Wie sollen wir mit Witwen und Waisen umgehen?

Lesezeit: 3 Min.

Sehr geehrtes „Folge mir nach" Team,

ich habe eine Frage, die mich seit einigen Tagen beschäftigt. Wie habe ich als Christ Witwen und Waisen gegenüberzustehen? Ich finde dazu keine passenden Bibeltexte. Können Sie mir vielleicht dabei helfen? Was sagt die Bibel eigentlich über Witwen und Waisen? Was können wir als Christen für die Witwen und Waisen tun?

Mit freundlichen Grüßen

E. K.

Lieber E.!

„Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu besuchen, sich selbst von der Welt unbefleckt zu erhalten" (Jakobus 1,27).

Der oben zitierte Vers enthält zentrale Aussagen zu diesem Thema. Jakobus schreibt, dass man Gott nicht dienen kann, wenn man nicht zugleich seine Zunge zügelt (Vers 26). Der größte Dienst ist letztlich nichts wert, wenn wir unseren Mund nicht vor bösen Aussprüchen bewahren. Demgegenüber erkennt Gott jedoch den Dienst an, Waisen und Witwen zu besuchen, denen es in der damaligen Zeit sowohl finanziell als auch im Blick auf ihre soziale Stellung oft nicht gut ging. Zwar sind Witwen und Waisen heute finanziell eher abgesichert - aber auch das ist durchaus nicht immer der Fall. Jedenfalls sind sie einsam und daher vielfach dankbar, wenn sie Besuch bekommen. Ein Mann sollte sich dabei allerdings gut überlegen, ob es nicht weise ist, eine verwitwete Frau möglichst zusammen mit seiner Ehefrau zu besuchen, besonders bei jüngeren Witwen. Jakobus erwähnt ja ausdrücklich, dass es um einen reinen Gottesdienst geht. Man kann als Jüngerer auch seine Eltern oder andere Glaubensgeschwister um Begleitung bitten.

Eine zweite Stelle zu diesem Thema findet sich in 1. Timotheus 5,3. Wir sollen ein besonderes Auge für die Nöte und Bedürfnisse von Witwen haben. Dadurch können wir sie ehren. Vers 4 fügt hinzu, dass diese Aufgabe zunächst einmal von den Verwandten einer Witwe zu leisten ist (vgl. auch Vers 16).

Angesichts der Belehrung dieser beiden Stellen kann man vielleicht folgenden Ratschlag geben:

  1. Wir können für Witwen und Waisen beten.
  2. Wir sollten ein Auge dafür haben, dass sie nicht am Rand stehen, sondern dass sie eingeladen und besucht werden.
  3. Wenn Witwen und Waisen noch über weitere Familienangehörige verfügen, dürfen wir diese ermuntern, ihre Aufgaben vor dem Herrn zu erkennen und wahrzunehmen - und sie darin unterstützen.
  4. Wir werden aufgefordert, eine solche Witwe zu besuchen. Sie könnte einsam sein und christliche Gemeinschaft (außerhalb der Zusammenkünfte) vermissen. Sie mag Fragen haben zum Wort Gottes, die sie sonst niemandem stellen kann. Vielleicht braucht sie auch praktische Hilfe in Angelegenheiten, die vorher ihr Ehemann erledigt hat. Daneben können wir Witwen und Waisen auch regelmäßig zu uns nach Hause einladen.
  5. Wenn wir den Eindruck gewinnen, dass es einer Witwe oder Waisen an finanziellen Mitteln mangelt, sind wir im örtlichen Zusammenkommen gefordert. Man kann die Brüder ansprechen, die für die Verwaltung der materiellen Gaben Verantwortung tragen. Möglicherweise sehen wir uns selbst gefordert, Geld etc. zu geben. Dann sollten wir es so machen, dass die beschenkte Person nicht weiß, von wem das Geld kommt (vgl. Mt 6,3.4). Ich weiß aus eigener Familienerfahrung - mein Vater ist früh heimgegangen - dass ein solches „verborgenes" Vorgehen eine Ermunterung für die Witwe ist, sie aber zugleich innerlich nicht von einer bestimmten Person abhängig macht; sie kann das Geld aus der Hand des Herrn annehmen.

Mit herzlichen brüderlichen Grüßen

Dein Manuel

(aus: Folge mir nach - Heft 4/2013)

Beitrag teilen

Verwandte Artikel

Die Witwe und Waise (FMN, die gute Saat) Die gute Saat "Die Waise und die Witwe hält der Herr aufrecht" (Psalm 146,9). Artikel lesen
Sollte ein Christ in sich hineinschauen? Manuel Seibel Soll ein Christ in sich hineinschauen und hineinhorchen? Hilft es weiter, sich immer wieder mit den eigenen Fehlern, mit dem Versagen zu beschäftigen? Siciher nicht! Aber wie ist es denn mit dem Selbstgericht? Diese und andere damit ... Podcast anhören
Wenigstens mein Name soll bleiben ... William Kelly Wir sehen unter Kain die Wiege des öffentlichen zivilisierten Lebens: den ersten Bau einer Stadt. Artikel lesen
Viele Länder schränkten 2020 Gottesdienste ein - soll man sich mit diesem Thema überhaupt noch beschäftigen? Manuel Seibel Wer will sich schon mit den Konflikten beschäftigen, die sich auch unter Christen durch die Maßnahmen entwickelten, die 2020 von Regierungen erlassen wurden. Aber wäre es nicht fahrlässig, einfach alles unter den Teppich zu kehren? Sollte man ... Podcast anhören
Sünde soll nicht verbreitet werden Manuel Seibel „Wenn aber dein Bruder gegen dich sündigt, so geh hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein. Wenn er auf dich hört, hast du deinen Bruder gewonnen.“ (Mt 18,15) - Eine kurze Andacht. Artikel lesen
Und das soll ich glauben? (Die gute Saat; FMN) Die gute Saat "Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe" (Joh 3,16). Artikel lesen