 18,20 nennt, muss man dann natürlich auch noch nachdenken. Aber wie traurig, wenn Gläubige nicht „einmütig“ sondern im Streit oder Gegeneinander beten. Wie könnte Gott solche Gebete erhören?

Um einmütig zu beten, ist es wichtig, dass ich die Gedanken meiner Mitgläubigen zu dem Gebetsgegenstand kenne. Das heißt nicht, dass wir alles vor einer Gebetszusammenkunft miteinander besprechen müssten. Oft kennen wir einander gut genug und können daher auf Einmütigkeit vertrauen. Aber Einmütigkeit bedarf auch einer gewissen Selbstdisziplin. Einfach drauflos zu beten, ohne an die Mitgeschwister zu denken, kann schnell in die Irre führen. Und wenn meine Geschwister das Thema meiner Bitte gar nicht einordnen können, weil sie von diesem Problem womöglich jetzt das erste Mal hören, ist auch nicht hilfreich. Einmütigkeit ist wirklich ein herausforderndes und sehr wichtiges Thema in diesem Zusammenhang. Daran sollten wir nicht leichtfertig vorbeigehen.

  1. Sie erhoben ihre Stimme zu Gott.

Das macht deutlich, dass man wusste, an wen man sich wandte im Gebet. Das blieb nicht offen, war nicht wage, wechselte auch nicht, sondern war allen Beteiligten von Anfang an klar. Wir finden im Neuen Testament, dass Gebete ganz grundsätzlich an Gott gerichtet werden. Die meisten Gebete aber wenden sich an Gott, den Vater, oder an den Herrn Jesus. Nie wird ein Gebet zum Heiligen Geist gesprochen, da Er derjenige ist, der uns im Gebet anleitet und in dessen Kraft wir beten.

Es ist immer hilfreich, sich vor einem Gebet kurz zu überlegen, an wen man sich wendet. Dazu gibt es kein Gesetz im Neuen Testament. Aber wenn es um die Schöpfung, und Bewahrung, um Beistand, um Trost und Hilfe geht, finden wir oft Gott, den Vater, vor den Herzensaugen der Beter. Wenn es um den Dienst geht und natürlich darum, dass Christus für uns und unsere Sünden gestorben ist, denken wir an den Herrn Jesus. Wir lesen nicht, dass die Beter die Ansprechperson gewechselt hätten, auch wenn wir hier kein Gesetz daraus machen sollten. Aber eine gewisse Disziplin im Beten ist angemessen.

  1. Gott, der Schöpfer

Wie schon erwähnt ist Gott für uns der Vater. Die Apostel und auch die ersten Christen hatten zwar in Christus die volle Offenbarung Gottes, auch als Vater. Aber erst der Apostel Paulus hat das in vollständigem Sinn dann in seinen Briefen erläutert. So würden wir uns vermutlich eher nicht in einem solchen Gebet an den Schöpfer wenden, obwohl wir nie vergessen sollten, dass Gott, dass der Herr Jesus Schöpfer ist.

Wichtig ist, dass wir uns bewusst sind, mit wem wir es zu tun haben. Der Herr Jesus ist nicht unser „Kumpel“, wir stehen nicht auf seiner Stufe! Er ist nicht unseresgleichen in diesem Sinn, auch wenn Er wirklich Mensch geworden ist. Wir haben große Ehrfurcht und Achtung vor Ihm. Das gilt natürlich in gleicher Weise für Gott, unseren Vater. Wir sollten nicht künstlich „geistlich“ beten. Aber wir sollten in angemessenen Worten beten, nicht in Umgangssprache. Dessen wird sich ein Christ immer bewusst sein und bleiben.

  1. Ein kurzes und konkretes Gebet

Bevor wir in der nächsten Folge weitere Punkte bedenken, noch dieses: Das Gebet, dass die Gläubigen hier sprechen, ist kurz und konkret. Es wird nicht um die Sache herumgeredet. Wir lesen nicht von vielen Worten oder gar von Plappern. Die Gläubigen kommen direkt zur Sache. Lasst uns das in unserem Gebeten, die wir in der Öffentlichkeit (in der Versammlung, Gemeinde, Kirche Gottes) sprechen, auch immer bedenken.

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