Lesezeit: 4 Min.
Neue Aufgaben

Petrus kannte den Herrn Jesus. Sein Bruder Andreas hatte ihn zu Jesus geführt. Aber er war noch kein Jünger (Nachfolger) des Herrn Jesus. Dazu brauchte er ein besonderes Ereignis.

In Lukas 5 lesen wir davon, dass Petrus dem Herrn Jesus sein Schiff zur Verfügung stellte. Danach zeigt der Herr Jesus Petrus durch einen in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Fischzug etwas von seiner Größe. Mit dem Ergebnis, dass Petrus sich selber als sündiger Mensch erkennt und vor dem Herrn Jesus niederfällt.

Nachdem die Verhältnisse „geklärt“ sind, hat der Herr eine neue Aufgabe für Petrus: „Fürchte dich nicht; von nun an wirst du Menschen fangen“ (Lk 5, 10). Petrus nimmt den Auftrag an und „steigt aus“: „Und als sie die Schiffe ans Land gebracht hatten, verließen sie alles [Schiff, Netze, Beruf] und folgten ihm nach.“

Wenn der Herr Jesus eine Aufgabe für uns hat, und Er hat für jeden der Seinen eine, dann müssen wir unsere normalen Aufgaben einmal beiseite lassen und uns auf diese Sache konzentrieren. Nicht, dass jeder von uns die Aufgabe hätte, wie Petrus seinen Beruf aufzugeben. Aber es stellt sich die Frage: Steht Er an erster Stelle in meinem Leben?

Volles Vertrauen trotz Schwierigkeiten

Petrus steigt ein weiteres Mal aus dem Schiff aus. In Matthäus 14 lesen wir, dass der Heiland seinen Jüngern geboten hatte, über den See vorauszufahren. Er selber blieb auf dem Berg, um zu beten. Ob seine Jünger Gegenstand seines Gebetes waren? Wir dürfen es annehmen. Plötzlich erhebt sich ein Sturm auf dem See, der stundenlang tobt. Mitten in ihrem Kampf sehen die Jünger den Herrn Jesus auf dem Wasser zu ihnen kommen. Als er sich zu erkennen gibt, möchte Petrus aussteigen und zu ihm kommen. Der Herr Jesus sagt nur das eine Wort: „Komm!“ Petrus steigt aus und kann auf dem Wasser gehen. Aber schon nach den ersten Schritten fängt er an zu sinken …

Aus diesem Geschehnis wollen wir zwei Lektion ableiten:

1. Wenn Gläubige einen Auftrag ihres Herrn ausführen, kann schnell Gegenwind oder gar Sturm aufkommen. Der Feind ist nicht weit und will das Vorhaben verhindern. Aber der Herr ist da und kümmert sich um die Seinen. Deshalb wollen wir auch in den größten Schwierigkeiten volles Vertrauen zu unserem Meister haben. Er wird uns nicht enttäuschen und macht für uns Unmögliches möglich.

2. Wenn wir im Vertrauen auf unseren Herrn einen „waghalsigen“, aber nicht unnüchternen (!) Schritt gegangen sind, dann sollten wir die Augen auf Ihn gerichtet halten. Denn dann sehen wir die Wellen und den Wind um uns herum nicht und werden auch nicht sinken.

Nur zu IHM

Diesmal wird es nass, als Petrus aus dem Schiff aussteigt. Richtig nass, denn Petrus hat sich anstatt Schwimmkleidung normale Straßenkleidung angezogen.

Die Begebenheit steht in Johannes 21. Petrus – in seiner spontanen und andere mitreißenden Art – ist nach dem Tod des Herrn Jesus in seinen alten Beruf zurückgekehrt. Einige der anderen Jünger folgten ihm. Obwohl sie ihr Handwerk nach wie vor verstanden, war das Ergebnis gleich null – kein einziger Fisch war im Netz. Doch auch hier geht der Herr Jesus den Seinen nach. Auf sein Wort hin hängen sie nach der Nachtschicht noch eine Überstunde an und sind vom Ergebnis mehr als überrascht – das Netz war übervoll. Dadurch erkennt Johannes, der auch mit von der Partie ist, sofort: „ Es ist der Herr“ (Joh 21,7). Bemerkenswert ist der Auftrag, das Netz auf der anderen Seite auszuwerfen. Wenn wir einen ungewöhnlichen Auftrag, entgegen unserer sonstigen Gewohnheiten bekommen, erfordert es eine besondere Bereitschaft, diesen auszuführen.

Was macht Petrus? Er zieht seine normale Kleidung an und springt ins Wasser: ungewöhnlich, aber verständlich. Die Sache mit der Verleugnung war inzwischen unter vier Augen geklärt worden. Es hinderte ihn nichts daran, zu seinem Herrn zu kommen, und zwar als Erster. So kennen wir Petrus. Aber er ist sich bewusst, dass er dem Herrn Jesus in der richtigen Art und Weise begegnen muss. Sein Herr war eben kein Fischerkollege, daher der Kleidungswechsel.

Verspüren wir auch manchmal den Drang, bei unserem Herrn zu sein: jetzt und sofort, auch wenn wir dabei „nass“ werden? Wir sollten uns immer bewusst machen, dass der Herr Jesus nicht unser „Kollege“ ist. Ein kurzes inneres Sammeln sollte uns dabei helfen, uns bewusst zu machen, dass wir unserem Herrn begegnen. Auch das können wir hier von Petrus lernen.

(aus: Folge mir nach - Heft 11/2010)

Beitrag teilen

Verwandte Artikel

Buchbesprechung: PorNö – Aussteigen aus dem Egosex (Christine Rammler) Manuel Seibel Seit vielen Jahren geben sich viele Menschen der Pornografie hin, besonders Männer. Bedauerlicherweise ist das Ansehen solcher Bilder und Filme auch ein großes Problem nicht nur für ungläubige, sondern auch für gläubige Menschen. Kann man von ... Artikel lesen
Anregungen für Verlobte (40) – „Gefälligkeitsehe“? III Manuel Seibel Das letzte Mal haben wir gesehen, dass es taktische Überlegungen gibt, eine Ehe einzugehen. Das war nicht nur in „biblischen“ Zeiten so. Das „kann“ auch heute noch so sein. Und dass Geld bei Eheschließungen heute überhaupt keine Rolle ... Artikel lesen
Pharisäer? Pharisäergeist! Manuel Seibel Wie reagierst Du, wenn Dich jemand auf Pharisäer anspricht? Wenn jemand Dir eine Predigt hält über Pharisäer und Pharisäergeist? Sind wir bereit, uns in dieses Licht stellen zu lassen, um zu prüfen, inwieweit auch in unsrem Leben etwas von dem ... Podcast anhören
Gedanken der Konferenz Zürich 1958 Schon in den Tagen des greisen Apostels Johannes waren kräftige Irrtümer im Umlauf. Aber Gott schenkte zu jener Zeit seinem Volke das vierte Evangelium, das diesen Irrtümern besonders wirksam begegnet. Dieses Evangelium hat nicht den Messias und ... Artikel lesen
Buchbesprechung „Leben mit Ziel“: Eine Auslegung von 4. Mose 6 von Michael Hardt (FMN) Martin Schäfer Welcher Christ möchte nicht gerne ein Leben mit Ziel führen, mit dem Ziel schlechthin, dem Herrn Jesus vor Augen? Doch was hat das mit einem Kapitel aus dem 4. Buch Mose zu tun, mit vielen Spezialvorschriften für einen Freiwilligen in Gottes ... Artikel lesen
Buchbesprechung: Lastentragen – die verkannte Gabe (Christa und Dirk Lüling) Manuel Seibel Menschen, die nicht den „Alpha-Typen“ unserer Gesellschaft entsprechen und daher nicht so selbstbewusst und dominant auftreten, haben oft einen schweren Stand. Besonders sensible Menschen gehören dazu. Können sie im Dienst inmitten der ... Artikel lesen