Wenn es um das Leben des Herrn geht, hat Er Gott mit jedem Atemzug verherrlicht. Wenn es um das Leben von Gläubigen geht, so gibt es manche Gelegenheiten, wo sie Gott verherrlicht haben. Greifen wir je eine Situation heraus, die eine gewisse Ähnlichkeit erkennen lässt.
Der unverstandene Herr
Wir fangen beim Herrn Jesus an. In seiner Hingabe wurde Er weder von seinen Jüngern noch von seiner Familie noch vom Volk und erst recht nicht von den Führern verstanden. Viele stellten sich gegen Ihn und lehnten Ihn ab.
Besonders traurig war es, dass seine eigene Familie Ihn nicht verstand. Noch schlimmer, sie meinten, Er wäre außer sich: „Und als seine Angehörigen es hörten, gingen sie aus, um ihn zu greifen; denn sie sprachen: Er ist außer sich" (Mk 3,21). Das heißt in unsere Sprache übersetzt: Er ist nicht (mehr) normal! Als ob der Herr übergeschnappt sei! Man wagt eigentlich gar nicht, das aufzuschreiben, weil es so böse ist, so etwas von dem Herrn der Herrn zu denken, geschweige denn zu sagen oder zu schreiben. Aber so dachten sie von Ihm.
Was war der Grund? Der Herr setzte sich mit voller Kraft für die Menschen und für die Seinen ein. Er nahm sich nicht einmal Zeit, um zu essen. So etwas hatte man noch nicht gesehen. Diese Hingabe für andere ist einzigartig! Und daher meinte man, Er sei außer sich.
Zum Nachdenken
Wir müssen natürlich vorsichtig sein, so etwas auf uns anzuwenden. Wer eine Familie hat, muss für sie sorgen. Er hat auch Verantwortung für sich und seine Familie und kann nicht sagen: Der Herr wird schon für diese sorgen. Nein, das ist dann unsere erste Verantwortung.
Aber auch wir können dann, wenn jemand wirklich konsequent für den Herrn lebt, mit Unverständnis reagieren, anstatt dankbar zu sein, dass er sein Leben für den Herrn lebt und einsetzt. Wir müssen natürlich prüfen, ob unser Leben in Übereinstimmung mit Gottes Wort ist. Bei uns ist es nämlich gut möglich, dass wir deshalb Unverständnis erleben, weil wir uns einbilden, treu und hingebungsvoll zu sein, obwohl wir vielleicht unnüchtern, unbesonnen, ungehorsam usw. leben. Dafür brauchen wir unsere Mitgläubigen, um das zu erkennen.
Mose - unverstanden
Mose hatte in seiner eigenen Familie solche, die ihn beneideten seiner Position wegen (Aaron und Mirjam, 4. Mo 12). Andere, die durchaus führende Funktionen im Volk Gottes übertragen bekommen hatten, neideten Mose und Aaron ihre besonderen Aufgaben (die Rotte Korahs, 4. Mo 16).
So sehen wir, wie schwer es ist, für den Herrn tätig zu sein. Wir sollen eben nicht auf Menschen sehen, obwohl wir natürlich die Korrektur und geistliche Ratschläge von unsren Mitgeschwistern annehmen sollten. Der Herr und sein Wort, das immer Maßstab und Korrektur für uns sein und bleiben muss, sind letztlich ausschlaggebend.
Johannes der Täufer - ein treuer Zeuge
Bei Johannes dem Täufer sehen wir, dass sein klares Zeugnis von Christus und dem Wort Gottes zwei Auswirkungen hatte:
- Er führte Menschen und Gläubige zu Christus, nicht hinter sich her (Joh 1,35-42). Wir sehen nicht, dass er sich selbst groß machte und vor die Blicke der Menschen stellte. Sie sollten nicht ihn sehen und hören, sondern Christus.
- Seine Treue führte ihn ins Gefängnis. Die Führer inmitten des Volkes Gottes lehnten ihn und seine Botschaft ab. Die Pharisäer ließen sich nicht taufen, weil sie die Buße, die er predigte, verwarfen. Herodes warf ihn ins Gefängnis und ließ ihn töten. Während seines ganzen Dienstes war er letztlich ein einsamer Zeuge.
Der ungeliebte Paulus
Ähnlich erging es dem Apostel Paulus. Auch er wurde nicht geliebt, weder von seinem Volk noch von den Gläubigen. Bei ihm lesen wir nicht, dass die Massen zu ihm kamen. Nein, in 2. Timotheus 1 lesen wir, dass alle, die in Asien lebten, sich von ihm abwandten. Er blieb bei einer klaren Botschaft des Wortes Gottes.
Paulus führte Menschen - wie Johannes - nicht hinter sich her, sondern zu Christus. Aber dabei war er konsequent im Blick auf die praktischen Konsequenzen. So wurde auch er ins Gefängnis geworfen und von den Gläubigen vielfach allein gelassen.
Zum Nachdenken
Wenn wir dem Herrn treu leben und dienen wollen, brauchen wir nicht zu erwarten, dass wir ein großes Echo erleben. Wir brauchen nicht darauf zu hoffen, dass uns die Menschen hinterherlaufen. Wir sollten gleichwohl nicht versuchen, Ablehnung zu bewirken. Wir sollen Christus lieben und dienen, sein Wort in guter Gesinnung verkündigen.
Aber wenn wir meinen, durch (weltliche) Optimierung unserer Texte, Botschaften, Seiten, Kanäle usw. mehr erreichen zu können, auch mehr Menschen und Anhänger, verlieren wir den Wesentlichen: unseren Herrn. Worum geht es mir wirklich: um Ihn oder um mich? Wir müssen zugeben, dass wir bei uns oft gemischte Motive vorfinden. Wir müssen uns selbst gegenüber ehrlich sein. Vor Gott sind wir ohnehin im Licht.
Paulus zeigt in seinem letzten Brief, dass sich Menschen ihre eigenen Lehrer aufhäufen werden. Man kann auch in der christlichen Welt viele Anhänger bekommen. Wenn man das aber auf Kosten der Wahrheit und der Person des Herrn tut, hat man Ihn verloren. Das wollen wir doch nicht, oder?
Quelle: bibelpraxis.de/a4497.html