Der Prophet Hosea (3) - Die Beiseitesetzung Israels (Hos 1)

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Inhaltsübersicht

I:      Einleitung und Zeitraum des Dienstes Hoseas
II:     Das Hurenweib als Symbol des Zustands Israels
III:    Die Hochzeit, Diblaim und der Gehorsam Hoseas
IV:    Die Geburt der Kinder - Botschaften des Gerichts

I: Einleitung und Zeitraum des Dienstes Hoseas (V. 1)

Der Prophet Hosea beginnt wie zahlreiche prophetische Bücher im Alten Testament mit dem „Wort des Herrn“ (Jahwe). Damit weist Hosea unmittelbar auf den Auftraggeber hin, der hinter seinem Auftrag stand und ihm Kraft verlieh, seinen Dienst zu erfüllen. Außerdem verleiht es dem Buch und dessen Botschaft Autorität. Denn das darin enthaltene Wort ist Gottes Wort.

Auch die Zeit des Auftretens Hoseas als Prophet wird zu Anfang dieses Buches genannt, die den Regierungszeiten der Könige entnommen werden kann (Hos 1,1), die Hosea erwähnt. Dabei führt er von den Königen, die zu seiner Zeit über Israel herrschten, nur Jerobeam II. auf. Die nach Jerobeam II folgenden sechs Könige1, die bis zur Gefangennahme2 Israels ebenfalls auf dem Thron saßen, werden stillschweigend übergangen und anstelle dessen die Könige von Juda genannt. Bemerkenswert!

Man fragt sich, warum Hosea bis auf Jerobeam II keinen der Könige Israels erwähnt, wo sein Aufgabenfeld doch vordergründig in Israel lag, dem Nordreich?

Antwort 1: Vier Generationen des Hauses Jehu

Eine mögliche Erklärung steht mit dem Haus Jehu in Verbindung. Gott hatte den König Jehu beauftragt, Gericht über das Haus Ahab zu bringen. Diesem Auftrag war er in Treue nachgekommen, als er sowohl Joram, den Thronfolger Ahabs, sowie 70 seiner Söhne tötete.

Im Eifer war er jedoch über den eigentlichen Auftrag hinausgegangen, indem er Ahasja, den König von Juda, und dessen Brüder ebenfalls ermordete (2. Kön 10,12-14). Diese Blutschuld konnte Gott nicht ungerichtet lassen. Er würde sie am Haus Jehu heimsuchen (Hos 1,4).

Dabei erkannte Gott den Gehorsam Jehus in dem Maß an, wie er dem Auftrag Gottes nachgekommen war: „Weil du gut ausgerichtet hast, was recht ist in meinen Augen, und am Haus Ahabs getan hast nach allem, was in meinem Herzen war, so sollen dir Söhne der vierten Generation auf dem Thron Israels sitzen“ (2. Kön 10,30; 2. Kön 15,12). Der Sohn Jehus, Joahas (814-798 v. Chr.), der König über Israel wurde, bildete die erste Generation. Joas (798-782 v. Chr.) war König zweiter Generation (2. Kön 13,5), Jerobeam II. dritte Generation (793-753), durch den Israel Rettung erfuhr und äußerlichen Aufschwung erlebte. Unter seiner Regierung gewann das Reich an Größe, obwohl er selbst zur Unehre des Herrn lebte (2. Kön 14,25-27). Schließlich folgte Sekarja, die vierte Generation (753-752 v. Chr.). Dieser war jedoch nur sechs Monate im Amt. Dann starb er eines gewaltsamen Todes (2. Kön 15,8-12).

Damit erfüllte sich das Wort des Herrn an Jehu, das sein Haus bis zur vierten Generation auf dem Thron Israels sitzen würde (2. Kön 10,30). Mit dem Tod Sekarjas machte Gott dem Königtum des Hauses Jehus ein Ende, wie Er vorhergesagt hatte. Es war das Gericht Gottes, wegen des mörderischen Handelns Jehus an Ahasja und dessen Brüder, bei dem viel Blut floss. In diesem Zusammenhang schreiben Bibelausleger: „Im Grunde genommen war das Gericht über Jehu auch das Gericht über Israel, welches durch die Verschleppung nach Assyrien zur Ausführung kommen würde3.“ und: „So erfüllte sich gleichzeitig das Wort des Herrn gegenüber Jehu und das endgültige Gericht über die 10 Stämme4.“

Das Gericht über das Haus Jehu beinhaltete letztlich auch das Gericht über Israel, sodass der Prophet die letzten Regenten in Israel nicht mehr anerkennen konnte, sodass er die Könige von Juda nennt.

Antwort 2: Die Theokratie5 in Juda

Eine andere mögliche Erklärung liegt in der Theokratie, die in Juda aufrechterhalten wurde, bei der die Herrscher der königlichen Linie Davids entstammten, während die Könige in Israel sich ihre Herrschaft vielfach mit Gewalt erhaschten. Jerobeam II. wird dabei nur erwähnt, weil Gott Israel durch ihn ein letztes Mal eine Blütezeit schenkte (2. Kön 14,25-27). Nach ihm war alles nur noch Verwirrung, Mordtat und Anarchie.

Eine Auflistung offenbart den Zustand

In beiden Fällen ist die Auflistung der Könige von Juda jedoch ein Hinweis auf den Zustand Israels, mit deren letzten Könige sich Gott durch den Propheten nicht mehr verbinden konnte. Das offenbart ihr gottloses Verhalten und das des Volkes. Damit macht Gott schon zu Beginn des Buches deutlich, dass Israel einen moralischen Tiefpunkt erreicht hatte.

Fußnoten

  • 1 Dazu zählen die Könige: Sekarja (753-752 v. Chr), Sallum (752 v. Chr.), Menachem (752-742 v. Chr.), Pekachja (742-740 v. Chr.), Pekach (740-732 v. Chr.) und Hosea (732-722 v. Chr.).
  • 2 Bei dieser Gefangennahme handelt es sich um die Deportation der zehn Stämme nach Assyrien im Jahr 722/721 v. Chr.
  • 3 Muller, J.: Betrachtung über den Propheten Hosea (www.bibelkommentare.de)
  • 4 Rossier, H.: Betrachtung über das Buch des Propheten Hosea
  • 5 Das Wort „Theokratie" stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „Gottesherrschaft“. Sie ist eine Form der Herrschaft, bei der sich der Herrschende auf das Wort oder die Autorität Gottes stützt und sich dessen Willen unterwirft. Im Fall der Könige von Juda bedeutet das konkret, dass die Herrscher tatsächlich Nachkommen Davids waren und zur königlichen Linie zählten.
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