Pastor Wilhelm Busch erzählt aus seinem Leben:
Meine Mutter hatte mich in Tübingen, wo ich Theologie studierte, abgeholt. Wir fuhren zusammen im Zug. Nach einiger Zeit sagte ich, was mich bedrückte: „Weißt du, Mutter, ich habe gar keine rechte Freude mehr an der Bibel. Ich finde da so viele Widersprüche und Unbegreiflichkeiten.“ Meine Mutter lachte auf: „Das liegt daran, dass du die Bibel ganz verkehrt liest.“ Etwas beleidigt gab ich zurück: „Ja, wie soll ich sie denn lesen? Ich lese den Urtext, lese Kommentare …“
Die Mutter legte mir die Hand auf den Arm: „Ich will dir ein Beispiel erzählen. Im Krieg warst du zwei Jahre ohne Urlaub im Feld. Ich schrieb dir regelmäßig von den Ereignissen zu Hause. Und dann schriebst du eines Tages: Ich höre von Schlangestehen, von Hamstern – ich verstehe das alles nicht. Wie lange und wie weit bin ich von euch weg, dass ich die Briefe aus der Heimat nicht mehr verstehen kann!“
Und die Mutter fuhr fort: „Damals hast du nicht gesagt: In den Briefen meiner Mutter stehen Widersprüche, sondern nur: Wie weit bin ich von zu Hause weg! Die Bibel, mein Sohn, ist auch ein Brief, ein Brief des lebendigen Gottes aus der ewigen Heimat – an dich geschrieben. Wie weit bist du von Ihm weg?“
„In Ewigkeit, HERR, steht dein Wort fest in den Himmeln.“ „Dein Wort ist Leuchte meinem Fuß und Licht für meinen Pfad.“ (Psalm 119,89.105)
Quelle: bibelpraxis.de/a7913.html