Was soll man nun für ein „Wort" benutzen? Das griechische Wort „ekklesia" bedeutet Herausgerufene. Gemeint ist damit eine Anzahl an Menschen, die zusammen gerufen wird, also eine „Volksversammlung", „Menschenansammlung", „Gemeindeversammlung". Dieses Wort kommt im Neuen Testament 114 Mal vor. Neben dem Gebrauch als Bezeichnung für die (freien, männlichen, mindestens 18-jährigen) Bürger eines griechischen Ortes (zum Beispiel in Apg 19,39) wird „ekklesia" im Neuen Testament für die Sammlung aller Gläubigen auf der Erde oder an einem Ort benutzt. In den meisten Bibelübersetzungen wird dieses Wort mit „Gemeinde" wiedergegeben. Die von www.bibelpraxis.de benutzte Elberfelder Bibel (in überarbeiteter Fassung) übersetzt den Ausdruck mit „Versammlung".
Versammlung - keine Gruppenbezeichnung
Viele Christen meinen die gleiche Sache, wenn sie von Versammlung, Kirche oder Gemeinde sprechen. Wichtig ist, dass wir keines dieser Wörter mit einer Gruppenbeschreibung gleichsetzen („wir gehören zur ‚Kirche', die anderen zur ‚Gemeinde' und wieder andere (gehen) zur ‚Versammlung'"). Nur dann können wir die biblische Wahrheit über die eine Gemeinde/Versammlung/Kirche Gottes erfassen!
Während der Ausdruck „Versammlung" den gesamten Bedeutungsumfang von ekklesia abzudecken scheint, beschränkt sich das Wort „Gemeinde" vor allem auf den Aspekt, dass Menschen etwas gemeinsam haben und Gemeinschaft pflegen. Sie haben gemeinsame Interessen oder zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine gemeinsame Anhängerschaft bilden. Insbesondere kommt durch diesen Ausdruck das „versammelt sein" um eine Person, den Herrn Jesus, nicht zum Ausdruck. Wohl aber durch das Wort „Versammlung".
Versammlung hat auch mit Beständigkeit zu tun
In letzterem Ausdruck findet sich aber zugleich auch der Gedanke der Beständigkeit. So sprechen wir von einer gesetzgebenden Versammlung - und das ist durchaus nicht auf ein einmaliges Zusammenkommen beschränkt.
Der Begriff „Kirche" wiederum ist ein Lehnwort. Es handelt sich um eine Verdeutschung des griechischen Wortes „kyriaké",, das im frühchristlichen Sprachgebrauch „Herrentag", „Sonntag" bedeutet. Es erscheint somit für die Bezeichnung der Versammlung Gottes nicht gerade prädestiniert.
Es kommt auf die richtige Verwendung an!
Was die Unterscheidung von Gemeinde und Versammlung betrifft, so hat sich inzwischen bei dem Begriff „Gemeinde" eingebürgert, von Gemeinde A oder B zu sprechen. Allein dies ist schon gefährlich, da die Bibel nur von der Versammlung oder der Gemeinde spricht - nicht aber unterschiedliche kennt. Auch hier scheint der Begriff „Versammlung" günstiger zu sein.
Auf der anderen Seite hat sich bei einer ganzen Anzahl von Gläubigen eingebürgert, davon zu sprechen, dass sie jetzt „zur Versammlung" gehen. Natürlich wollen sie sich mit anderen Geschwister zum Namen des Herrn Jesus hin „versammeln" - das ist aber etwas anderes als „die Versammlung". Denn heute ist es leider an praktisch allen Orten der zivilisierten Welt so, dass es mehr als eine Kirche oder Gemeinde am Ort gibt. Daher kann keine Gruppe, die sich versammelt, für sich in Anspruch nehmen, „die Versammlung" am Ort zu sein. Wer dies tut - oder auch nur durch den Begriff suggeriert, befindet sich auf sektiererischem Boden. Das sollten wir nicht außer Acht lassen!
„Versammlung" ist gut - andere Begriffe auch akzeptabel
Zusammenfassend sei gesagt: Da „Versammlung" wohl die direkte und einfachste Übersetzung von „ekklesia" ist, werden wir in dieser Reihe diesen Begriff in der Regel benutzen. Aber das darf kein Streitpunkt sein. Wer lieber von „der Gemeinde" spricht, mag das tun. Letztlich kommt es darauf an, was wir unter „Gemeinde" und „Versammlung" und „Kirche" verstehen. Wenn wir darunter jeweils den biblischen Bedeutungsumfang sehen, sind alle Begriffe recht. Jedenfalls sollten die Begriffe nicht zur Kennzeichnung einer „Art" des Zusammenkommens werden. Dann würden wir mit ihnen Missbrauch betreiben. Und das wird sicher niemand wollen.
Quelle: bibelpraxis.de/a1230.html
Artikelreihe: Die Versammlung Gottes (Artikel)
- eine kurze Einführung
- Welchen Begriff verwenden wir?
- Christenleben und/oder Versammlungsleben?
- Kennzeichen 1
- Kennzeichen 2
- Seit wann gibt es die Versammlung überhaupt?
- Die Versammlung auf der Erde gehört zum Himmel
- Wer ist Eigentümer der Versammlung - wem gehört sie?
- Deine Annäherung an den Ursprung
- Bis wann gibt es die Versammlung?
- Wer gehört zur Versammlung?
- Und was ist mit Anhängern des Islam/Buddhismus ...?
- In welche Kirche gehst Du eigentlich?
- Gemeindegründung - gibt es das?
- Ist "Versammlung" immer dasselbe?
- Warum sind Aspekt-Unterscheidungen für uns wichtig?
- Versammlung an einem Ort – was ist das?
- Versammlung an einem Ort – wie geht das eigentlich?
- Das Miteinander am Ort I
- Das Miteinander am Ort II
- Das Miteinander am Ort III
- Das Gegeneinander vor Ort
- Gibt es die optimale Gemeinde? I
- Gibt es die optimale Gemeinde? II
- Nach Markus 14,12–16 I