Der Einwand gegen das Studium der Prophetie entspringt einer manchmal tief verborgenen Wurzel des Unglaubens. Man denkt dann, aller Segen hänge von dem Maß ab, in dem ein Thema sich unmittelbar praktisch auf das eigene Leben anwenden lässt oder sich auf die eigenen Umstände auswirkt. Wenn einige rufen: „Das ist nicht wesentlich“, dann frage ich: „Wesentlich für was?“
Wenn sie meinen, Prophetie sei nicht wesentlich für die ewige Errettung, stimme ich natürlich zu. Aber worauf stützen sich dann solche mit ihren Einwänden? Das Bestreben, nur das zu prüfen, was sie für das Heil für unentbehrlich halten, zeigt, dass sie selbst kein Bewusstsein für den wahren Umfang der Errettung haben und dass dieses Bedürfnis ihrer Seelen das einzige ist, wofür sie zu leben scheinen.
Nun sind alle der Meinung, dass man den Unbekehrten nicht die Prophetie, sondern das Evangelium vorstellen sollte. Das Kommen Christi in Herrlichkeit, das im Mittelpunkt der unerfüllten Prophezeiung steht, muss letztlich für ungläubige Herzen ein Schrecken sein, bestimmt nicht eine Frage für eine interessante Diskussion.
Für den Gläubigen ist Jesu Kommen tatsächlich „die glückselige Hoffnung“. Wir erwarten den Sohn Gottes vom Himmel, und wir erwarten Ihn nicht nur ohne Angst, sondern mit Freude, weil wir wissen, dass Er „Jesus ist, der uns errettet von dem kommenden Zorn“ (1. Thes 1,10).
Tatsächlich ist die Beschäftigung mit dieser Hoffnung der Kirche oder mit den Ereignissen, von denen die Prophetie handelt, für jeden Menschen, der nicht durch den Glauben an Christi Tod und Auferstehung Frieden hat, letztlich eine Ablenkung von dem, was sie eigentlich auf ihr Herz wirken lassen sollten. So etwas kann der Feind für seine Zwecke zum Schaden benutzen ..., obwohl ich weit davon entfernt bin zu sagen, dass Gott sich nicht dieser Wahrheit bedienen kann, um eine Seele zu erwecken.
Wir dürfen aber nicht übersehen, dass die Prophetie unerlässlich ist, damit wir die Herrlichkeit Christi und die Herrlichkeit, die offenbart werden soll, richtig einschätzen. Die Prophetie zu vernachlässigen, bedeutet daher, diese Herrlichkeit und die Gnade, die sie uns sichtbar macht, unwissentlich zu verachten. Es ist der deutlichste Beweis für die Selbstsucht unseres Herzens, das will, dass jedes Wort Gottes direkt von uns selbst handelt.
Gott hält es für selbstverständlich, dass seine Kinder alles hören wollen, was den Herrn Jesus verherrlicht. Das Ergebnis ist ebenfalls auffallend und ernst: Wo Christus das Ziel unseres Herzens ist, ist alles Friede. Wo unser eigenes Glück und unsere Person der erste Gedanke ist, gibt es gewöhnlich Enttäuschung und Unsicherheit.
Aus: Vorträge über das Buch der Offenbarung, Kapitel 1.
Quelle: bibelpraxis.de/a6747.html