Stellvertretung und Sühnung? (4)

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Führt Sühnung nicht zu Allversöhnung?

Viele fragen sich: Wenn Christus für alle gestorben ist, stimmt dann nicht, dass Er auch die Sünde(n) der Welt getragen hat? Und wenn das stimmt, dass Jesus die Sünde der Welt getragen hat, dann kommt doch am Ende jeder in den Himmel.

Die Antwort ist: Ja, wenn das wahr wäre, dass Jesus die Sünden bzw. die Sünde der Welt getragen hätte, würde wirklich jeder in den Himmel kommen. Aber genau das ist gerade nicht das, was Gott Wort lehrt. Anders gefragt (und geantwortet) mit Frank Binford Hole: „Führt die Lehre, dass Christus für alle gestorben ist, nicht logischerweise zur Allversöhnung?

Alle Sünden getragen?

Die Lehre, dass Christus als Stellvertreter für alle gestorben ist, würde tatsächlich bedeuten, dass diejenigen, welche die Allversöhnung lehren, recht hätten. Aber die biblische Lehre lautet nicht so, sondern dass Christus die Sühnung für „die ganze Welt“ ist (1. Joh 2,2). Das bedeutet genauso wenig die endgültige Erlösung aller Menschen, wie die hohe Prämienzahlung der Zeitung die endgültige Versicherung jedes einzelnen Lesers bedeutet.“

Das Beispiel der Unfallversicherung

F. B. Hole nimmt hier Bezug auf ein Angebot einer Versicherung in der damaligen Zeit: „Vor Jahren wurde in der Tagespresse für eine beliebte Unfallversicherung geworben, die Leistungen praktisch zum Nulltarif anbot. Alles, was man dafür tun musste, war, eine bestimmte Zeitung bei einem Zeitungshändler zu bestellen und sich dann dafür zu registrieren. ‚Ein registrierter Leser ist ein versicherter Leser‘, hieß es in einer der Zeitungen. ‚Wie einfach!‘, hätte man sagen können, ‚habe ich denn nichts weiter zu tun?‘ Nichts! Aber man darf nicht übersehen, dass die Zeitungsinhaber vor dem Angebot eine sehr große Sache zu tun hatten. Die Tausenden von kleinen Eintragungsvorgängen kosten nur die Briefmarke, mit der sie an das Amt geschickt werden. Aber dahinter verbirgt sich letztlich ein gewaltiger Vorgang, da die Zeitungsinhaber einen großen Scheck in Höhe von mehreren Tausend Pfund zugunsten der Versicherungsgesellschaft ausstellten, die die Haftung übernommen hat.

Diese hohe Prämienzahlung, die allen Käufern der Zeitung angeboten wurde, ist kein schlechtes Beispiel für Sühnung. Das Angebot der Vergebung Gottes wird auf der Grundlage des Sühneopfers Christi ausgesprochen, und sein Geltungsbereich und seine Bedeutung sind nichts Geringeres als alle Menschen.

Als die Prämie gezahlt wurde, stellte sich nicht die Frage, ob bestimmte Personen von der Regelung profitierten. Es ging darum, dass die Versicherungsgesellschaft auf diese Weise zufrieden war, so dass sie das Angebot auf einer soliden Grundlage ausstellen konnte.“

Zurück zum Punkt, dass die endgütige Erlösung aller Menschen nicht dadurch gegeben ist, dass Gott sein Angebot an alle richtete. „Jeder Leser kam für die Versicherung in Frage und konnte sie in Anspruch nehmen, so wie Sühnung eine offene Tür zur Erlösung für alle und eine weltweite Botschaft des Evangeliums beinhaltet. Aber die endgültige Versicherung wurde durch die Registrierung sichergestellt. ‚Ein registrierter Leser ist ein versicherter Leser‘, lautete der Slogan. Wir können die Aussage auf unser Thema beziehen: ‚Ein Sünder, der Buße tut und glaubt, ist ein Sünder, der Vergebung bekommen hat.‘ Dies ist, Gott sei Dank, die Wahrheit des Evangeliums.“

Mit anderen Worten: Sühnung bedeutet: Jeder ist eingeladen. Stellvertretung bedeutet: Nur der, der wirklich kommt und Jesus als Retter annimmt, hat Vergebung seiner Sünden. Denn Jesus hat nicht die Sünde(n) der Welt getragen, sondern nur die Sünde(n) derer, die an Ihn glauben.

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Artikelreihe: Stellvertretung oder Sühnung? die Sünde(n) der Welt

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