Das ist des Guten – oder sagen wir besser: „Des Barmherzigen“ – zu viel!

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Zu viel, der erste

Er sah ihn und ging vorbei. An der entgegengesetzten Seite. Vorbei an dem vermeintlich Toten. Sein wöchentlicher Priesterdienst war wohl beendet und er freute sich auf sein Zuhause. Wäre es jetzt nicht viel zu aufwendig gewesen, wenn dieser Mann wirklich tot gewesen oder an seinen Verletzungen gestorben wäre, sieben Tage lang unrein zu sein (4. Mo 19,11-14)? Wäre es nicht viel zu mühsam gewesen, nach Jerusalem zurückzugehen und eine rote junge Kuh zu schlachten? Dann hätte er die Asche der Kuh außerhalb des Lagers schütten und am dritten Tag das Wasser der Reinigung (Entsündigung) nehmen müssen, um am siebten Tag wieder rein zu sein. Er hätte diese Reinigung vollziehen müssen, denn sonst wäre er aus dem Volk ausgerottet worden. Und das alles für einen namenlosen Reisenden?

Zu viel, der zweite

Auch dieser Levit sah den Verletzten und ging vorbei. Ebenso an der entgegengesetzten Seite. Wäre es nicht viel zu aufwendig gewesen, die für das Verbrechen verantwortliche Stadt zu ermitteln (5. Mo 21, 1-9)? Die Blutschuld hätte weggeschafft werden müssen, indem einer Kuh das Genick gebrochen wurde. Alle Ältesten der Stadt hätten sich die Hände über dem Bach waschen müssen. Und dies alles für einen Verletzten, der doch hätte wissen müssen, dass dieser steile Weg hinunter nach Jericho gefährlich ist und Kriminelle anlockt?  

Barmherzigkeit

Und auch er, dieser unbekannte Dritte, sah den Schwerverletzten. Ein Samariter. Ein von den beiden Vorübergegangenen Verachteter. Nein, er dachte nicht an die Aufwandskategorien, sondern half zehnfach:

  1. Er kam zu ihm hin.
  2. Er sah ihn.
  3. Er wurde innerlich bewegt.
  4. Er trat hinzu.
  5. Er verband die Wunden des Verletzten.
  6. Er goss Öl auf seine Wunden.
  7. Er goss Wein auf seine Wunden.
  8. Er setzte ihn auf sein eigenes Tier.
  9. Er führte ihn in eine Herberge.
  10. Er trug Sorge für ihn.

Vorbild

Wir sehen in dem Samariter ein Bild des Herrn Jesus (Röm 5,8; Eph 2,4.5).

Ist der Samariter darüber hinaus nicht auch ein zweifaches Vorbild für Dich und mich, wenn wir einen Verletzten am Wegesrand liegen sehen? Jemand, der sich von dem Ort des Segens entfernt hat oder sogar noch mehr, jemand, der in der Gosse liegt: Wie viele brauchen die gute Botschaft! Und: Nächstenliebe und Barmherzigkeit (Seelsorge) gehen nicht achtlos vorbei, sondern gehen hin und tragen Sorge – bis zur baldigen Rückkehr des Herrn.

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