Josef Ackermanns Autobiografie - mit Anmerkungen für uns Christen


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(00:00:00) Vor einiger Zeit ist die Autobiografie Mein Weg von Joseph Ackermann erschienen. Das interessiert mich natürlich als ehemaliger Mitarbeiter, nicht nur der Bank für die er auch Vorstandschef war, sondern als ehemaliger Banker besonders. Joseph Ackermann blickt in seinem Buch zurück auf seine Erfolge, auf das, was er meint geleistet zu haben, auch auf seine Kritiker, auch auf die Skandale, in denen die Banken verwickelt waren, für die er tätig war. Wobei interessanterweise ja besonders in Erinnerung geblieben ist aus dem Mannesmann-Prozess, wo er an einem der ersten Prozestage im Gericht in Düsseldorf erschien und dann auf einmal diese Finger zum V wie Victory spreizt und das ihm als Hochmut, als Arroganz ausgelegt worden ist. Er war einer der mächtigsten Manager der Welt. Es kam zu einer Zeit, als die Wirtschaft noch auch in Deutschland anders war und auch die Banken ein anderes Standing dort hatten. (00:01:01) Er war der Chef der Schweizerischen Kreditanstalt, die später Credit Suisse genannt wurde. Dann war er der Vorstandschef der Deutschen Bank und damit auch zentrale Figur in der Finanzkrise. Ich las in einer Rezension in der Neuen Züricher Zeitung, wo es heißt, dass der frühere amerikanische Außenminister Henry Kissinger über Ackermann gesagt haben soll, er sei der brillanteste und scharfsichtigste europäische Banker, den er kenne. Mittlerweile ist Josef Ackermann 76 Jahre alt und auf 460 Seiten schreibt er sein Bild von sich und seiner Karriere für die Nachwelt. Das ist ja irgendwie bemerkenswert. Man liest ja das Gleiche auch von Angela Merkel, dass sie gerne durch eine Autobiografie, durch ein Werk deutlich machen möchte, was diese Personen selbst gerne als Hinterlassenschaft verstanden wissen. Unabhängig davon, wie das eben wahrgenommen worden ist oder wahrgenommen wird. (00:02:04) Sie wollen sozusagen dem, was über sie gesagt und geschrieben und gedacht wird, ihren eigenen Stempel aufdrücken. Deshalb, wie es auch über die Autobiografie von Josef Ackermann heißt, das Ergebnis ist dessen, was er jetzt versucht, als Bild für die Nachwelt zu formulieren, ist seine Autobiografie und eine Rechtfertigungsschrift. Der Mannesmann-Prozess zum Beispiel gelte als großes Missverständnis. Rechtfertigungsschrift, das ist sehr interessant. Eine Autobiografie zu schreiben, ist also eine Rechtfertigung seiner eigenen Wege, seiner eigenen Entscheidungen. Und das ist interessant, ich will weiter gar nicht auf diese Autobiografie eingehen. Es ist insofern bemerkenswert und interessant, weil es deutlich macht, was eine Autobiografie eigentlich für ein Ziel hat. Das Ziel ist, der Nachwelt, den Lesern, den Begleitern, vielleicht über Jahre, Jahrzehnte, (00:03:04) das Bild zu zeichnen, das man selber für richtig hält, was man selber gerne hinterlassen möchte, eine Rechtfertigungsschrift. Das ist insofern bemerkenswert, als hier sich zeigt, dass im säkulären, also im weltlichen Bereich, dass man da ein Unterscheidungsvermögen hat, was eigentlich eine Autobiografie für ein Ziel hat, was sie für einen Sinn hat, was sie für einen Platz einnehmen soll. Interessanterweise im geistlichen Bereich hört man das weniger. Da gibt es große Schwärmereien für Autobiografien, was für wunderbare Menschen das doch sind. Und wenn sie dann womöglich auch noch zum Teil selbstkritisch schreiben oder scheinbar selbstkritisch schreiben, dann wird das umso lobender erwähnt. Aber diese Welt ist da manchmal nüchterner, besonnener und auch klarer in dem Urteil, hat ein besseres Unterscheidungsvermögen, was eine Autobiografie wirklich leistet, was der Inhalt ist, mein Weg, sagt Ackermann, den Weg, den ich gegangen bin. (00:04:02) Und wir als Christen können vielleicht auch sagen, den Weg, den ich gegangen bin, aber den Gott mich geführt hat, der von Gott ist. Dann schreiben wir schon etwas zu, was Rechtfertigung meines Weges ist, als ob Gott für meine Entscheidungen verantwortlich ist. Das ist er natürlich nicht. Insofern Autobiografie. Wollen wir uns kurz Gedanken machen, was Gottes Wort eigentlich über eine Autobiografie zu sagen hat. Wie sprach Johannes der Täufer in Johannes 3 Vers 30 sagt er, er, Christus, muss wachsen, ich aber abnehmen. Ich will nicht über mich schreiben, ich will Christus groß machen. Ich will auch nicht Christus groß machen, indem ich mich dafür in Anspruch nehme oder ihn mich in Anspruch nehmen lasse für das, was ich getan habe, sondern er soll wachsen. Ich möchte auf ihn hinweisen. Ich möchte nicht auf mich hinweisen, ich möchte nicht von mir schreiben, sondern ich möchte von Christus schreiben. Das ist genau das Werk, das der Geist Gottes vollbringt. Johannes 16, finden wir das in Vers 14, da sagt er Jesus über den Heiligen Geist, (00:05:02) er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er empfangen und euch verkündigen. Der Geist Gottes benutzt immer Christus. Er benutzt nicht Menschen, obwohl er Menschen benutzt, aber er stellt nicht die Menschen nach vorne, sondern er stellt Christus nach vorne. Und das tut er nicht mittelbar, sondern das tut er unmittelbar. Ein Mensch kann sich natürlich rechtfertigen, ich will ja Christus groß machen, das kann man ja auch niemandem in Abrede stellen. Wer sind wir, der ein Motiv beurteilt? Aber das Ergebnis ist genau das, eine Autobiografie stellt sich selbst dar, versucht sich selbst zu rechtfertigen, versucht ein eigenes Bild aufzubauen, mag es gut sein, mag es schlecht sein, das ist das, was eine Autobiografie leisten kann. Und im Blick auf die Führer sagt der Schreiber des Hebräerbriefes in Hebräer 13 Vers 7, Gedenkt eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben, und den Ausgang ihres Wandels anschauend, ahmt ihren Glauben nach. Da ist also nicht von einer biografischen Beschreibung dieser Führer die Rede, sondern da ist davon die Rede, was sie an Wort Gottes gepredigt haben, (00:06:02) was sie weitergegeben haben. Denn das ist letztendlich das, was trägt, das was weiterhilft, das was zieht, was bleibenden Wert hat, ist das Wort Gottes. Und da, wo wir das Wort Gottes weitergegeben haben, da haben wir einen Wert bewirken können. Ja, mein Leben muss dazu passen, deshalb der Ausgang des Wandels, das ist ja tragisch, wenn man sich das Alte Testament anschaut, die großen Könige, auch die Erweckungskönige, die Könige, die im Südreich Juda uns vorgestellt werden, acht an der Zahl, bis auf Jotam, von dem nicht viel berichtet wird, sind alle am Ende ihres Lebens gefallen, vorweg auch schon Salomo. Aber egal, Hiskia, Josia, große Könige, der Ausgang ihres Lebenswandels, der war leider tragisch. Und deshalb sehen wir hier, es ist das Wort Gottes, aber das Leben muss dazu passen und deshalb der Ausgang ihres Wandels, das zeigt, ob sie treu geblieben sind. Und dann sollen wir nicht den Ausgang nach imitieren, sondern den Glauben. Über den Glauben wird von den Führern weiter gar nicht gesprochen, (00:07:03) aber da, wo Glaube da war, und er ist eben gerade dadurch zu sehen, dass das Wort Gottes gepredigt wird. Es ist schon auffällig, nicht mal der Herr Jesus hat über sich selbst geschrieben, er hat viel gesagt. Er hätte ja während seiner Lebenszeit, sagen wir mal in der Jugendzeit, bis er 30 Jahre in den öffentlichen Dienst getreten ist, hätte er manches schreiben können, hat er nicht getan. Gott sorgt dafür, dass über ihn geschrieben wird, das ist der Geist Gottes, der ihn groß macht. Jesus hat das selbst nicht getan. Wir denken an 2. Korinther 10 Vers 18, denn nicht der ist bewährt, der sich selbst empfiehlt, der über sich selbst schreibt, der sich selbst nach vorne bringt, sondern der, den der Herr empfiehlt. Das wollen wir unbedingt bedenken. Aber man könnte ja sagen, aber Paulus hat doch viel über sich geschrieben, gerade im 2. Korintherbrief. Ja, das ist in der Tat wahr. Was sagt er dazu? 2. Korinther 11 Vers 1, (00:08:03) Doch ertragt mich auch. Vers 17 Dann noch Vers 21 Und dann spricht er über sich. Und dann sagt er auch einmal, dass er wie von Sinnen schreibt, dass er von sich selbst spricht. Ja, Paulus hatte ein Bewusstsein. Nicht der ist bewährt, der sich selbst empfiehlt, sondern der, den der Herr empfiehlt. Nicht der, der über sich selbst schreibt, sondern der, über den der Herr etwas zu sagen hat. Wollen wir ein Unterscheidungsvermögen wieder neu haben im Blick auf das, was wir tun, was wir sagen, was wir schreiben. Wer über sich selbst schreibt, stellt sich selbst in den Mittelpunkt. Selbst wenn auch Christus dabei erwähnt wird, wenn es auch um Christus geht. (00:09:01) Aber über sich selbst zu schreiben, das macht das Ich groß. Selbst wenn man es kritisch sieht, dann ist man ja umso bewährter, weil man ja kritisch über sich schreibt. Nein, wir wollen über Gottes Wort schreiben. Wir wollen über den Herrn schreiben. Wir wollen ihn groß machen, dann sind wir an der richtigen Stelle. Er muss wachsen, ich aber abnehmen.
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