Der Streit und das Miss- und Unverstehen wurde in einer säkularen Zeitung über eine (vermutlich) ungläubige Familie behandelt. Eine erwachsene Tochter verstand ihre an anderem Ort lebenden Eltern nicht, die das Behandeln von Corona durch die Regierung als verkehrt und diktatorisch bezeichnen.
Da jede „Seite" ihre eigene Überzeugung hatte und dabei blieb, gab es wenig Raum für Gemeinsamkeiten. Selbst wenn man versuchte, das Thema „außen vor" zu halten bei Treffen und Gesprächen, war das offenbar fast nicht möglich.
Ich vermute, dass einige von uns, die wir gläubig sind, genau dieses Phänomen auch kennen. Wir kennen es aus den Familien. Wir kennen es auch aus den örtlichen Zusammenkommen. Und dann ist die Frage, wie wir damit umgehen.
Eigene Wege gehen
Es ist traurig, wenn eines unserer Kinder, Geschwistern oder ein Elternteil böse, sündige Wege geht. Schon dann, wenn es um andere „kirchliche" Wege geht, wissen viele von uns, wie kompliziert es wird, sich in der Familie zu treffen.
Oft ist es nötig, alle Problemthemen auszusparen, es sei denn, es ist uns egal, was der andere denkt (oder der gemeinschaftliche Weg nach Gottes Wort ist uns selbst auch nicht mehr wichtig). Dann ist es aber immerhin ein geistliches Thema.
Corona
Bei Corona aber handelt es sich um ein rein irdisches Thema. Und dann sind wir als Christen nicht in der Lage, so miteinander umzugehen, wie es der Apostel Paulus den Ephesern schreibt? „Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit der ihr berufen worden seid, mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe, euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens. Da ist ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung" (Eph 4,1-4).
Natürlich, in diesen Bibelversen geht es direkt um das Miteinander in der örtlichen Versammlung. Aber sollte uns nicht die Herzenshaltung, die der Apostel benennt, bei einem solchen Thema prägen? Mir ist schon klar, dass die Einstellung zu Corona Folgen für das Versammlungsleben hat. Das es zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommt, was einzelne Verhaltensweisen am Ort betrifft.
Aber gerade, wenn es um ein solch „irdisches" Thema geht, werden wir doch ein Miteinander finden - in den Familien und auch in der Versammlung Gottes. Es ist nicht unser Haus, sondern das Haus Gottes. Es ist nicht unser Leib, sondern der Leib Christi. Lasst uns das bei allen Gesprächen nicht vergessen.
Eltern ehren
Vor allem in der Familie sollten Kinder natürlich bedenken, dass sie ihre Eltern ehren sollten. Das heißt nicht, dass sie alles gut und richtig finden (müssen), was ihre Eltern denken und sagen. Aber sie sollen ihnen Ehre erweisen und ihnen, wenn das möglich ist, auch eine Hilfe sein.
Im örtlichen Zusammenkommen
Wir werden als Gläubige hoffentlich einen Weg finden, nicht zu er- und verbitterten Auseinandersetzungen zu gelangen, wo man sich nicht mehr herzlich „umarmen" kann (ohne dass ich das jetzt notwendigerweise buchstäblich verstanden wissen möchte ...). Wenn natürlich Corona zu Maßnahmen führt, die wir nach der Schrift in den Zusammenkünften verurteilen müssen oder müssten, müssen wir entsprechend darüber sprechen. Friede darf nie auf Kosten der Wahrheit gesucht werden.
Salz und Licht
Wir sind das Salz der Erde, auch das Licht der Welt. Wenn wir aber miteinander streiten, gleichen wir einem faden, unbrauchbaren Salz. „Wenn ihr aber einander beißt und fresst, so seht zu, dass ihr nicht voneinander verzehrt werdet" (Gal 5,15).
Wie sollen unsere ungläubigen Nachbarn, Arbeitskollegen und Schulkameraden dann noch ein Wort von uns annehmen? Wie sollen unsere Mitgläubigen in uns dann noch Vorbilder sehen? So wollen wir vom Herrn lernen und demütiger und sanftmütiger werden, uns nicht nur mit solchen treffen, die sowieso denken wie wir, aber andererseits auch nicht die ganze Welt überzeugen wollen, dass wir recht haben ... Denn das führt: zu Streit.
Quelle: bibelpraxis.de/a4382.html