Populismus – nicht nur ein politisches „AfD-Problem“! (2)

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Es reicht eben nicht zu erkennen, warum der Feind es geschafft hat, populistisches Vorgehen inmitten der Gläubigen zu säen und zu pflanzen. Wir müssen uns fragen, was unsere Verantwortung in diesem Zusammenhang ist, um den Glaubensgeschwistern eine Hilfe sein zu können:

Die eigene Verantwortung und das Bekennen von Versagen

  1. Wir müssen als Erstes bekennen, dass wir zu träge und nachsichtig gewesen sind, sogar geschlafen haben, als es galt zu wachen (Mt 13,25).
  2. Wir müssen dann bekennen, dass wir vielleicht aus Liebe handeln wollten, dass wir aber lieblos gesprochen und geschrieben haben (vgl. 1. Kor 13). Damit haben wir es dem Feind leicht gemacht, mit dem Finger auf unser Versagen hinzuweisen und damit notwendige Hinweise als übertrieben und unnötig abzuwehren.
  3. Wir haben den richtigen Zeitpunkt verpasst, wo wir noch Glaubensgeschwister hätten gewinnen können. Vielleicht waren wir zu ängstlich und sind einer Illusion hinterhergelaufen, die in der Öffentlichkeit geschätzten Verkündiger würden früher oder später doch noch zur Einsicht kommen. Und dann fragt man sich jedes Mal (zu spät): Ist jetzt vielleicht der Zeitpunkt gekommen, dass es wirklich zu weit gegangen ist? Aber konsequent gehandelt wird dann noch immer nicht.
  4. Aus Angst vor Konsequenzen und Angriffen hält man sich lieber zur schweigenden Mehrheit. Lieber im Schatten und „beschützt“ als im Wind und angegriffen. Und die Herde? Lässt man sie wirklich „vor die Hunde“ gehen?
  5. Wir sollten wieder lernen, in klarer Weise (in Liebe) die biblische Botschaft vorzustellen und so falsche Belehrungen als das zu entlarven, was sie sind: eine Irreführung, weg von Gottes Wort. Natürlich ist es traurig, wenn wir das im Blick auf Personen tun müssen, die Christen sind, mit denen man sich durch das Blut Christi verbunden fühlt, mit denen wir vielleicht Jahrzehnte lang gemeinsam das Brot gebrochen haben. Aber Gott erwartet diese Konsequenz von uns. Wem gilt unsere Loyalität? Christus und seinem Wort oder Menschen und ihren Ideen, mögen sie noch so faszinierend sein – auch ihre „Erweckung“?
  6. Es hat keinen Wert, Verkündiger imitieren zu wollen, die populistische Methoden anwenden. In aller Regel ist das „Original“ überzeugender in der Art als das „Double“ – siehe AfD. Wichtiger und allein richtig ist es, die Person des Herrn und sein Wort in den Mittelpunkt der Verkündigung zu stellen. Sich selbst zurückzunehmen und nicht von sich selbst zu sprechen, auch nicht indirekt, ist der Weg, Christus nachzufolgen. Da mag das Auftreten schlicht und klein sein. Wenn Christus groß wird vor den Augen der Zuhörer und Nutzer, wird Gott verherrlicht!
  7. Dabei muss uns die Liebe Christi motivieren, die wir in 1. Korinther 13 als notwendige und wesentliche Motivation im Dienst erkennen.

Wir sollten nicht auf Anhänger und Schaulustige setzen und danach Ausschau halten. Entscheidend ist nicht der weltlicher Applaus – mag er selbst von vielen Gläubigen bestehen. Diese Welt hat viel zu bieten, auch die christliche. Aber eines kann sie nicht geben: inneres, dauerhaftes Glück und die Wertschätzung des einen Meisters. Und auf Ihn kommt es an. Nur auf Ihn!

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