Paulus und Timotheus - eine „väterliche“ Freundschaft
Der Herr Jesus schenkt es in seiner Hirten-Fürsorge manchmal, dass zwischen Dienern eine beson-dere, eine herzliche Beziehung entsteht. Wir spüren, dass ein solches Verhältnis zwischen Paulus und Timotheus bestand. Paulus war durch Predigt und Lebenswandel wahrscheinlich der Anlass der Bekehrung von Timotheus gewesen (vgl. Apg 14,8-23). Deshalb nennt er diesen fünfmal sein Kind (1. Kor 4,17; Phil 2,22; 1. Tim 1,2.18; 2. Tim 1,2). Aber auch zwei andere - Onesimus und Titus - werden so genannt.
Dennoch war es gerade Timotheus, mit dem Paulus eine besondere Freundschaft verband. Nur er wird zweimal „geliebtes Kind“ genannt. Paulus war wohl wesentlich älter als Timotheus, daher möchte man zunächst eher annehmen, dass es eine väterliche Freundschaft war. Und sicher stimmt das auch; denn der Apostel nennt seinen jüngeren Freund immer wieder sein „Kind“.
Paulus hatte Sehnsucht nach seinem jungen Freund
Aber es war mehr als das. Ganz am Ende seines Lebens bat Paulus Timotheus, zu ihm zu kommen. Markus wäre ihm nützlich zum Dienst (2. Tim 4,11) - Timotheus wollte er einfach bei sich haben. Daher sollte dieser sich befleißigen, zu ihm zu kommen (2. Tim 4,9) - das stellt Paulus allen ande-ren Überlegungen voran. Aber ihm ist dieser Wunsch so wichtig, er wartete so sehnsüchtig auf sei-nen Freund, dass er diesen Wunsch ganz zum Schluss noch einmal wieder holt: „Befleißige dich, vor dem Winter zu kommen“ (2. Tim 4,21).
Paulus war an dem Besuch, an der Gegenwart des Jüngeren viel gelegen. Denn er besaß keinen an-deren Gleichgesinnten. Da war der „geliebte Arzt“, Lukas, der auch noch bei Paulus war und den er sehr schätzte. Und doch war die Beziehung zu Timotheus anders, tiefer. Mit diesem verstand er sich „blind“; sie hatten die gleichen Empfindungen in Bezug auf das Werk des Herrn, in Bezug auf den Herrn selbst, und auch zueinander. Sie waren Freunde.
Paulus und Timotheus - mehr als eine „väterliche“ Freundschaft!
Wie freute sich Paulus, der inzwischen alte und einsame Knecht Gottes, als er in Rom in den letzten Monaten seines Lebens als Gefangener den Märtyrertod erwarten musste, gerade auf Timotheus. Denn er wusste, dass dieser ihm nicht nur den wärmenden Mantel für die äußere Kälte mitbrachte, sondern ihn ganz besonders innerlich erwärmen würde. Wir können die Vorfreude des Apostels aus seinen Worten regelrecht herausfühlen.
Was echte Freundschaften ausmacht
Solche Beziehungen unter Dienern des Herrn sind selten. Aber es gibt sie. Und sie dienen der ge-genseitigen Freude, Stütze, Ermutigung und Motivation. Sie basieren auf gemeinsamen Erfahrun-gen, so wie Paulus und Timotheus zusammen arbeiteten und einander schätzen lernten. Oder wie David und Jonathan gemeinsam kämpften. Solche Freundschaften unter Dienern sind möglich, wenn Neid, Vergleich und Selbstverwirklichung Fremdworte sind.
Manchmal schenkt der Herr auch heute solche Freundschaften, die im tiefsten Sinn zweiseitig sind. Sie stellen eine Oase im harten Kampf des Glaubenslebens dar, die diejenigen nicht missen wollen, die diese Erfahrung machen dürfen.
Quelle: bibelpraxis.de/a1255.html