„Wie kann Gott das alles zulassen? Wie viele junge Menschen sind durch Kriege oder Unfälle plötzlich aus dem Leben gerissen worden!“
Solche Fragen empfinde ich einerseits als recht unbequem, denn ich kann keine direkte Antwort darauf geben. Gott ist schließlich Gott und lässt sich nicht von seinen Geschöpfen zur Rechenschaft ziehen. Andererseits zeigt der Fragesteller, dass er die Dinge nicht auf die leichte Schulter nimmt, sondern darum ringt und damit irgendwie klarkommen will. Daher möchte ich doch den Versuch einer – sehr persönlichen – Antwort wagen.
Als ich vier Jahre alt war, starb mein Vater im Alter von 30 Jahren nach einem Betriebsunfall. Meine ältere Schwester war zu der Zeit sechs Jahre alt, die jüngere wurde erst einen Monat danach geboren. – So habe ich nicht mehr viele Erinnerungen an meinen Vater. Interessant ist aber die Frage (und ich habe oft darüber nachgedacht): Wie ist meine Mutter mit der Situation fertiggeworden?
Für uns Kinder war das nicht schwer zu erkennen. Wenn wir abends noch einmal wach wurden und uns in Mutters Stube schlichen, dann konnten wir sie oft mit ihrer zerlesenen Bibel antreffen. Oder sie lag auf ihren Knien, um ihr Herz vor Gott auszuschütten. Das war das Geheimnis ihrer Kraft! Und deshalb haben wir sie zwar auch traurig gesehen, aber nie verzweifelt. Sie klammerte sich an Gott, der ihr dieses Leid auferlegt hatte, der ihr aber auch hindurchhalf. Weil diese Haltung sie prägte, haben wir dennoch eine glückliche Kindheit verlebt.
Die Antwort auf das „Warum?“ kennen wir noch nicht. Wir überlassen sie Gott; denn trotz des Leides haben wir gelernt, seiner Güte zu vertrauen.
Quelle: bibelpraxis.de/a6447.html