Der Prophet Hosea (1) - Einleitung (Dienstzeit, Person und Botschaft)

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Dienstzeit, Person und Botschaft des Propheten

Dienstzeit des Propheten

Die Dienstzeit Hoseas liegt etwa um die Mitte des 8. Jahrhunderts vor Christus. Damit übte er seinen Dienst zur selben Zeit aus, wie die Propheten Jesaja, Micha und Amos.In dieser Zeit herrschten in Juda die Könige Ussija, Jotham, Ahas und Hiskia (Jehiskia) und in Israel die Könige Jerobeam II, Sekarja, Sallum, Menachem, Pekachja, Pekach und Hosea1.

Der Dienst Hoseas begann unter Jerobeam II., der zu seiner Zeit König über Israel war und ein finsteres Leben führte und tat, was böse war in den Augen des HERRN. Der Zeitraum, über den sich der prophetische Dienst Hoseas erstreckte, umfasst etwa 30-50 Jahre. Es ist anzunehmen, dass sein Dienst mit der von ihm angedrohten Vernichtung des Nordreichs im Jahr 722/721 v. Chr. durch den Assyrer endete.

Zur Person des Propheten

Über das Leben und die Person Hosea ist nur wenig bekannt. Dennoch lassen sich aus dem Buch einige wenige Hinweise entnehmen, die wir kurz aufgreifen wollen:

Der Name: Hosea bedeutet „Heil oder Rettung“. Dieser Name bringt zum Ausdruck, was Gottes Absicht mit dem Volk ist. Er will ihnen Rettung von ihren Sünden schenken. Dabei geht es vor allem um den Götzendienst, der Eingang in Israel gefunden hatte, von dem Er sie befreien möchte.

Der Vater: Es ist bemerkenswert, dass Hosea in seiner Prophetie den Namen seines Vaters nennt: „Beeri“ (Hos 1,1), was „Quelle“ bedeutet. Dieser Name weist symbolisch auf die Quelle hin, aus der Hosea seine Kraft für den Dienst schöpfte: Gott selbst. Hosea war ein Mann, der in enger Gemeinschaft mit Gott lebte und sich in völliger Abhängigkeit von Ihm aufrichtig dazu berief, das auszusprechen, was Gott auftrug, und das zu tun, was Er verlangte. Dies allein zeigt, dass Hosea ein Mann des Glaubens und der Hingabe war, der seine ganze Kraft und Weisheit aus der Verbindung zu Gott zog.

Die Herkunft: Was die Herkunft betrifft, erfahren wir keine direkten Informationen über Hoseas Geburtsort. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass er im nördlichen Zehnstämmereich Israel geboren wurde. In Kapitel 7 Vers 5 spricht er von „unserem König“, was auf seine Zugehörigkeit zum nördlichen Israel hinweist. Da er (wahrscheinlich) aus diesem Teil des Landes stammte, kannte er die politischen und sozialen Umstände des Nordreichs gut, sodass er ein geeignetes Gefäß war, dort seinen prophetischen Dienst auszuüben.

Botschaft des Propheten

Die Botschaft des Propheten geht unter die Haut. Sie ist ergreifend und vielfältig und kann in fünf Punkte aufgegliedert werden:

  1. Anklage: Das zivile und religiöse Leben im Volk war von Sünde geprägt. Besonders schwerwiegend war der Götzendienst, der durch die Vermischung mit den Nachbarvölkern im Nordreich Israel Einzug gehalten hatte. Außerdem hatte das Volk die Erkenntnis des HERRN verworfen und das Gesetz vergessen, sodass der HERR selbst aus ihren Herzen verschwunden war. Neben diesen religiösen Sünden prägten auch zahlreiche moralische Verfehlungen wie Hurerei, Alkoholsucht, Diebstahl oder Mord den Zustand in Israel. In genau diese Situation hinein spricht Hosea, der in unzähligen Anklagen die Sünden des Volkes offenlegt und sie überführt. Ziel ist es, die Augen des Volkes für ihr Fehlverhalten zu öffnen und sie zur Buße zu führen.
  1. Bußaufruf: Der Aufruf zur Buße bildet den zentralen Schwerpunkt im Dienst Hoseas, weshalb er oft auch als „Bußprophet“ bezeichnet wird. Sein besonderes Augenmerk richtet sich auf den Götzendienst, der nicht nur toleriert, sondern im Volk aktiv praktiziert wurde. Doch trotz aller Schuld bleibt Gottes Verlangen sichtbar: Durch echte Buße eröffnet Er dem Volk den Weg zur Rückkehr in die Gemeinschaft mit Ihm.
  1. Gericht: Hosea war nicht nur ein Bußprediger, der zur Umkehr mahnte. Immer wieder kündigte er auch Gericht an, das das Volk unweigerlich treffen würde, wenn es nicht zur Buße bereit wäre. Als Werkzeug göttlicher Züchtigung stellt er den Assyrer vor – einen mächtigen Feind, den Gott in Seiner Souveränität einsetzen würde, um Israel für seine Verfehlungen zu strafen.
  1. Gnade: Die Botschaft Hoseas ist zugleich eine Botschaft voller Gnade. Gott verheißt dem Volk bei Buße die Vergebung ihrer Sünden und stellt ihnen Wiederherstellung in Aussicht (vgl. Hos 2,16–18; 6,1–4; 11,1–4.8.9; 14,4–8). Doch der Verlauf des Buches macht deutlich, dass Israel diese Gnade missachtete, sie nicht annahm und in seinem sündhaften Zustand verharrte.
  1. Hoffnung: Trotz allem Versagen und Ungehorsam lässt Gott sein Volk nicht ohne Hoffnung. Er lenkt ihren Blick auf einen zukünftigen gläubigen Überrest, der Buße tun, gereinigt und wiederhergestellt in das Tausendjährige Reich eingehen und den verheißenen Segen empfangen wird (Hos 14).

 

Fußnoten

  • 1 Das Buch Hosea erwähnt zur Erfassung der Dienstzeit Hoseas, mit Ausnahme Jerobeams, nur die Könige von Juda. Dabei galt sein Dienst vordergründig Israel. So hätte man erwartet, dass die Dienstzeit an den Königen Israels gemessen werden würde. Doch diese erwähnt der Geist Gottes nicht. Der Grund dafür ist, dass Gott die letzten fünf Könige Israels nicht mehr anerkennen konnte. Daher werden die Könige von Juda zur Bestimmung der Dienstzeit Hoseas erwähnt.
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