Sind wir für die Einsamen da?


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(00:00:00) Jeder vierte Mensch fühlt sich einsam. Das hat eine Umfrage ergeben, dass unter den deutschen Erwachsenen tatsächlich 25% schon mal eine Diagnose Depression erhalten haben und sich einsam fühlen. Natürlich, solche Umfragen werden oft von Lobbygruppen in Auftrag gegeben, um ihr Thema nach vorne zu bringen, um bestimmte Interessengruppen sozusagen zu bedienen und vielleicht im medizinischen Bereich, vielleicht im Pflegebereich, vielleicht auch im Bereich von Finanzierung ihre Themen durchzubringen. Und doch ist das irgendwie erschreckend, dass ein Viertel schon einmal die Diagnose Depression hatten und dass ein Viertel der deutschen Erwachsenen sich einsam fühlen. Man weiß, dass die über 60-jährigen Menschen, gerade sie vor allen Dingen, weniger soziale Kontakte haben und dadurch vereinsamen, obwohl interessanterweise sie weniger angeben, nur 21% sehr einsam zu sein. Das ist anders bei (00:01:01) den Erwachsenen bis zu 59 Jahre alt. Da fühlen sich tatsächlich 26% einsam, was eine ziemlich hohe Zahl ist und wie auch dann sogenannte Experten sagen, ein Ergebnis der sehr individualistisch geprägten Gesellschaft ist. Und ich glaube, das können wir bestätigen. Unsere Erfahrung zeigt doch, dass wir immer mehr durch unsere eigenen Interessen geprägt sind. Letztlich auch dadurch, dass wir durchs Leben kommen müssen, sei es als Familien, sei es als Nichtverheiratete, als Alleinstehende, auch als Ehepaare. Wir haben so viele Aufgaben im Beruf und neben dem Beruf, dass man sich kaum noch Zeit nehmen kann für andere Dinge, weil man so ausgelaugt ist, weil wir so ausgedrückt werden wie Zitronen und es fast nicht mehr schaffen, irgendwie den Blick auf andere zu richten. Deshalb ist es sicherlich gut, das immer mal wieder neu anzustoßen und sich dessen zu erinnern. Ich möchte mal ein paar Punkte nennen, über die es sich vielleicht lohnt, nachzudenken. Erstens, im Blick auf solche, die alleinstehend sind, auf solche, die alt sind, (00:02:02) auf solche, die einsam sein könnten, das Thema Gastfreundschaft. Wir sehen zum Beispiel in Hebräer 13 Vers 2 und an anderen Stellen, die Gastfreundschaft vergesst nicht oder trachtet nach Gastfreundschaft an anderer Stelle. Denn durch diese haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. Das ist ja eine gewaltige Ermunterung, dass Gott Menschen gesegnet hat, Gläubige gesegnet hat, die Gastfreundschaft geübt haben, die eben bereit waren zu verzichten auf freie Zeit, auf Muse für sich selbst und dass er sie gesegnet hat dadurch, dass dann Engel bei ihnen eingekehrt sind, ohne dass sie das wussten. Wir wollen nicht vergessen, dass Alte, das Witwen und Witwer Besuche brauchen. Ich sage schon mal, das kann man sich ja auch vornehmen. Einmal pro Woche eine Person zu besuchen, das ist ja nicht viel, wenn man das mal so überlegt. Wenn man das tatsächlich macht, dann ist das auf einmal doch viel, weil man merkt, man muss sich das vornehmen, man muss einen Besuch arrangieren, man muss das ankündigen. Alte können in der Regel dann auch nicht von jetzt auf gleich. (00:03:03) Aber tun wir das? Nehmen wir uns das vor? Wir sollen jetzt nicht irgendwie ein Gesetz machen, wir müssen jetzt einmal pro Woche jemanden besuchen, sonst sind wir nicht geistlich, sonst sind wir nicht wirklich entsprechend unseres Glaubenslebens. Da wird ja manchmal Druck gemacht in jedwede Richtung. Wenn du nicht einmal pro Tag jemanden angesprochen hast auf das Evangelium, dann bist du kein entschiedener Christ oder sowas. Solch einen Druck wollen wir und dürfen wir nicht ausüben, weil er schlicht unbiblisch ist. Aber ist es nicht gut, sich so etwas einmal vorzunehmen? Was sagt der Apostel Paulus in 1. Timotheus 5 im Blick auf die Witwen? Wollen wir nicht übersehen. Da heißt es in 1. Timotheus 5 Vers 3, Ehre die Witwen, die wirklich Witwen sind. Und dann wird deutlich gemacht, dass man sogar eine Liste aufmachen sollte, eine Liste führen sollte, in der sie alle verzeichnet sind, und zwar um sie zu bedienen. Da ging es besonders um finanzielle Dinge, aber wir können das mindestens ausweiten auch auf Besuche, auf die Ansprache und so weiter. (00:04:01) Ist das wirklich so, dass wir uns um solche Personen, die per se einsamer sein müssen, weil sie nicht mehr so viele Kontakte haben, weil sie vielleicht einen Ehepartner verloren haben oder nie verheiratet gewesen sind, aber jetzt nicht mehr im Arbeitsverhältnis stehen und dadurch vereinsamen. Machen wir solche Listen, zum Beispiel in einem örtlichen Zusammenkommen, damit wirklich diese alten Geschwister besucht werden, sonntags eingeladen werden, aber eben nicht nur sonntags, wo sie sowieso schon Kontakt haben. Bemühen wir uns um sie, sonst sind wir letztlich schlechter als Menschen dieser Welt, jedenfalls nicht besser. Gott das Wort macht deutlich, dass das ein Anliegen sein sollte für uns. Immer wieder, wenn man Besuche macht in örtlichen Zusammenkommen, sind es gerade die alten Geschwister, die sagen, besucht werden wir nicht. Dass wir das letzte Mal besucht worden sind, das hat schon Wochen, Monate gedauert. Wie gehen wir damit um? Wir brauchen uns nicht zu wundern, dass viele vereinsamen, wenn wir uns darum nicht kümmern. Drittens, sollen wir natürlich beten für sie? Dürfen wir beten für sie? Und wenn (00:05:01) wir für sie beten, dann sind sie auch vor unserem Herzen, dann haben wir auch mehr Interesse an ihnen. Beten wir wirklich für die alten Geschwister, Name bei Name? Wissen wir, was sie beschäftigt, was sie für Nöte haben, was sie für gesundheitliche Herausforderungen haben und so weiter? Ist das wirklich etwas, was uns am Herzen liegt? Wir können nicht immer durch unsere berufliche, durch unsere familiäre Situation jemanden besuchen. Aber anrufen, das wäre ja eigentlich das Mindeste. Nehmen wir mal an, eine alte Schwester, ein alter Bruder sind noch in der Lage zu telefonieren, also einigermaßen zu hören. Sind wir dann solche, die sie wirklich aufsuchen, die sich bemühen sie zu besuchen, auf sie zuzugehen, mit ihnen zu telefonieren? Ein Telefonat am Tag oder alle zwei Tage ist doch eigentlich möglich. Wie viel Zeit vergolden wir mit ganz anderen Dingen? Mit unseren Smartphones und so weiter. Wäre es da nicht eine Möglichkeit, wirklich mal jemanden anzurufen? Dann habe ich gehört, das ist mein fünfter Punkt, dass es solche gibt, die vielleicht so alle halbe Jahr ganz bewusst ein Treffen, ein Kaffeetrinken machen für alte Geschwister. Eine (00:06:01) ganz tolle Idee, die man nur empfehlen kann. Ja, das ist mit Arbeit verbunden, gar keine Frage und das kann nicht jeder machen, kann nicht jede Familie machen. Aber es gibt doch mehr, die vielleicht gerade ins Rentenalter gegangen sind oder einen Vorruhestand, wo man dadurch wirklich alten Geschwistern eine Freude machen kann. Ja, muss man sie vielleicht abholen. Aber die dann miteinander im Gespräch sind, man muss selber gar nicht viel machen, einfach nur die Plattform sozusagen bieten, dass sich alte Geschwister aus der Gegend treffen können. Das ist natürlich, wenn es nur ein Zusammenkommen weit und breit gibt, dann sind es nur wenige. Aber es gibt ja manche Gegenden, jedenfalls in Deutschland, wo das viel leichter möglich ist. Wie steht es mit dem Hirtendienst? Ich finde das vorbildlich, ist jetzt ein konkreter, spezieller Zusammenhang, wie das gesagt wird von dem Apostel Paulus, Apostelgeschichte 15, 36. Nach einigen Tagen, also es war eine längere Zeit, aber sprach Paulus zu Barnabas, lass uns nun zurückkehren und in jeder Stadt, in der wir das Wort des Herrn verkündigt haben, die Brüder besuchen und sehen, wie es ihnen geht. Ist das wirklich unser Anliegen? Und jetzt bin ich mal nicht nur bei den (00:07:03) Alten, es gibt auch Jüngere, die vielleicht alleinstehend sind oder ein Ehepaar ohne Kinder, die auch einsam sein können, vereinsamen können. Wie ist das da? Besuchen wir sie, um zu sehen, wie es ihnen geht? Wissen wir, wie es ihnen geht? Können wir eine Hilfestellung geben? Nicht, dass wir immer meinen, wir müssen jetzt Holland in Not beseitigen. Ich kann mich noch erinnern, als wir mal vor Jahren angefangen haben, Geschwister zu besuchen am Ort, dass dann sofort die Frage kam, haben wir irgendwas falsch gemacht? Das ist ja tragisch, wenn man Besuche macht und sofort ist eigentlich nur noch die Angstantenne ausgefahren, da kommt jemand zu Besuch, weil irgendwas Schlimmes passiert ist. Eigentlich sollte das normal sein, dass wir uns gegenseitig besuchen und gegenseitig eine Hilfe sind. Gibt es solche Hirten? Sind sie noch da, die nicht nur einen Hirtendienst überörtlich tun, sondern am Ort eben die Geschwister besuchen, ist ja eigentlich ein Ältestendienst, der selbstverständlich sein sollte. Eine siebte Möglichkeit, eine schöne Möglichkeit ist auch, dass junge Leute sich zusammentun und singen bei (00:08:02) alten Geschwistern. Das kann man ja im Altenheim tun, schön und gut und sehr gut, aber man muss ja nicht immer nur in Altenheime gehen. Es gibt ja auch Geschwister, die noch zu Hause sind, wo man auch singen kann, wo man Freude bereiten kann. Wie schön ist das für Alte, wenn Junge sich für sie interessieren. Ich nehme mal als Schlussfolgerung, als Schlusshinweis Jakobus 1 Vers 26 und 27. Da geht es darum, was ein wahrer Gottesdienst, was wahre Religion in den Augen Gottes ist. Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser, Waisen und Witwen in ihrer Drangsaal zu besuchen, sich selbst von der Welt unbefleckt zu erhalten. Beides gehört zusammen, aber der Besuch von Waisen und Witwen, der Besuch von Alleinstehenden, der Besuch von solchen, die vielleicht einsam sind, das ist eine schöne, eine gute Gelegenheit, nicht nur bei Alt, auch bei Jung, wirklich zu zeigen, dass wir miteinander verbunden sind, dass wir der eine Leib Christi sind. Das sind natürlich alle Gläubigen, aber auch am Ort, dass wir als solche miteinander verbunden sind und einander helfen dürfen, einander ermuntern dürfen. Und wie oft (00:09:02) erleben wir, dass wir zur Ermunterung irgendwo hingehen und selbst mehr als ermutigt worden sind. Vielleicht ein kleiner Ansporn für dich und für mich, auch diese Seite unseres Glaubenslebens wieder neu zu betonen und anzufachen.
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