Der Prophet Hosea (7) - Israels Untreue und die Segnungen im Tausendjährigen Reich (Hos 2): Israels Untreue

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Der Überrest – ein Werkzeug zur Buße (V. 3-4)

Am Anfang des Kapitels hat der Prophet über die Zukunft Israels und die Berufung der Nationen gesprochen. Nun kommt er wieder auf den Zustand des Volkes zurück, das in Sünde und Götzendienst lebte, wodurch es Gericht zu erwarten hatte (Hos 2,8-15). Das hatte der Prophet im ersten Kapitel bereits angekündigt. Allerdings gibt Gott dem Volk noch Raum zur Buße, sodass Er einen treuen Überrest beauftragt, den Er anerkennt und der sich der Gnade und Barmherzigkeit Gottes bewusst ist (Hos 1,3)1, mit seiner Mutter – Israel – in einen Rechtsstreit zu treten und sie zur Buße zu ermahnen (Hos 2,4)2.

Durch den Götzendienst war Israel zu einer Hure geworden, mit der Gott sich nicht weiter verbinden konnte, wenn es keine Buße täte: „Sie ist nicht meine Frau, und ich bin nicht ihr Mann (Hos 2,4). Daher lässt Er noch einmal zur Buße aufrufen, damit Israel „ihre Hurerei von ihrem Angesicht wegtue und ihren Ehebruch zwischen ihren Brüsten weg“ (Hos 2,4).

Gott hätte Israel unmittelbar richten können, doch Er schenkte wiederholt die Möglichkeit zur Umkehr. Auch der Ausblick auf die Zukunft des Volkes diente diesem Ziel (vgl. Hos 2,1.25). Damit suchte Gott alle Wege auszuschöpfen, um die verstockten Herzen zurückzugewinnen.

Die Konsequenzen fehlender Buße (V. 5-6)

Unmittelbar danach stellt Gott dem Volk die Konsequenzen vor, wenn es nicht umkehren würde. Er macht ihnen deutlich, dass sie Gericht zu erwarten hätten und völlig entblößt werden würden (Hos 2,5). Ihren Kindern, sofern sie nicht die Kennzeichen des Überrests tragen, drohte ebenfalls Strafe. Auch für sie würde es kein Erbarmen Gottes mehr geben, da sie denselben Charakter der Untreue anheften haben wie ihre Mutter Israel (Hos 2,6).

Die Reaktion des Volkes (V. 7)

Die Reaktion des Volkes ist erschütternd. Weder der Aufruf zur Buße noch die Konsequenzen scheinen ihr Gewissen berührt zu haben. Stattdessen verharrten sie im Eigenwillen, der ihren ganzen Herzenszustand offenbar machte: „Ich will meinen Liebhabern3 nachgehen, die mir mein Brot und mein Wasser geben, meine Wolle und meinen Flachs, mein Öl und mein Getränk“ (Hos 2,7). Ohne umzukehren hielt Israel am Götzendienst fest. Ihre Liebe zum Herrn war mittlerweile erkaltet. Sie hatten Ihn sogar vergessen (Hos 2,15). Stattdessen liefen sie ihren Liebhabern nach.

Das Gericht Gottes – der Entzug von Segen und Demütigung vor den Nationen (V. 8-15)

Für das sündige und eigenwillige Verhalten würde Gott sich rächen und den Weg zu ihren Liebhabern verschließen (Hos 2,8). Er würde Gericht bringen und ihnen den Segen entziehen.

In ihrer Vermessenheit behaupteten sie sogar, allen irdischen Segen aus der Hand ihrer Götzen empfangen zu haben (Hos 2,7). Ihr sündiger Zustand machte sie blind für die Liebe Gottes, sodass sie nicht erkannten, dass Gott ihnen allen Reichtum und Segen schenkte (Hos 2,10). Deshalb würde Er die Quelle aller Segnungen für Israel verschließen (Hos 2,11). So würden sie gezwungen sein, anzuerkennen, dass Gott der Geber jeder guten Gabe ist (vgl. Jak 1,17).

Der Gipfel der Bosheit bestand indessen darin, dass sie das Gold und Silber dem Baal opferten, einem falschen und grausamen Gott (Hos 2,10), hinter dem Dämonen standen (1. Kor 10,20). So missbrauchten sie die Güter, die Gott dem Volk zum Segen gab, für götzendienerische Zwecke.

Den irdischen Gütern entzogen sollte Israel vor den Augen der Nationen schließlich gedemütigt und entblößt werden (Hos 2,12) und – wie ein Wald von den Tieren des Feldes abgefressen wird – zur Beute ihrer Feinde werden (Hos 2,14). Er würde ihnen sogar die Vorrechte des Gottesdienstes nehmen – die Feste und die Festzeiten (Hos 2,13). Auch der Weinstock und die Feigenbäume würden dem Gericht zum Opfer fallen (Hos 2,14), sowie die Tage der Baalim an ihnen heimgesucht werden (Hos 2,15).4

Eine scheinbare Umkehr

Die Reaktion des untreuen Volkes ist typisch für eine unaufrichtige Umkehr zu Gott: „Ich will hingehen und zu meinem ersten Mann zurückkehren, denn damals ging es mir besser als jetzt“ (Hos 2,9). Während der „verlorene Sohn“ in Lukas 15 ein umfassendes Bekenntnis seiner Schuld ablegte und sagte: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen“ (Lk 15,18), kennzeichnete das Volk nur Eigenwille und Selbstsucht, indem es sagte: „denn damals ging es mir besser als jetzt“. Es war weit davon entfernt, seine Schuld aufrichtig vor Gott zu bekennen und sich vor Ihm zu demütigen.

Wie tief war Israel gesunken. Sie hatten den Herrn im Herzen vergessen und an dessen Stelle Götzen gesetzt (Hos 2,15). Die erste Liebe war erkaltet (vgl. Jer 2,1-3). Die Botschaft der Buße im Eigenwillen erstickt. Daher musste Gott das Volk entblößen, ihm alle seine Vorrechte und Segnungen entziehen und es dem Gräuel seiner Hurerei überlassen, indem es einem unerbittlichen Gericht entgegenging.

Fußnoten

  • 1 Es gibt Ausleger, die in Vers 3 die Kinder des Propheten sehen, anstelle eines Überrestes aus Israel. Das scheint hier jedoch nicht gemeint zu sein, wenn Gott von „Brüdern“ und „Schwestern“ spricht.
  • 2 Jean Muller schreibt hierzu: „Gott richtet sich hier durch den Mund treu gebliebener Kinder inmitten des Volkes an die gesamte Nation. Als geistliche Söhne des Propheten entstammten sie sozusagen aus Gott und konnten im Geist der Prophetie reden.“ (www.bibelkommentare.de)
  • 3 Unter dem Ausdruck „Liebhaber“ gibt es unterschiedliche Auffassung. Manche Ausleger sehen darin die falschen Götter und Götzen, andere Ägypten und Assyrien als Hilfen in Zeiten von Verfolgungen.
  • 4 Die „Tage der Baalim“ sind Festtage, die man dem Baal im ausschweifenden Götzenkult widmete.
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