Der Prophet Hosea (2) - Einleitung (Empfänger und Gliederung)

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Der Empfängerkreis des Propheten

Der prophetische Dienst Hoseas und dessen Botschaft richtete sich vordergründig an die Zehn Stämme (Nordreich). Diese bilden den Kernadressaten.

Darüber hinaus galt seine Botschaft auch den beiden Stämmen Juda und Benjamin (Südreich; Hos 5,5.12.14; 6,4.11; 8,14; 10,11; 12,1.3). Allerdings nicht in dem Umfang, wie er sich an die Zehn Stämme richtete.

Unterschiede in der Bezeichnung des Nordreichs

Zur Bezeichnung der Zehn Stämme gebraucht Hosea unterschiedliche Ausdrücke in seinem Buch. Folgende werden genannt:

  • Israel: Dieser Ausdruck kann sich sowohl auf die neun Stämme beziehen in Verbindung mit Ephraim, ihrem Haupt (Hos 5,3), als auch auf alle 12 Stämme in ihrer Gesamtheit (Hos 3,5; 9,10; 11,1).
  • Ephraim: Diese Bezeichnung gebraucht Hosea durchgehend für die zehn Stämme in ihrem Charakter durch den vorherrschenden Stamm Ephraim.

Dass die zehn Stämme (Israel/Ephraim) eine besondere Rolle in diesem Buch spielen, geht aus der Häufigkeit des Namens „Israel“ (43-mal) bzw. „Ephraim“ (36-mal) hervor. Im Vergleich dazu wird Juda bloß 15-mal erwähnt. Dieses Verhältnis offenbart, dass der Prophet sich stark mit den Zehn Stämmen befasst.

Die Gliederung des Buches Hosea

Das Buch des Propheten Hosea lässt sich in vier Teile aufgliedern:

Kapitel 1-3

Die Kapitel 1-3 beschreiben den verdorbenen Zustand des Volkes Israels zur Zeit des Propheten und Gottes Ratschluss mit Blick auf diesen traurigen Zustand. Es wird gezeigt, dass Gott aufgrund der Untreue Israels (Zehn Stämme) und Judas (zwei Stämme) das Volk nicht länger als sein eigenes Volk anerkennen würde (Hos 1). Allerdings wird eine zukünftige Zeit beschrieben, in der das Volk wiederhergestellt und in die Segnungen des Reiches aufgenommen wird (Hos 2). In der Zwischenzeit wird das Volk zwar ohne bürgerliche und religiöse Rechte leben, aber auch ohne Götzendienst (Hos 3).

Kapitel 4-10

Die Kapitel 4-10 enthalten den „Rechtsstreit“ des Herrn mit Israel wegen ihrer Untreue (Kap 4,1) sowie die Aufzählung seiner Regierungswege mit dem Volk. So findet man in diesem Teil verschiedene Serien von Anklagen, flehentlichen Bitten, Drohungen und Trauerbezeugungen Hoseas. Außerdem erleben wir in diesem Abschnitt besonders die Ängste und Bedrängnisse des Propheten, wegen seines Volkes.

Kapitel 11-13

Der „Rechtsstreit“ wird fortgesetzt, aber es sind Ausblicke auf die Gnadenabsichten Gottes mit Ephraim und Juda eingeschaltet.

Kapitel 14

Das letzte Kapitel behandelt sowohl die endgültige Buße in den letzten Tagen als auch die zukünftige Wiederherstellung Israels. Im Tausendjährigen Reich wird das Volk unter der Herrschaft des Herrn wieder die Gemeinschaft mit Gott erfahren und sein Erbteil empfangen. Dabei wird erneut die unveränderliche Liebe Gottes betont, die der Grund und die Ursache dafür ist, dass Gott sich Israel in Zukunft ohne jeglichen Vorbehalt wieder zuwenden wird (vgl. Hos 14,5). In dieser Zeit wird das Volk wieder Frucht bringen und zur Ehre Gottes leben (Hos 14,9).

Hosea-Zitate im Neuen Testament

Der Herr Jesus zitiert in den Evangelien Hosea dreimal:

  • Hosea 6,6Matthäus 9,13; 12,7
  • Hosea 10,8Lukas 23,30

Der Apostel Paulus zitiert Hosea zweimal:

  • Hosea 2,25 – Römmer 9,25.26
  • Hosea 13,141. Korinther 15,55

Der Apostel Petrus zitiert Hosea einmal:

  • Hosea 2,231. Petrus 2,9.10

Zudem wird Hosea 11,1 in Matthäus 2,15 auf Christus bezogen.

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