Einsamkeit – eine Andacht

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Der Herr Jesus hat auf Seinem Weg über diese Erde in jeder Hinsicht viel gelitten. Er hatte tiefe Empfindungen über das, was Er erlebte und Ihm von den Menschen angetan wurde. Wir können aufgrund unseres begrenzten Verständnisses nur wenig davon verstehen, was Jesus wirklich gelitten hat. Deutlich bringt Er die Intensität Seiner Leiden zum Ausdruck, wenn Er in einem prophetischen Wort sagt: „Satt ist meine Seele von Leiden“ (Ps 88,4).

In besonderer Weise machte dem Herrn Jesus die Einsamkeit, die Er erlebte, zu schaffen. Einsam zu sein, bedeutete für Ihn nicht in erster Linie, allein zu sein – ohne direkte Begleiter und Menschen in Seiner Nähe. Es war in Seinem Dienst vielmehr oft gerade so, dass Er von Menschenmengen, die Ihn hören wollten, umgeben war. Auch Seine Jünger begleiteten Ihn in den drei Jahren Seines Dienstes durchgehend. Aber gerade in dieser Zeit spürte Er besonders oft die Einsamkeit Seiner Seele.

Verschiedene Male erzählte Jesus Seinen Jüngern davon, dass Er leiden und sterben würde, dass Er misshandelt und gekreuzigt werden würde und schließlich aus den Toten auferstehen sollte (Lk 18,34; Mk 10,34) Die Jünger hörten zwar zu, aber verstanden nichts von dem, was der Heiland sagte. Wie einsam der Herr Jesus in diesen Momenten war, drückt er klagend in Ps 69,21 aus: „Und ich habe auf Mitleid gewartet, und da war keins, und auf Tröster, und ich habe keine gefunden.“ Wirklich keiner der Menschen hatte Verständnis für die Leiden Seiner Seele – damit war Er ganz allein.

Als der Herr Jesus in Gethsemane zu Seinem Vater betete, das Erlösungswerk von Golgatha mit Ihm besprach und die tiefen Leiden in besonderer Weise vor Seinem Herzen standen, da war Jesus tatsächlich allein. Die Jünger hatte Er aufgefordert zu wachen und zu beten, aber sie waren eingeschlafen. Einsam und allein stand Er vor dem, was Ihn in wenigen Stunden auf Golgatha mit voller Wucht treffen würde (Mk 14,32ff).

Mit einer Dornenkrone zum Spott gekrönt und von den Juden und Heiden völlig entehrt, indem man Ihm, dem Schöpfer Himmels und der Erde, die Kleidung weggenommen hatte, hing der Heiland in der Mittagshitze von Jerusalem an einem Kreuz. Keiner der Umherstehenden hatte im tiefsten Sinne erkannt, was dort vor sich ging. Keiner fragte nach Seiner Seele. Doch den Herrn Jesus selbst hören wir mit den Worten: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,34). Das Mitleid, das der Heiland verdient gehabt hätte, bekam Er nicht, sondern Er kümmerte sich in Seiner Liebe vielmehr um das Heil derer, die Ihn so schlimm behandelt hatten.

Als es dann mittags um 12 Uhr plötzlich finstere Nacht wurde, war der Höhepunkt der Einsamkeit des Heilandes gekommen (Mt 27,45ff). Jetzt war Er nicht mehr nur einsam, weil die Menschen nicht nach Ihm fragten und Ihn nicht verstanden. Nein, jetzt war Er auch von Gott verlassen. In diesen drei Stunden stand Sein Gott im Gericht über die Sünde als Richter vor Ihm. Ein heiliger und gerechter Gott bestrafte den Menschen Jesus Christus in diesen Stunden wegen meiner und auch deiner Schuld. Und Gott, der zu rein ist von Augen, um Sünden zu sehen, musste sich von Ihm abwenden. Ohne Worte der Erklärung betrachten wir die Einsamkeit, die unser Heiland dort durchgemacht hat.

Der Herr Jesus beschreibt sich selbst als das Weizenkorn (Joh 12,24), das in die Erde fällt und stirbt, um nicht allein zu bleiben, sondern viel Frucht zu bringen. Wenn Jesus auch hier auf der Erde einsam war, dann wird Er in Zukunft nicht mehr einsam sein. Durch Seinen Tod am Kreuz hat Er viel Frucht gebracht. Zu Seiner Frucht gehören alle die, die durch Ihn an Gott glauben und gerettet sind.

Wenn wir einmal im Himmel sein werden, dann wird Jesus inmitten des Thrones erscheinen und von denen umgeben sein, wegen denen Er hier auf der Erde einsam war. Dann ist Er umgeben von der Menge der Erlösten, die Ihn anbeten werden (Off 5).

Dann wird der Herr Jesus nie mehr einsam sein und schon heute verspricht Er dir persönlich: „Ich will dich nicht versäumen und dich nicht verlassen“ (Hebr 13,5). Wenn du auch meinst, dass sich niemand für deine Situation interessiert oder deine Gedanken verstehen kann – der Herr Jesus ist deiner Situation gegenwärtig. „Denn so spricht der Herr, HERR: Siehe, ich bin da, und ich will nach meinen Schafen fragen und mich ihrer annehmen“ (Hes 34,11).

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