Stellvertretung
Die stellvertretende Seite des Werkes Jesus finden wir beispielsweise in Markus 10,45: „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“ Er starb anstelle (für, gr. anti) von vielen Menschen. Es sind nicht alle, weil leider viele nicht an Jesus als Retter glauben. Aber für alle diejenigen, die Ihn als Retter annehmen, hat Er ihre Sünden auf sich genommen und am Kreuz in den drei Stunden der Finsternis getragen.
Auch Petrus spricht davon: „Der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat“ (1. Pet 2,24). Er hat „unsere“ Sünden, die der Seinen, getragen. Das bezieht sich ausschließlich auf die Gläubigen.
Sühnung
Dann gibt es aber noch die andere Seite, die Gottes Wort Sühnung nennt. Der Herr Jesus hat nicht nur die Sünden (und die Strafe dafür) derer getragen, die an Ihn glauben würden. Er hat auch ein Werk vollbracht, das im Blick auf alle Menschen gültig ist: „Der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gab als Lösegeld für alle“ (1. Tim 2,5.6). Hier steht nicht „anstelle“ (gr. anti) von allen, sondern „im Blick auf“ (gr. hyper) alle. Das heißt, das Werk des Herrn Jesus ist so gewaltig, dass Gott jedem Menschen Vergebung auf der Grundlage dieses Kreuzes anbieten kann.
Es gibt niemanden, der von dem Angebot ausgenommen ist, Jesus als Retter anzunehmen. Zudem ist Gott im Blick auf die Sünde in jeder Hinsicht zufriedengestellt worden. Denn das Werk Jesu ist die Grundlage dafür, dass einmal „die Sünde der Welt“ vollständig abgeschafft sein wird (Joh 1,29). Im ewigen Zustand wird es auf dieser Erde keine Sünde mehr geben.
F. B. Hole zu 1. Johannes 2,2
Während die Seite der Stellvertretung vielen geläufig ist, tun sie sich oft schwer, den Gedanken der Sühnung zu erfassen. Johannes spricht davon auch in 1. Johannes 2,2. Der vertrauenswürdige Bibelausleger Frank Binford Hole schreibt dazu:
„Sühnung ist das, was wir die Gott zugewandte Seite des Todes Christi nennen können. Dabei geht es um die fundamentale Frage, wie dem göttlichen Anspruch der Sünde gegenüber begegnet werden konnte. ... Wenn es um den zu Gott gerichteten Aspekt des Todes Christi geht, gehört dazu der denkbar größte Anwendungsbereich – ‚die ganze Welt‘. Haben wir aber die stellvertretende Seite vor Augen, so bezieht sie sich nur auf Gläubige ‑ dann geht es um ‚unsere Übertretungen‘ oder ‚die Sünden vieler‘. Doch obwohl nur Gläubige unter die tatsächlichen Segnungen des Todes Christi kommen, musste Gott Genugtuung geleistet werden hinsichtlich jeder Sünde, die je von Menschen begangen worden ist, hinsichtlich all der Rechtsverletzung, die die Sünde bewirkt hat. Im Tod Christi ist Gott so völlig Genugtuung geleistet worden, dass Er daher ungehindert den Menschen Vergebung anbieten kann, ohne auch nur im geringsten Grad einen Grundzug Seiner Natur und Seines Charakters preiszugeben.
Sühnung ist ein Wort, das viele Gegner des Evangeliums oft zu Zorn und Spott veranlasst. Sie nehmen an, es bedeute das, was Heiden darunter verstehen ‑ die Besänftigung einer bösen, feindlichen, blutgierigen Macht durch viel Blutvergießen. Aber in der Schrift ist das Wort zu einer ganz und gar höheren Ebene erhoben. Wohl hat es noch den allgemeinen Sinn von Beschwichtigung oder günstig stimmen durch ein Opfer, aber es gibt keinen Grund, Gott als feindlich oder blutgierig zu betrachten. Er ist unendlich heilig. Er ist gerecht in all seinen Wegen. Er ist von ewiger Erhabenheit. Gerade seine Natur und alle seine Wesenszüge müssen Genugtuung erhalten und durch die Verhängung der angemessenen Strafe verherrlicht werden.“
Quelle: bibelpraxis.de/a5891.html