In einer Welt von Krisen den Glauben ausdrücken: durch das Vaterunser?


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(00:00:00) Kann man in einer Zeit voller Krisen eigentlich noch glauben? Nun, manche sagen, beten hilft da auch nichts mehr. Andere sagen, was sollten wir dann für einen Grund haben, in solchen Krisen noch Gott anzurufen, er hat sich ja nicht erwiesen als der Anwesende. Das war jetzt zu lesen an einem Leitartikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, wo sich jemand über das Beten Gedanken macht und positiv darauf verweist, dass die Evangelische Kirche in Hessen-Nassau jetzt einen Brief geschrieben hat an alle Mitglieder, in der die Kirche auf das sogenannte Vaterunser verweist und sagt, trotzdem, trotz all dieser Krisen ist gerade jetzt die Zeit, um zu beten und zwar speziell das Vaterunser auszudrücken. Dieses Vaterunser ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, sich mit den Inhalten dieses Vaterunser auseinander zu setzen. Denn das Vaterunser gehört zum Kern der christlichen Glaubenstradition. Es sei das bekannteste Gebet und das einzige, das Jesus selbst zugeschrieben wird. Es sei (00:01:03) weltumspannend von allen christlichen Konfessionen als Gebet anerkannt. Und es ist das Gebet, so der Autor, das genutzt wird, wenn die eigenen Worte fehlen. Mit anderen Worten, mit dem Vaterunser kann man sich nach Hause tasten. Nun muss man mal über diese Punkte ein wenig nachdenken. Das Vaterunser ist tatsächlich ein Gebet, das wir in der Schrift finden. Ist es der Kern der christlichen Glaubenstradition? Ja, es mag Kern einer Tradition sein. Die Tradition, die sich über Gottes Wort gestellt hat. Die Tradition, die eine Form angenommen hat, wo viele dieses Gebet sprechen, um nicht zu sagen, plappern, nachplappern, ohne sich wirklich mit den Inhalten auseinander zu setzen. Insofern ist die Idee, sich mit den Inhalten zu beschäftigen, eine gute Idee. Aber was hat es mit einer christlichen Glaubenstradition auf sich, wenn sie eigentlich nicht christlich ist? Und das ist der Punkt. Das Erste, was wir fragen müssen, (00:02:01) ist, ist das Vaterunser christlich? Und die Antwort ist, das kann ja wohl nicht sein. Warum nicht? Weil wir kein einziges Gebet in der christlichen Zeit finden. Der Jesus hat ja noch nicht in der christlichen Zeit gelebt, sondern in der vorchristlichen Zeit. Wir finden kein einziges Gebet in der christlichen Zeit, das das Vaterunser ist oder dem Vaterunser ähnelt. Im Gegenteil. Das, was wir von Paulus, von Stephanus und von anderen finden, hat mit dem Vaterunser nichts gemein. Doch Inhalte, dass es um Gott geht und dass es um das Glaubensleben geht, dass es um Prüfungen geht. Aber ansonsten findet man keinen Vergleich, keine Verbindung mit diesem sogenannten Vaterunser. Das muss doch auffallen. Stephanus war in einer Krisenzeit, aber er hat nicht das Vaterunser gebetet. Paulus hat Krisen erlebt. An keiner Stelle finden wir das erauffordert oder ermutigt, das Vaterunser zu sprechen. Ist es wirklich christlich? Offensichtlich nicht. Denn wir finden Gebete im Neuen Testament. Wir finden Gebete in der christlichen Zeit, die mit dem Pfingsttag Apostelgeschichte 2 begann. Aber wir finden nicht ein einziges, das irgendwie dem (00:03:02) Vaterunser gleicht. Also weder christlich noch Glaubenstradition, Kirchentradition. Das ist recht, aber nicht wirklich Glaubenstradition. Dann ist es natürlich das bekannteste Gebet. Das stimmt. Aber ist es das einzige, das Jesus zugeschrieben wird? Ganz gewiss nicht. Wir finden allein in dem Lukas-Evangelium mindestens zehn Gebete, wahrscheinlich 14 Gebete, von denen wir wissen, dass sie dem Herrn Jesus nicht nur zugeschrieben werden, sondern dass sie von ihm sind. Und das ist schon der nächste Punkt. Die werden dem Herrn Jesus zugeschrieben, als ob es daran Zweifel gäbe, als ob man Gottes Wort nicht vertrauen könnte. Doch wir können Gottes Wort vertrauen und wir sollten auch Gottes Wort vertrauen, dass das, was in der Bibel steht, Gottes Wort ist, weil die Bibel Gottes Wort ist. Und da finden wir eben, dass eine ganze Anzahl von Gebeten niedergeschrieben worden sind, die der Herr Jesus ausgesprochen hat. Also ist es bei weitem nicht das einzige. Es wird ja in der Tat weltumspannend von allen, jedenfalls vielen christlichen (00:04:02) Konfessionen gebetet. Aber macht es das richtiger? Wenn wir es eben im Neuen Testament ansonsten nicht finden, dann müssen wir doch wohl sagen, das ist nicht das, was wir als Gebet, als Vorlage für ein Gebet wirklich haben sollen. Vor allen Dingen ist es das Gebet, das genutzt wird, wenn die eigenen Worte fehlen. Ist das wirklich der Fall? Fehlen uns die Worte? Natürlich wissen wir manchmal nicht, wie wir beten sollen, sagt der Apostel Paulus in Römer 8. Aber dann sagt er nicht, dann bete bitte das Vaterunser, weil du keine andere, keine bessere Vorlage hast, sondern dann wird uns zugesagt, dass der Heilige Geist das, was in unseren Herzen an Empfindungen ist, in einer gottwohlgefälligen Weise dem Vater Gott bringen wird. Ja, mit dem Vaterunser kann man sich nach Hause tasten. Das mag schon sein, aber es ist eben offensichtlich nur ein Tasten. Aber möchte Gott, dass wir uns nur durch die Gegend tasten? Nein, wir lesen in Johannes 16, dass der Jesus seinen Jüngern gerade für diese heutige Zeit, wo er nicht mehr anwesend sein würde, dass er für diese Zeit sagt, an jenem Tag, (00:05:02) Vers 23, werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, um was irgend ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, das wird er euch geben. Bis jetzt habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei. Der Jesus sagt, dass sie mit allem zu dem Vater kommen können und dass sie in seinem Namen beten dürfen. Das heißt natürlich in Übereinstimmung mit seinem Namen. Das bedeutet auch, dass man sich nicht durch die Gegend, durch ein eine Finsternis tastet, sondern dass man ein Bewusstsein davon hat, was der Wille des Herrn ist. Und dann sagt der Herr Jesus uns zu, dass die Gebete auch erhört werden. Oder wenn wir an Philippa 4 denken, dann dürfen wir unser ganzes Herz dem Herrn ausschütten. Und das ist genau der Punkt. In Krisen wissen wir manchmal nicht, was der Wille des Herrn ist. Dann heißt es aber nicht, dass wir nicht zu ihm beten können. Dann heißt es auch nicht, dass wir beten sollten, dass er die Umstände verändert. Denn oft tut er genau das nicht. Aber was finden wir hier? Dass er die (00:06:02) Herzen derer verändert, die zu ihm beten. Das ist genau das, was wir bei David immer wieder finden. Wenn du dir einen der seiner Psalme durchliest, dann wirst du immer wieder feststellen, dass er am Anfang in Not zu Gott spricht. Dass er die ganze Not seiner Lebensumstände, der Druck, der von außen da ist, ihm schildert. Oder am Ende ist auf einmal ein Ausdruck größten Friedens da. Dass er sich in Ruhe niederlegen kann, beispielsweise im Psalm 4. Woher kommt das? Haben sich die Umstände verändert? Nein, die haben sich nicht geändert. Was sich aber geändert hat, das ist das Herz von David. Und das finden wir neutestamentlich in Philippa 4 ausgedrückt. Da sagt der Apostel Paulus in Vers 6, Wir bringen Gott unsere Anliegen. Aber wir tun das mit Danksagung. Das ist natürlich ein wesentlicher Punkt, dass wir nicht in Bitterkeit, nicht in Anklagen zu ihm kommen, sondern in einer (00:07:01) Dankbarkeit. Denn er hat uns bewahrt bis zu dem heutigen Zeitpunkt. Er hat uns getragen, er hat uns erhalten, trotz unseres Versagens. Obwohl wir Sünder waren, hat er uns zur Bekehrung geführt. Obwohl wir als Bekehrte immer wieder gesündigt haben, hat er uns weiter bewahrt und erhalten. Und deshalb haben wir jeden Grund, dankbar zu sein. Hoffentlich sind wir das auch. Und wenn wir in dieser Dankbarkeit kommen, dann wird sein Friede, der Friede, der über jeden Verstand erhaben ist, dieser Friede, den Gott selbst genießt, der nicht durch irgendwelche Lebensumstände und mag die ganze Welt zusammenbrechen, irgendwie erschüttert werden könnte. Und sein Friede, den schenkt er uns in das Herz, sodass wir innerlich ruhig werden können. Das wünsche ich dir auch, dass du dieses Bewusstsein hast, nicht irgendwie ein Gebet nachsprechen, nachplappern zu müssen, sondern dass du dieses Bewusstsein hast, der Herr ist bei mir, der Herr hilft mir, der Herr ändert vielleicht nicht die Lebensumstände, aber mein Herz macht er ruhig, dass ich in den schwierigen, in den herausfordernden Lebensumständen weiter an seiner Hand gehen kann, bis der Herr Jesus wiederkommt. Dieses Bewusstsein, (00:08:02) das macht uns glücklich, dieses Bewusstsein macht uns friedfertig, dieses Bewusstsein gibt uns tiefen inneren Frieden, tiefe innere Ruhe und genau die wünsche ich dir von ganzem Herzen.
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