Im letzten Artikel haben wir die Gesinnung, die Anrede und das Bewusstsein behandelt, zu wem die Gläubigen sprechen. Einmütigkeit und Ehrfurcht vor Gott sind wichtige Voraussetzung dafür, dass Gott unsere Gebete erhört.
Apostelgeschichte 4,25-28
Nun folgt ein längeres Zitat aus dem Alten Testament, das die ersten Christen in ihrem Flehen aussprechen. Auch aus diesen Versen können wir für unser gemeinschaftliches Gebetsleben lernen.
„Der du durch den Mund deines Knechtes David gesagt hast: „Warum tobten die Nationen und sannen Eitles die Völker? Die Könige der Erde traten auf, und die Obersten versammelten sich miteinander gegen den Herrn und gegen seinen Christus.“ Denn in dieser Stadt versammelten sich in Wahrheit gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, sowohl Herodes als auch Pontius Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels, um alles zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zuvor bestimmt hat, dass es geschehen sollte“ (Apg 4,25-28).
Grundsätzliche Aspekte des Gebets einer örtlichen Versammlung (2)
- Das Wort Gottes zitieren?
Wir müssen in unseren Ansprachen an Gott die Schrift durchaus nicht direkt anführen. Das gilt erst recht für längere Abschnitte, wie wir das hier finden. Wir wollen vor allen Dingen frei beten und nicht in erster Linie Bibeltexte (und Lieder) „rezitieren“. Dann müssten wir mit offener Bibel oder aufgeklapptem Liederbuch sowie geöffneten Augen beten. Natürlich stellen wir menschliche Lieder und Gottes Wort nicht auf eine Stufe! Aber beides wäre in diesem Zusammenhang unangemessen.
Gott hört gerne das, was wir Ihm ohne Zwang und spezieller Form sagen. Wer durch das Auswendiglernen in der Lage ist, Bibelverse zu zitieren, mag das tun. Aber es macht sein Gebet nicht besser oder höherstehend. So ist auch das Lied „Dem, der uns liebt“ (Off 1,5.6) nicht geistlicher als andere Gedicht, obwohl sein Inhalt inspirierter Bibeltext ist. Aber das Lied könnte „an der falschen Stelle“ vorgeschlagen werden; dann ist es weniger hilfreich als andere Texte! Längere Bibelverse wären in einem Gebet ohnehin ermüdend. Das also ist nicht das Vorbild von Apostelgeschichte 4. Aber es ist nicht verkehrt, in einem Gebet auch Verse aus Gottes Wort direkt oder indirekt zu zitieren!
- Das Wort Gottes als Grundlage unserer Gebete
Viel wichtiger ist, dass unsere Gebete in Übereinstimmung mit Gottes Wort stehen. Und das ist es, was wir aus diesen Versen lernen können. Die Gläubigen der ersten Stunde kannten Gottes Wort, für sie das Alte Testament. Sie lebten damit. Daher wundert man sich nicht, dass sie in der Lage waren, die Schrift auch „frei“ zu zitieren. Für uns stellt sich somit die Frage, ob wir Gottes Wort so kennen, dass unsere Gebete auf dessen Grundlage ausgesprochen werden können. Dann dankt man nicht für Handlungen, die im Widerspruch zum heiligen Text stehen. Man betet nicht für Dienste, die in einer Weise getan werden sollen, die im Gegensatz zur Bibel ausgeführt werden.
- Unterscheidungsvermögen
Geistliche Gebete werden nicht einfach „drauflos“ gesprochen. Natürlich dürfen wir Gott nach Philipper 4,6 freimütig und ohne Scheu alles sagen, was auf unseren Herzen ist. Das aber ist nicht das typische Gebet einer Gebetsstunde. Die Apostel und die Gläubigen in Jerusalem zeigen, dass sie das Alte Testament nicht wahllos auf irgendetwas anwenden. Obwohl es damals kaum weitergehende Belehrungen gab, erkannten die Erlösten richtig, dass die in Psalm 2 genannten Könige der Erde und die Obersten Hinweise auf Herodes (aus dem bekennenden Volk Gottes) und Pilatus (von den Nationen) waren. So führten sie nicht irgendwelche Bibelverse an, sondern genau die für ihre Situation passenden.
Zugleich verstanden diese Gläubigen, dass der Mensch zwar im Eigenwillen und nach Belieben handeln mag. Niemals aber ist er in der Lage, Gottes Ratschluss zu zerstören. Gottes Hand wirkte hinter der Szene und stellte sicher, dass sein Ratschluss ausgeführt wurde.
Wir lernen aus diesem Gebet somit die Wichtigkeit des Wortes Gottes und von geistlichem Unterscheidungsvermögen. Die Heilige Schrift und das Gebet sind untrennbare Bestandteile des gemeinschaftlichen Glaubenslebens der Christen. Das eine geht nicht ohne das andere und umgekehrt. Es geht selbstverständlich nicht darum, durch eine möglichst brillante Kenntnis von Bibelversen zu glänzen, sondern dass dieses Wort in unseren Herzen wohnt (1. Joh 2,14). So werden wir es in angemessener Länge (besser: Kürze) zitieren und in rechter Weise anwenden. Und unsere Gebete widersprechen diesem Wort dann nicht. Gebete sollen durch Gottes Wort nicht „formal“ werden, sondern lebendig und ansprechend bleiben.
Quelle: bibelpraxis.de/a5855.html
Artikelreihe: Gedankensplitter zum Anfang der Versammlung auf der Erde
- Einleitung
- Pfingsten - an einem Ort beisammen
- eine gemeinschaftliche Segnung
- eine persönliche Segnung
- voll Heiligen Geistes/erfüllt mit Heiligem Geist/Sprachenreden
- keine Sprachengabe mehr heute
- die erste christliche Predigt
- Buße und Taufe
- die Verheißung - der Heilige Geist
- Retten vom verkehrten Geschlecht durch die Taufe
- Die Merkmale der ersten Christen
- Die Gemeinschaft
- Das Brechen des Brotes
- Die Gebete
- Furcht und Wunder
- Das Band der Einheit
- im Tempel und zu Hause
- Die Anbetung Gottes und Gunst bei den Menschen
- zu den Ihren
- Prinzipien gemeinsamen Gebets
- Gebete in Übereinstimmung mit Gottes Wort
- Konkrete Bitte
- Zeichen und Wunder
- Gebetserhörung
- ein Herz und eine Seele
- Große Kraft und große Gnade
- kein Bedürftiger
- Barnabas
- Schluss