Nicht die Nationen und die Samariter, zu denen der Herr an anderer Stelle gegangen ist (vgl. Joh 4), waren die Empfänger der Botschaft der Apostel, sondern „die verlorenen Schafe des Hauses Israel". Dieser Ausdruck macht klar, dass es nur um das Volk Israel geht. Damit handelt es sich um eine begrenzte Region und Personenanzahl, ja sogar um eine beschränkte Zeitepoche.
Manche haben den Begriff „verlorene Schafe" auf Christen angewendet und den Zusatz „des Hauses Israel" als Hinweis auf die Versammlung (Gemeinde, Kirche) vergeistlichen wollen. Aber an keiner Stelle finden wir einen entsprechenden Hinweis. In Matthäus 15 wiederholt der Herr den Ausdruck, dass Er nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt sei, und stellt den Schafen die Hündlein gegenüber - was auf die Heiden hinweist.
Es ist wahr, dass auch Menschen aus den Nationen als Schafe bezeichnet werden. Aber dann nicht im Sinn von „verlorenen" Schafen. In Johannes 10,16 spricht der Herr Jesus davon, dass Er noch „andere Schafe" habe - nämlich Gläubige aus den Nationen. In Matthäus 25,32 werden Schafe von Böcken geschieden - auch da handelt es sich um die Nationen. Aber die Schafe sind dort die Gläubigen aus den Nationen, keine verlorenen Schafe wie hier in Matthäus 10 und 15. Und das Schaf in Lukas 15 wird vom Hirten gefunden und ist als Zielpunkt der Belehrung nicht (mehr) verloren. So lernen wir, dass wir uns immer den Kontext eines Wortes anschauen müssen, um dieses richtig zu verstehen.
Quelle: bibelpraxis.de/a2376.html