Glaube für Jungbekehrte (14): Müssen Christen immer freudig sein? (FMN)

Lesezeit: 4 Min.

Mancher kennt das Kinderlied, viele haben es vielleicht schon oft gesungen:

Lasst die Herzen immer fröhlich und mit Dank erfüllet sein
denn der Vater in dem Himmel nennt uns seine Kinderlein.
Immer fröhlich, immer fröhlich, alle Tage Sonnenschein,
voller Schönheit ist der Weg des Lebens,
fröhlich lasst uns immer sein!

Die Frage ist nur: Stimmt das eigentlich? Ist das Leben eines Christen wirklich immer durch Fröhlichkeit und Zuversicht geprägt? Oder: Sollte es das sein? Eines ist klar: Unsere Erfahrung ist eine andere. Aber Erfahrung sollte natürlich kein Maßstab für uns sein, sondern allein Gottes Wort. Und was lesen wir dort?

Traurigkeit im Leben von Christen

„Vor Traurigkeit zerfließt in Tränen meine Seele; richte mich auf nach deinem Wort!" (Ps 119,28). Offensichtlich gibt es Tage, an denen wir traurig sind und auch traurig sein dürfen. Das ist nicht nur die Lebenswirklichkeit von alten Gläubigen, sondern so ergeht es auch schon einmal oder sogar öfters jüngeren Gläubigen.

So fühlt man sich nicht nur, wenn man einen lieben Angehörigen durch Heimgang (Tod) verliert, sondern es gibt auch andere Ereignisse in unserem Leben, die uns traurig machen können. Das ist normal, das ist offensichtlich biblisch (Neh 2,2; Spr 25,20; Phil 2,27). Wir dürfen diese Gefühle auch zulassen und müssen sie nicht verstecken. Entscheidend ist in solchen Situationen, dass wir am Herrn Jesus festhalten, das Vertrauen auf Ihn nicht verlieren. „Werft nun eure Zuversicht nicht weg, die eine große Belohnung hat" (Heb 10,35). Dazu ist es empfehlenswert, dass wir sein Wort zur Hand nehmen. Gott tröstet uns gerade durch sein Wort und schenkt uns dann neuen Mut.

Christen dürfen weinen

Auch wenn sich der Prediger (Salomo) nicht auf der Höhe seines Glaubenslebens befindet, sind seine Worte doch zutreffend: „Alles hat seine bestimmte Zeit ... Geborenwerden hat seine Zeit, und Sterben hat seine Zeit; ... Weinen hat seine Zeit, und Lachen hat seine Zeit; Klagen hat seine Zeit, und Tanzen hat seine Zeit; ... Umarmen hat seine Zeit, und vom Umarmen Fernbleiben hat seine Zeit; ... Schweigen hat seine Zeit, und Reden hat seine Zeit" (Pred 3,1-8).

Es gibt Zeiten, in denen wir uns freuen, und es gibt Zeiten, in denen wir trauern und weinen. Es gibt Erlebnisse, die uns Mut und direkt dankbar machen, aber auch solche, die menschlich gesprochen enttäuschend sind (vgl. z. B. Röm 12,15).

Niemand (!) ist immer fröhlich.

Es gibt niemanden, der immer „fröhlich" und zuversichtlich ist. Und einem solchen Zwang oder Druck sollte sich auch niemand aussetzen. Manche Christen vermitteln dir vielleicht den Eindruck, dass etwas falsch läuft, wenn Du nicht jederzeit mit einem fröhlichen oder lachenden Gesicht herumläufst. Lass dich dadurch nicht verunsichern!

Auch der Herr Jesus hat so nicht gelebt. Er weinte einmal voller Traurigkeit über Jerusalem, das heißt die Juden (Lk 19,41). Er seufzte mehrfach tief (Mk 7,34; Joh 11,33). Er vergoss Tränen (Joh 11,35).

Gott schenkt Zuversicht!

Aber eines ist bei Ihm wahr: Er hat sein Vertrauen auf seinen Gott immer bewahrt. Nie war Er in diesem Sinn verzweifelt oder hoffnungslos. Denn unser Herr war immer in ungetrübter Gemeinschaft mit seinem Vater. Das galt auch in den schwersten Umständen seines Lebens. Wenn es jemanden gab, der in dieser Welt leiden musste, dann Er. Das aber hat Ihn nie verzweifeln lassen, weil Er seinem Gott in allem vertraute.

Insofern brauchen wir nicht fröhlich zu sein, wenn die Umstände bitter oder schwierig sind. Wenn wir im Blick auf Menschen einsam sind, sollten wir nicht so tun, als ob es uns bestens geht. Es bringt nichts, zu schauspielern. Und zugleich macht es nur krank, sich einzureden, man müsse als Christ immer strahlen.

Davids Freude

Doch sollten uns die Worte Davids anspornen, der in schwierigsten Lebensumständen sagte: „Du hast Freude in mein Herz gegeben, mehr als zur Zeit, als es viel Korn und Most gab" (Ps 4,8).

Wahre, tiefe Freude ist nicht von den Umständen abhängig, in denen wir uns befinden, sondern von unserer gelebten Beziehung zu unserem Herrn. Das zeigen uns Bibelverse wie Philipper 4,4: „Freut euch in dem Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch!" Wenn wir mehr auf Ihn sehen und alles aus seiner Hand nehmen, werden unsere Herzen zur Ruhe kommen. Dann werden wir nicht erschüttert werden, mag auch vieles um uns her in Unruhe und Chaos sein, auch inmitten der Gläubigen.

Folge mir nach – Heft 8/2020

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Artikelreihe: Glaube für Jungbekehrte

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