Gedankensplitter (18) zum Anfang der Versammlung auf der Erde (Apg 2)

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Im letzten Vers des zweiten Kapitels lesen wir dann: Sie „lobten Gott und hatten Gunst bei dem ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich hinzu, die gerettet werden sollten."

Was für ein großartiger Abschluss dieses ersten „Kapitels" der christlichen Zeit. Gott, der Heilige Geist, war auf diese Erde gekommen. Im Alten Testament wirkte Er auf der Erde und kam auf einzelne Personen. Nun aber sandte Ihn der Vater, um auf der Erde zu wohnen. Er war in die Erlösten persönlich und in die Versammlung (Gemeinde) kollektiv gekommen. Das hatte weitreichende Auswirkungen: Die Gläubigen gehörten von nun an alle zusammen. Zudem begleitete Gott diese neue Zeit mit Wunderwirkungen wie dem Sprachenreden. Die zuvor ängstlichen Gläubigen hatten auf einmal Freimütigkeit und wurden kühn im Glauben. Vor allem prägte sie eine ganz neue Art der Gemeinschaft.

Die Anbetung Gottes

Nun sehen wir ein weiteres Kennzeichen: Sie lobten Gott. Anbetung Gottes gab es schon im Alten Testament. Dort aber fand sie in materieller Weise statt. Nun jedoch wurde sie zur christlichen Anbetung. Die Gläubigen mögen noch nicht viel verstanden haben davon, was wahres Christentum bedeutet. Aber der Heilige Geist rief ihnen in Erinnerung, was der Herr ihnen gesagt hatte (Joh 14,26). Und Jesus hatte über die christliche Anbetung gesprochen, zum Beispiel zur Frau am Jakobsbrunnen (Joh 4,23.24).

Diese christliche Anbetung prägte die Gläubigen damals. Sie sollte unser Glaubensleben ebenfalls kennzeichnen. Wir könnten Gott, unserem Vater, im Namen des Herrn Jesus sowohl persönlich als auch gemeinschaftliche Anbetung bringen. Besonders das Zusammenkommen zum Brotbrechen, wenn wir zum Gedächtnis des Herrn in seinen Leiden versammelt sind, ist dafür eine gute Gelegenheit. Wer zu Hause Gottes Wort liest und dem Herrn Jesus und Gott, dem Vater, Anbetung bringt, tut dies gleichfalls seiner Freude.

Gunst bei den Menschen

Gott schenkte den Gläubigen darüber hinaus Gunst bei den Menschen. Das war am Anfang des Lebens unsres Herrn ebenfalls so. Er nahm zu an Weisheit und Gunst sowohl bei Gott als auch bei den Menschen (Lk 2,52). Wie ihr Meister würden diese ersten Christen ebenfalls schnell erleben, dass solch eine Gewogenheit oft nur vorübergehender Art ist. Neid und Feindschaft würden nicht lange auf sich warten lassen, wie das nächste Kapitel der Apostelgeschichte (Apg 3-4) zeigt.

Dennoch war es eine Ermutigung für die Christen, dass Gott ihnen zunächst die Gunst vonseiten der Menschen erleben ließ. So konnte die Versammlung Gottes wachsen. Sie wird bei diesen ersten Schritten allerdings noch nicht mit diesem Namen genannt, obwohl es um sie geht. Das gilt auch für diesen Schlussvers des Kapitels. Das hat Gläubige irritiert, offensichtlich auch Abschreiber. Vermutlich hat genau das manche Abschreiber der Briefe dazu gebracht, nachträglich diesen Ausdruck „Versammlung" einzufügen, weil sie dachten, es geht doch hier um die Versammlung.

Wachstum

Wie sieht es in unserer Zeit aus? Wir dürfen Gott von Herzen dankbar sein, dass auch heute noch die Versammlung Gottes wächst. Sie mag nicht mehr so spektakulär und rapide an Zahl zunehmen. Aber sie nimmt zu. Denn täglich, so kann man hören und lesen, gibt es Menschen, die Jesus als ihren Retter annehmen. Und damit breitet sich auch jetzt noch die Versammlung Gottes aus. Wir dürfen uns daher bei allem Niedergang angesichts der geistlichen Schwachheit in unserem Leben und trotz großer Gleichgültigkeit inmitten der Christenheit nicht den klaren Blick verstellen lassen. Gott wirkt auch weiterhin. Die Frage ist, ob Er uns dazu benutzen kann oder ob Er andere Werkzeuge einsetzen muss, weil wir zu träge, zu unbeteiligt oder sogar desinteressiert sind.

Wer wirkte? Es war der Herr! Er stand hinter dieser Vermehrung. So sehr zweifellos die Apostel und die ersten Christen aktiv waren, kam es auf Gott und sein souveränes Handeln an. Er bewirkte die neue Geburt bei Menschen, die das Evangelium der Gnade hörten. Und Er fügte täglich die hinzu, die gerettet werden sollten. Bis zu diesem Zeitpunkt standen sie unter dem Gerichtsurteil Gottes über die Juden. Nun Aber haten sie sich von dem verkehrten Geschlecht der Juden retten lassen (V. 40). Nun gehörten sie zu einer ganz neuen Klasse von Menschen: den Geretteten.

Mit dem Gedanken des Wachstums an Zahlen schließt dieses Kapitel ab. Gottes Wirken war eindrucksvoll. Er hatte seine Versammlung gebildet. Er hatte ihnen seinen Geist geschenkt. Und nun stand Er ihnen zu Seite, damit sie in Vollmacht seine Zeugen sein konnten, in Wort und Tat, im Dienst wie im täglichen Leben.

Vergiss nicht, dass derselbe Gott auch heute noch wirksam ist. Einerseits kann Er unser Versagen nicht durch äußere Wunder als prägendes Merkmal bestätigen, obwohl Er bis in die aktuelle Zeit Wunder wirkt. Andererseits ist seine moralische Kraft selbst in dieser letzten Zeit des Niedergangs in denen tätig, die sich ihrer Schwachheit bewusst sind und in Demut und Sanftmut für Ihn leben.

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