Reizüberflutung

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Das hat Auswirkung auf alle, die um den Tisch sitzen: Es wird auf einmal unruhig, einer springt auf, ein anderer schlägt nach ihr, und der Dritte meint: „Bleibt ganz ruhig, die macht schon nichts!"

Und das „nur", weil das Tier sich durch die Reizüberflutung anscheinend nicht entscheiden kann, wo es seine Nahrung holen will - und dadurch nicht zur Ruhe kommt.

Reizüberflutung - das kennen auch wir Menschen. Jeden Tag sind wir verschiedenen Eindrücken und Reizen ausgesetzt. Dazu gehören auch Reize, die unser Fleisch, die alte Natur des Kindes Gottes, ansprechen. Das kann für jeden etwas anderes sein. Sei es der Sport, Bücher, die Musik, Filme, (Computer)-Spiele, das Handy, Internet, Facebook, ein Chat, WhatsApp, der Beruf oder etwas anderes: Unser Fleisch will sich auf den Weg der Sünde begeben. Jakobus schreibt in seinem Brief: „Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird." (Jak 1,14).

So unterschiedlich die Reize sein können - sie haben manches gemein:

Indem wir uns mit ihnen beschäftigen, nehmen sie unsere Aufmerksamkeit, Konzentration, Kraft und Zeit in Anspruch. So kommen wir nicht zur Ruhe. Wir lassen uns dann schnell daran hindern, in der Bibel zu lesen, darüber nachzudenken und zu beten.

„Danach, wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie die Sünde;" (Jak 1,15a)

Der Gegenstand, der unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, muss für sich nicht unbedingt schlecht oder böse sein. Spricht er aber unser Fleisch (die Lust) an und führt er uns dazu, diese Lust befriedigen zu wollen - was auch immer das für eine Begierde ist - dann ist es Sünde.

Das Angebot an Beschäftigungsmöglichkeiten wird immer größer und vielfältiger. Dahinter steht eine große Strategie Satans:

  • Der natürliche Mensch soll nicht zur Ruhe kommen, um über die Ewigkeit, über das, was nach dem Tod kommt, über den Grund seiner Existenz, und letztendlich über Gott nachzudenken.
  • Bei den Kindern Gottes konnte er nicht verhindern, dass sie sich bekehrt haben. Aber er will verhindern, dass sie Freude am Leben mit dem Herrn Jesus haben. Er möchte verhindern, dass sie mit Ihm und dem himmlischen Vater Gemeinschaft haben, dass sie beten und zur Ehre Gottes leben. Daher ist ihm jedes Mittel recht, um sie tagtäglich voll „auszubuchen".

Wie sieht es bei dir und bei mir aus? Erreicht Satan sein Ziel bei uns?

„Denn ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder; nur gebraucht nicht die Freiheit zu einem Anlass für das Fleisch, sondern durch die Liebe dient einander." (Gal 5,13).

Ein Leistungssportler bringt ein großes Maß an Disziplin auf, um täglich zu trainieren und sich passend zu ernähren. Dabei verzichtet er auf viele Dinge, die ihn hindern, sein sportliches Ziel zu erreichen. Das Leben eines Kindes Gottes ist kein „Selbstläufer". Denn von alleine rollt ein Ball nicht bergauf, sondern bergab.

Allen Versuchungen oder Gedanken eine „Absage zu erteilen", also „Nein!" zu sagen, braucht oft viel Disziplin und Kraft. Die bekommt man vor allem im Gebet. Der Herr Jesus forderte seine Jünger im Garten Gethsemane auf: „Wachet und betet, auf dass ihr nicht in Versuchung kommet; der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach." (Mk 14,38).

Oft sind es die Abendstunden, in denen uns „Zeitfresser" beschäftigen wollen. Die Folge ist, dass man spät ins Bett und am nächsten Tag schlecht rauskommt. Wie viel Zeit bleibt uns da für einen ruhigen Start in den neuen Tag?

Aber nicht nur Zeit geht verloren - Zeitfresser haben das Potential, noch mehr anzurichten. Zuerst ist es nur die fehlende Ruhe und der Verlust einer beständigen Gemeinschaft mit Gott. Darüber hinaus kann in letzter Konsequenz alles, was im Herzen des Menschen mit Gott konkurriert, zu Götzendienst führen (vgl. 1. Joh 5,21).

Der Herr Jesus ist für uns gestorben und hat uns ganz gekauft. Wir gehören Ihm. Er möchte mehr, als nur für uns gestorben zu sein. Er möchte, dass wir uns für Ihn interessieren, dass wir für Ihn und mit Ihm leben.

„Gib mir, mein Sohn, dein Herz,
und lass deine Augen Gefallen haben
an meinen Wegen." (Spr 23,26)

„ Lasst auch uns, indem wir jede Bürde und die leicht umstrickende Sünde ablegen,
mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf."
(Heb 12,1b)

Das „zur Ruhe kommen" soll aber nicht dazu führen, dass wir die Hände in den Schoß legen und nichts mehr tun. Nein, wenn wir uns dem Lärm des Alltags und seiner Reize entziehen, dann deshalb, um in der Stille, im Gebet und mit der Beschäftigung des Wortes Gottes die Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater und unserem Herrn Jesus Christus zu suchen. Dabei werden wir geformt, geprägt, gekräftigt und für eine Aufgabe vorbereitet, die der Herr uns geben möchte.

Ein Dienst nach den Gedanken unseres Herrn wird in der Regel aus und in der Gemeinschaft mit Ihm getan. In Markus 6,7.30.31 werden die Jünger von dem Herrn Jesus ausgesendet. Als sie ihren Auftrag ausgeführt hatten, versammelten sie „sich bei Jesus; und sie berichten ihm alles, was sie getan und was sie gelehrt hatten." Ihr Dienst begann in der Gemeinschaft mit Ihm (Mk 3,14) und mit seinem Auftrag. Er endete damit, dass sie Ihm „Bericht erstatteten". Dann forderte Er sie auf: „Kommt ihr selbst an einen öden Ort für euch allein und ruht ein wenig aus." Und was war der Grund für diese Aufforderung? „Denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie fanden nicht einmal Zeit, um zu essen."

Der Herr Jesus wusste, wann der Moment gekommen war, seine Jünger aus dem Trubel in die Stille zu rufen. So sollten sie die Möglichkeit bekommen, wieder „runterzukommen", wie man heute manchmal sagt, um sich auszuruhen und etwas zu essen.

Wir neigen manchmal zu Extremen: Entweder wir verplempern unsere Zeit; Lebenszeit, die Gott uns gegeben hat. Oder wir verfallen in Aktionismus und fallen früher oder später dabei auf die Nase, weil wir in eigener Kraft gehandelt haben. Lasst es uns ein Gebetsanliegen sein, dass wir in diesem Sinn ausgewogen sind und zur richtigen Zeit die Stille aufsuchen und zur richtigen Zeit handeln.

„Alles hat seine bestimmte Zeit, und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Zeit." (Prediger 3,1)

Folge mir nach - Heft 11/2014

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