Barnabas bringt Paulus zu den Aposteln (Apg 9,26-28)

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Als er aber nach Jerusalem gekommen war, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen; und alle fürchteten sich vor ihm, da sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei. Barnabas aber nahm sich seiner an, brachte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf dem Weg den Herrn gesehen habe und dass dieser zu ihm geredet habe und wie er in Damaskus freimütig im Namen Jesu gesprochen habe. Und er ging mit ihnen aus und ein in Jerusalem und sprach freimütig im Namen des Herrn." (Apg 9,26-28)

Es war noch nicht lange her, dass Saulus die junge Christengemeinde auf grausame Weise verfolgt und sie sogar hatte töten lassen - er hatte den Herrn Jesus selbst verfolgt - doch jetzt plötzlich taucht Saulus in der Versammlung/Gemeinde in Jerusalem auf.

Bemerkenswert ist, dass Saulus, zurück in Jerusalem, den Wunsch nach Gemeinschaft hatte. Zu seinen alten Freunden konnte er unmöglich zurückkehren, er wollte sich den Jüngern vor Ort anschließen - das war ein wirkliches Kennzeichen des Neuen Lebens in ihm (1. Joh 1,4). Doch man kann es den Jüngern in Jerusalem nicht verdenken, dass sie Paulus zunächst Misstrauen entgegengebrachten - sie glaubten nicht, dass er wirklich ein Jünger geworden war und fürchteten sich. Ob die Geschwister in Jerusalem von seiner Bekehrung gehört hatten, wissen wir nicht, jedenfalls brachten sie ihm noch kein Vertrauen entgegen.

Jetzt ist wieder Barnabas da und bringt diese beiden Parteien zusammen. Er hatte das Vertrauen der Geschwister in Jerusalem, sodass sie ihm Glauben schenkten als er mit Saulus in Jerusalem auftauchte und sie trösten konnte und dabei seinem Namen („Sohn des Trostes") alle Ehre machte!

„Barnabas nahm sich des Saulus an" und brachte ihn dann zu den Aposteln in Jerusalem - Was genau diese kurze Bemerkung im Detail bedeutet, wird uns nicht berichtet, sicherlich aber so viel, dass Barnabas mit Saulus über das gesprochen hat, was dieser erlebt und wie Gott selbst ihn radikal verändert hatte.

Es ist ermutigend wie Barnabas als „Brückenbauer" aktiv wird, um Menschen, die eigentlich ein Problem miteinander hatten, zu verbinden. Was machen wir mit Besuchern oder Neuankömmlingen in der Versammlung/Gemeinde? Wer geht auf die zu, die immer im Abseits stehen, die nicht wirklich in die Gemeinschaft integriert sind? Es gibt auch Christen, die nicht gut miteinander klarkommen. Wer baut Brücken zwischen diesen Geschwistern?

Barnabas hatte den Geschwistern in Jerusalem drei Dinge zu berichten:

1. Wie Saulus auf dem Weg den Herrn gesehen hatte (Zeugnis der Apostelschaft),

2. dass der Herr Jesus zu ihm geredet hatte (siehe auch Apg 9,4-6.15),

3. und dass Saulus in Damaskus freimütig Zeugnis abgelegt hat (Beweis der Echtheit seiner Bekehrung).

Auffallend ist, dass Barnabas den Blick der Geschwister in Jerusalem nicht auf sich, seinen Dienst oder Gabe richtet, sondern auf den Herrn Jesus und sein Werk an Saulus! Haben wir auch den Wunsch den Blick unserer Mitgeschwister im Dienst auf den Herrn Jesus selbst zu richten?

Darüber hinaus lernen wir aus dieser zweiten Erwähnung von Barnabas, dass niemand durch sein eigenes Zeugnis in die Gemeinschaft von Gläubigen an einem Ort aufgenommen werden kann, es braucht immer das Zeugnis eines anderen - so wie hier das Zeugnis von Barnabas über Saulus. Und doch sollen wir einander aufnehmen, damit Gott verherrlicht wird (Rö 15,7) - (vgl. auch: Philemon sollte Onesimus aufnehmen; Aquilla und Priscilla nahmen Apollos auf)

Doch die Aufnahme in die „Gemeinschaft" oder wie wir auch manchmal sagen - „Zulassung", um einen gemeinsamen Weg als Kinder Gottes zu gehen, hat nicht nur mit dem Brotbrechen zu tun, sondern umfasst ein viel weiteres Feld. Saulus, aufgenommen in die Gemeinschaft, ging „mit ihnen aus und ein". Das waren nicht nur die sonntäglichen Zusammenkünfte! Er nahm am gesamten Versammlungs-/Gemeindeleben teil.

In diesem Bericht über Barnabas sehen wir, dass er einen Blick für das Werk Gottes in Saulus, aber auch ein Blick auf das Werk des Teufels hatte, der die Gemeinschaft der Geschwister mit Saulus verhindern wollte. Ist uns das wirklich bewusst, dass der Teufel die Gemeinschaft unter den Kindern Gottes verhindern, bzw. zerstören möchte? Gottes Wort ermutigt uns:

"Deshalb nehmt einander auf, wie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit." (Röm 15,7)

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