Das Volk in der Wüste - ein neuer Anfang durch Buße (V. 16.17)
Zu Beginn des zweiten Kapitels hatte Hosea über die Zukunft Israels und die Berufung der Nationen geweissagt. Danach hatte er sich mit dem Zustand Israels beschäftigt, der zu seiner Zeit moralisch böse war und Gericht nach sich ziehen würde. Nun blickt Hosea wieder nach vorn – in die Zukunft. Er sieht die Frau, Israel1, die Gott in die Wüste locken wird, um dort „zu ihrem Herzen“ zu reden (Hos 2,16).
Für das Volk wird die Wüste ein Ort der Prüfung, des Richtens und des Läuterns sein, an dem sie zur Buße und der Erkenntnis gebracht werden, dass sie den Herrn verlassen haben und ihre Liebe Ihm gegenüber erkaltet ist.
Die Folgen, die aus der Zeit hervorgehen, wenn das Volk allein mit Gott in der Wüste sein wird, sind überwältigend. Es wird seine erste Liebe und den Weg des Segens wiederfinden und in den Besitz des Landes kommen (Jes 11,11-16; 27,12.13; Hes 20,10-38; Sach 10,7-12; Zeph 3,10). Diese Wiederherstellung wird einzig und allein ein Werk der Gnade sein.
Dabei wird Gott ihnen ihre Sünden vergeben und ihnen die Freude der Gemeinschaft schenken, von der die „Weinberge“ ein Symbol sind (Hos 2,17)2. In der Vergangenheit wurden sie dem Volk im Gericht genommen (Hos 2,14), doch bald wird Gott sie ihnen zum Segen zurückgegeben.
Achor - die Tür zur Hoffnung (V. 17)
In dieser Zeit wird das Tal Achor3 zu einer „Tür der Hoffnung“ werden. In der Vergangenheit war dieser Ort ein Ort des Gerichts geworden, an dem Achan gesteinigt sowie seine Söhne und Töchter, sein Vieh und alle Beute verbrannt wurden, um den Zorn des Herrn abzuwenden, wegen der Sünde Achans, die er ausgeübt hatte (Jos 7,24-26). Dieses Tal der Trübsal und des Gerichts wird durch Gottes Gnade jedoch die Eingangstür zum Segen, durch die der Überrest aus Israel einmal hindurchgehen wird. Diese Tür stellt den Wendepunkt in der Geschichte des Volkes dar, bei der ihre Zuneigung dem Herrn gegenüber neu entflammen. Dann wird das wiederhergestellte Israel, das hier als Frau gesehen wird, „singen wie in den Tagen ihrer Jugend und wie an dem Tag, als sie aus dem Land Ägypten heraufzog“ (Hos 2,17).
Etwas Neues wird geschaffen (V. 18.19)
Dann wird auch die Beziehung des Herrn zu seinem Volk eine völlig neue sein. Ohne aufzuhören, ihr Herr zu sein (Mal 1,6), offenbart Gott sich Israel gegenüber als „ihr Mann“ (Hos 2,18). In gleicher weise werden sie sagen: „Mein Mann“ und nicht mehr „Mein Baal“4. John N. Darby schreibt dazu: „Das Verhältnis Israels gegenüber dem Herrn soll auf einer neuen Grundlage errichtet werden. Er will ihm nicht mehr wie ein Herr (Baal) sein, dem das Volk verantwortlich ist, sondern wie ein Ehemann, der sich Israel zur Frau genommen hat“5.
In dieser Zeit werden sie den Götzendienst völlig vergessen und sich der Namen der falschen Götter nicht mehr entsinnen (Hos 2,19). Die finstere Vergangenheit des Volkes wird dann verschwunden sein. Auf der Grundlage des Werkes von Golgatha und der aus diesem Werk strömenden Gnade werden sie in eine neue Beziehung zu Gott gebracht und den Segen genießen, den Er ihnen für die Zeit des Tausendjährigen Reiches verheißen hat.
So wird Israel (der Überrest) nach der Zeit der Drangsal und Buße:
- die Vergebung ihrer Sünden geschenkt bekommen,
- in eine neue Beziehung zu Gott gebracht werden und
- den verheißenen Segen des Tausendjährigen Reiches empfangen und genießen.
Fußnoten
- 1 Der Bibelausleger Henri Rossier sieht hier vor allem einen Überrest aus den Zehn Stämmen, an die Hosea sich vordergründig richtet. („Betrachtung über das Buch des Propheten Hosea“)
- 2 In der Bibel ist Wein häufig ein Bild der Freude. Damals fand Ephraim seine Freude, als es sich betrank (Jes 28,1-4). Dieser Zustand wird sich in der Zukunft grundlegend ändern. Dann ist der Gegenstand und die Quelle ihrer Freude Gott selbst.
- 3 Tal Achor bedeutet: „Tal der Trübsal“ oder „Tal des Unglücks“.
- 4 Dieser gemeinsemitische Begriff bedeutet vordergründig „Herr“ oder „Besitzer“.
- 5 Synopsis - Jesaja bis Maleachi
Quelle: bibelpraxis.de/a7833.html