Der Herr Jesus macht sich auf einen beschwerlichen Weg, weil Menschen Zwietracht zwischen Ihm und Johannes dem Täufer aufbringen wollen. Der ewige Sohn Gottes verhindert dies, indem Er in Demut einen anderen Ort aufsucht. Er geht nach Galiläa. Aber es gab für Ihn – den Ewigen, der alles bestimmt – ein geistliches „Muss“, durch Samaria zu ziehen.
Jesus Christus ist Mensch und Gott in einer Person
Er ist genauso wahrhaftiger aber vollkommener Mensch, wie Er zugleich vollkommen Gott ist. Erschöpft und weggestoßen sitzt Er nun am Brunnen in Sichar in unerschöpflicher Liebe. Welch ein Bild von Verwerfung und Demütigung!
Gott hat Sorge getragen, uns in diesem Evangelium schon früh die Herrlichkeit des Sohnes sehen zu lassen, und die Gnade, mit der Er erfüllt war. Aber jetzt scheint diese Herrlichkeit der Gnade auf eine neue Weise in Ihm als dem Menschen hervor, wenn wir sehen, auf welche Weise Er mit der sündigen und erniedrigten Frau aus Samaria handelt.
Wenn der Wille Gottes Müdigkeit mit einschloss, nahm der Herr es so an
Wir erkennen hier, dass der Herr die Leiden der Menschheit teilt – erschöpft von seiner Reise findet Er diesen Brunnen, um ein wenig Pause zu machen. Damit begnügt Er sich. Er sucht eben nichts als den Willen Gottes. Dieser brachte Ihn hierhin. Der Herr, erschöpft und durstig, hatte nicht einmal das Mittel, um seinen Durst zu löschen. Er ist als Mensch abhängig, und macht sich von dieser armen Frau abhängig, um ein bisschen Wasser für seinen Durst zu erhalten.
Wie wahrhaftig war der Herr Jesus Mensch! Er wollte in allen Dingen gleich seinen Brüdern sein, so befreite Er sich auch nicht von der Müdigkeit. Wie vollständig kann Er deshalb Mitleid mit uns haben, mit jedem, der erschöpft ist. Für unseren Retter brachte eine lange Fußreise Erschöpfung. Und so hatte Er eine Pause nötign. Offenbar war Er sogar mehr erschöpft als seine Jünger, denn sie gingen in die Stadt, um einzukaufen. Aber Er stand auch unter einer inneren Anspannung, die sie nicht kannten – abgesehen davon, dass Er auch in den Nächten tätig war.
Der Herr kannte keinen körperlichen Verfall!
Es gibt Schwachheiten, die wie die Müdigkeit einfach mit der menschlichen Natur zusammenhängen. Mit diesen hatte der Herr zu tun. Nicht jedoch mit Schwachheiten und körperlichem Verfall, die mit der gefallenen Natur des Menschen zusammenhängen, wie Krankheit und Tod. Aber Er kannte Erschöpfung, Hunger und Durst. Hier stellt Er keine Ausnahme dar. In der Wüste war Er hungrig, am Kreuz durstig, am Brunnen erschöpft. Jetzt saß Er am Brunnen, zunächst ganz allein. Ein einziges Wort vom Thron, und die ganze Engelwelt hätte Ihm sofort zu Diensten gestanden. Aber dieses Wort hat Er nicht gesprochen. Denn Gottes Ratschluss der Gnade für die Seelen in Sichar war ein anderer. Wenn wir also in diesem Evangelium ganz besonders die Gottheit des Herrn vorgestellt bekommen, dann wacht der Geist Gottes darüber, uns gerade auch die vollkommene Menschheit deutlich zu machen.
Der Heiland kannte, was es bedeutete, erschöpft zu sein, nicht müde des Gutestuns, sondern müde durch Gutestun. Aber es ist gesegnet zu sehen, wie der Heilige Geist die Herrlichkeit der Person Christi an dieser Stelle bewahrt. Gleichzeitig mit diesem Wort über seine Menschheit wird uns die göttliche Allgegenwärtigkeit gezeigt, durch seine vollkommene Kenntnis der Geschichte der Frau. Genau das finden wir an manchen Stellen im Wort, denken wir an die Krippe, an seinen Schlaf im Boot, weinend bei Lazarus – so auch hier.
Gerade in seinen Leiden im Dienst für Gott ist uns Christus ein Vorbild
Wir finden hier unseren Heiland, der nicht nur von der Hitze und langen Reise ermüdet war, sondern auch, weil Er sich genau für diese Route nach Sichar entschieden hatte, auf der Suche nach Seelen, um sie für Gott zu gewinnen.
Die einzige Erwähnung der Müdigkeit unseres Retters ist ein Denkmal seiner unermüdlichen Tätigkeit. Selbst bei seiner Ermüdung finden wir Ihn tätig. Er war erschöpft und müde für Dich und mich.
Quelle: bibelpraxis.de/a100.html
Artikelreihe: Besonderheiten im Leben Jesu
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