
Es ist (fast) jedes Jahr dasselbe. Die Leiter von Kirchengemeinden kommen an den Weihnachtsfeiertagen und Ostern in die Presse mit ihren Botschaften. Was ist ihnen das Wichtigste, womit sie die Menschen (und die Öffentlichkeit) beschäftigen wollen?
Ein Blick durch die Medien zeigt, wie traurig es sein muss, heute in Kirchen zu gehen. Wie sagte mal jemand: Ich suchte die Kirche und fand sie in der Welt. Ich suchte die Welt und fand sie in den Kirchen. Man könnte hinzufügen: Ich suchte die Politik und fand sie in den Kirchen. Ich suchte die Kirchen und fand sie in der Politik. Denn das, was die „Schäfchen" der Kirchenpastoren in den letzten Tagen zu hören bekamen, waren politische Botschaften. Warum nutzen sie eigentlich nicht die Gelegenheit, von Jesus Christus zu zeugen? Davon, dass sich der Mensch bekehren muss, wenn er in den Himmel kommen möchte? Davon, dass er verloren ist und der Hölle entgegengeht? Davon, dass der Retter nicht die Politik, sondern das menschliche Herz verändern will?
Der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), erinnerte an die Gewalt im syrischen Bürgerkrieg sowie an die zivilen Opfer in Israel, Palästina und Afghanistan. Zudem rief er zur Solidarität innerhalb Europas mit Griechenland auf und mit jenen Menschen, die in Deutschland ins Abseits geraten. Schneider: „Die Weihnachtsbotschaft fordert uns heraus, für diese Menschen die Stimme zu erheben und nach sozialer Gerechtigkeit zu suchen." Der badische Landesbischof Ulrich Fischer (Karlsruhe) bezog sich in seiner Predigt auf eine Verpflichtung und Ermutigung zum sozialen und politischen Handeln. Er verwies auf Probleme wie Klimawandel, Rechtsextremismus und die Euro-Krise. Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein (Kassel) sprach davon, dass Jesu in ärmlichen Verhältnissen zur Welt kam. Im Blick auf die Gegenwart meinte er: „Die Armut schreit zum Himmel. Darum wurde Gott Mensch und ging mitten in sie hinein." Der braunschweigsche Landesbischof Friedrich Weber (Wolfenbüttel) macht in seiner Weihnachtspredigt unter anderem auf die Gewalt gegen Kinder aufmerksam.
Diese Botschaften könnten in gleicher Weise von dem Bundespräsidenten - der es ja auch ähnlich tat - oder von den Parteivorsitzenden erschallen. Haben die „Bischöfe" keine christliche Botschaft mehr? Kein Wunder, dass sich die Welt von der Kirche abwendet, weil sie diese Botschaften auch überall woanders hören können, nur billiger. Immerhin war von Joseph Ratzinger, Benedikt XVI., zu hören, dass in der schnelllebigen Zeit eine Rückbesinnung auf Gott notwendig sei. Von Umkehr und der Notwendigkeit zur Bekehrung war leider auch bei ihm nichts zu hören, wenn man die Medienberichte sieht.
Interessant ist, dass Bundespräsident Joachim Gauck wie auch der amerikanische Präsident Barack Obama die christliche Bedeutung des „Christfests" hervorgehoben haben.
Ist die Geburt Jesu denn „christlich"? Absolut nicht! Ohne die Geburt Jesu gäbe es natürlich kein Christentum, das ist wahr. Aber ohne die Geburt Jesu gäbe es kein Kreuz Jesu, gäbe es keine Erlösung, gäbe es keine Versöhnung usw. Das alles betrifft bei weitem nicht nur Christen, sondern auch die Menschen des Alten Testaments, die Menschen, die in künftiger Zeit leben, wenn die Versammlung (Gemeinde, Kirche) längst entrückt sein wird. Nicht die Geburt Jesu ist „christlich", sondern das Bewusstsein, was diese Geburt eigentlich bedeutete, nämlich die freiwillige Erniedrigung des Sohnes Gottes, der Mensch wurde, um sterben zu können. Diese Kenntnis gab es im Alten Testament nicht. Und vor allem die Stellung, die wir als Erlöste der Gnadenzeit in Christus besitzen, wird es nie wieder geben, „mitauferweckt und mitsitzend in den himmlischen Örtern in Christus Jesus" (Eph 2,6). - Übrigens: Auch die Nächstenliebe ist alles andere als „christlich". Natürlich werden Christen ihre Nächsten lieben. Aber der Hinweis auf dieses Thema in der Bergpredigt zeigt, dass die Juden diese Aufgabe längst kannten, als es keine Christen auf dieser Erde kam. Entwertet das die Nächstenliebe? Keineswegs. Aber es zeigt, wie wenig wir uns heute noch bewusst sind, was WIRKLICH christlich ist, was das Besondere wahren Christentums ausmacht. Wir haben uns daran gewöhnt, das Christentum herabzuwürdigen. Damit verachten wir die Geschenke, die Gott in Christus nur in der heutigen Zeit macht.
Quelle: bibelpraxis.de/a2353.html