Einführung in die Prophetie (4)
Die 16 Propheten des Alten Testaments
Im Alten Testament finden wir Bücher von 16 Propheten, die Gott gebrauchte, um seinem Volk und sogar den Nationen (s. der Prophet Jona, Nahum, Obadja) Mitteilungen zu machen. Dabei werden die Bücher Jesaja, Jeremia und Hesekiel zu den sogenannten „großen Propheten“ gezählt, während die Bücher Hosea bis Maleachi häufig als „kleine Propheten“ bezeichnet werden. Diese sind nicht weniger Wert als die „großen“. Sie sind ebenfalls Gottes Wort und enthalten wichtige Botschaften. Was sie jedoch unterscheidet, ist ihr Umfang. Aus diesem Grund werden sie häufig „kleine Propheten“ genannt. Eine Sonderrolle nimmt das Buch Daniel ein, das im hebräischen Alten Testament zu den sogenannten Schriften, dem dritten Teil, gezählt wird.
Ein Großteil der prophetischen Bücher lässt sich in vier „Klassen“ teilen:
- Erste Klasse: Hierzu zählen die Propheten Jeremia, Hesekiel und Daniel. Diese drei Propheten behandeln die Einnahme Jerusalems durch Nebukadnezar und dessen Folgen. Sie übten ihren Dienst etwa im und 7. Jahrhundert v. Chr. aus.
Mit der Einnahme Jerusalem fand ein entscheidender Wechsel in der Geschichte der Regierung Gottes über die Erde statt. Von da an regierte Gott nicht mehr durch Israel, sondern durch die Nationen. Diese Zeit der Herrschaft der Nationen nennt Gott „die Zeiten der Nationen“. Aus diesem Grund zählt das Buch Daniel zu der ersten Klasse. Denn Daniel beschreibt die Folgen der Einnahme Jerusalems unter dem Gesichtspunkt, dass von da an die Nationen herrschen. Diese Herrschaft nimmt einen großen Teil im Buch Daniel ein und behandelt sie in ihrem Charakter. - Zweite Klasse: Hierzu gehören die Propheten Jona, Nahum und Obadja. Deren Schwerpunkt liegt auf der Botschaft des Gerichts, das den Nationen widerfährt. Während Jona das Gericht über Ninive, die Hauptstadt Assyriens ankündigte, dessen Botschaft zu jener Zeit angenommen wurde, weissagte Nahum etwa 150-200 Jahre später über die endgültige Verwüstung Ninives. Obadja enthüllt Gottes Rache an Edom. Ihr Dienst geschah etwa im 9. Jahrhundert v. Chr. (Obadja und Jona)1 sowie im 7. Jahrhundert v. Chr. (Nahum).
- Dritte Klasse: Hierzu zählen die Propheten Jesaja, Hosea Amos und Micha. Sie behandeln das Gericht über Israel, das über die zehn Stämme hereinbrechen würde, sowie das Schicksal, das später Juda, den übrigen zwei Stämmen, drohte. Diese Propheten kündigten ein „Strafgericht“ Gottes an, welches das Volk treffen sollte, zeugen jedoch zugleich von der Gnade, die Gott bereit war zu erweisen. Sie weissagten in der Zeit Ussijas, Jothams, Ahas’ und Hiskias – etwa im 8. Jahrhundert v. Chr.
- Vierte Klasse: Hierzu zählen Haggai, Sacharja und Maleachi. Ihre Botschaft hatte zum Inhalt, das Volk nach der Zeit ihrer Gefangenschaft in Babel zu ermahnen und zu ermuntern, in der der Altar, der Gottesdienst und die Anbetung, sowie der Tempel des Herrn wiederhergestellt wurden.
Dabei nimmt Maleachi unter ihnen einen gesonderten Schwerpunkt ein. Er zeugte ebenfalls in der Zeit nach dem Exil, ermuntert die Juden jedoch nicht zur Treue, sondern legte vielmehr ein Zeugnis ihres moralischen Zustands und ihrer Untreue ab. Er beschließt das Alte Testament, indem er das Kommen des Herrn Jesus zur Aufrichtung seines Königreiches verheißt (Mal 3,20). Der Dienst dieser Propheten fand statt zu Beginn des 6. Jahrhunderts v. Chr. (Haggai und Sacharja) und zu Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr. (Maleachi).
Zwei Propheten – Joel und Habakuk – nehmen eine besondere Stellung ein. Sie zeugen weder vom Gericht über die Nationen, wie Jona, Nahum und Obadja, noch lässt sich ein konkreter Zeitabschnitt aus ihren Aussagen bestimmen, aus dem entnommen werden könnte, dass sie sich unmittelbar mit dem Zustand des Volkes Israels beschäftigten oder diesen vor Augen hätten. Letztlich beschreiben beide in eigentümlicher Weise die Gerichte, die in den letzten Tagen nach der Entrückung der Versammlung über die Erde kommen werden. Ihr Dienst geschah im 9. Jahrhundert v. Chr. (Joel)2 und zu Beginn des 7. Jahrhunderts v. Chr. (Habakuk).
Insgesamt ließ Gott den prophetischen Dienst durch die genannten Propheten in der Zeit etwa vom 9. Jahrhundert v. Chr. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. geschehen. In dieser Zeit sandte Er gewissermaßen ein ganzes „Heer“ von Propheten, durch die Gott seinem Volk Mitteilungen zu machen hatte. Diese dürfen wir mit Gewinn lesen und sie studieren.
Fußnoten
Quelle: bibelpraxis.de/a7466.html