Warum … ich nicht wählen gehe

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1. Vorweg gesagt

Es ist mir wichtig, bereits am Anfang zu sagen: Auch wenn ich mich entschieden habe, nicht zu den Wahlen zu gehen, bete ich für die Regierungen. Denn diesen Auftrag finden wir in Gottes Wort: „Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden … für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst“ (1. Tim 2,1.2). Es gibt sicher eine Reihe von Gründen, für die Regierungsvertreter zu beten. Es ist auf jeden Fall unser Gebet, dass sie Gesetze erlassen, die uns Christen ein Leben in wahrer Gottesfurcht ermöglichen. Gerade in Europa und Deutschland gibt es darüber hinaus viel Ursache, für die von Gott eingesetzten Regierungen zu danken. In vielen Regionen der Welt wird man um des Glaubens willen verfolgt, sodass sogar das Leben auf dem Spiel steht. Das ist im Allgemeinen bislang noch nicht so in Deutschland. Gott sei Dank dafür! Schenke Gott, dass wir weiter ein solches ruhiges und stilles Leben für Ihn und zum Wohl unserer Mitmenschen und unserer Mitgläubigen führen können.

2. Mein Verhältnis zur Regierung

Wenn es um das Verhältnis des Einzelnen zur Regierung geht, werden wir zum Gehorsam aufgerufen: „Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan“ (Röm 13,1). „Erinnere sie daran, Obrigkeiten und Gewalten untertan zu sein, Gehorsam zu leisten“ (Tit 3,1). „Unterwerft euch jeder menschlichen Einrichtung um des Herrn willen: es sei dem König als Oberherrn oder den Statthaltern als denen, die von ihm gesandt werden zur Bestrafung der Übeltäter“ (1. Pet 2,13).

Autorität wird nach den Gedanken Gottes von oben eingesetzt, nicht jedoch von demjenigen bestimmt oder gewählt, der unter eine solche Autorität gestellt wird. Das gilt für Kinder in der Familie, für einen Arbeitnehmer in seinem Beruf und für uns als Bürger in der Gesellschaft.

An dieser „unbiblischen“ Art der Autoritätsbestimmung, wenn sie von unten bestimmt wird, möchte ich nicht mitwirken. Trotzdem sind auch diese Regierungen von Gott (vgl. Röm 13,1); daran müssen wir festhalten. Wir wollen auch nicht vergessen, dass Gott selbst und gerade in diesen Regierungsformen viel Segen für Christen bewirken konnte. Aber Segen als solcher ist ja kein Maßstab für eine Beurteilung.

3. Handlungsmuster von Regierungen

Wir lesen in Römer 13,1, dass Obrigkeiten von Gott eingesetzt worden sind. Allerdings heißt das nicht, dass Gott sich mit jedem Regierungsbeamten oder seinem Tun identifizieren würde. Gott hatte Nebukadnezar als Herrscher der Welt eingesetzt, diesen jedoch wegen seines Hochmuts demütigen müssen. Wenn man sich das Wesen der Politik anschaut, findet man – unabhängig von der Regierungsform – oft folgende Kennzeichen: Die Mehrheit kann sich durchsetzen, selbst wenn sie das Recht nicht auf ihrer Seite oder einen König, einen Herrscher „vor“ sich hat (vgl. die Verurteilung unsers Herrn in Lukas 23,22.23). Unpopuläre Entscheidungen werden verschoben oder delegiert (vgl. die Abschiebung Jesu zu Herodes in Lukas 23,6.7). Ein pragmatisches Mittel in der Politik ist der Kompromiss – man geht aufeinander zu und trifft sich in der Mitte, unabhängig davon, was richtig und gut ist (vgl. das Entgegenkommen von Pilatus, den Herrn Jesus zu geißeln, um ihn dann freizulassen, in Lukas 23,15.16), was wirklich „recht“ ist.

Damit möchte ich mich nicht einsmachen durch das Wählen von Politikern. Denn wir werden in der Bibel nicht aufgefordert, uns der Masse anzuschließen, sondern die richtigen Entscheidungen zu fällen, ohne sie aufzuschieben (vgl. 2. Mo 23,2; Apg 9,38). Faule Kompromisse sind Gott ein Gräuel (vgl. Spr 17,15; das Leben Lots). Wie sollte ich Menschen wählen, die aufgrund ihres Amtes solche Kompromisse eingehen und sich immer wieder der Mehrheitsmeinung beugen?

4. Das Reich Christi

Jesus hat einmal zu Pilatus, dem Regenten in Jerusalem, gesagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, hätten meine Diener gekämpft …, jetzt aber ist mein Reich nicht von hier“ (Joh 18,36). Durch die Taufe habe ich mich zu dieser Person bekannt, die auf dieser Erde von den Menschen und ihren Machthabern verworfen ist. Sein Reich ist eben (heute) nicht von dieser Welt.

Wie sollte ich für einzelne Regenten kämpfen, und sei es durch das Wählen, wenn mein Retter kurz vor seiner Hingabe in den Tod – auch für mich! – die Worte aussprach, dass seine Diener nicht für Ihn kämpfen sollten. Ich möchte sein Diener sein. Deshalb wähle und kämpfe ich nicht für ein irdisches Reich. Ich weiß, dass der Herr Jesus später einmal hier sein Königreich aufrichten wird. Dann werde ich mit Ihm herrschen (und kämpfen, obwohl das kein wirklicher Kampf sein wird). Jetzt aber ist mein Wunsch, auf der Seite des Meisters zu stehen, auch wenn es die Position der Verwerfung ist.

Wenn das Kreuz gestern gewesen wäre, wenn wir das Kreuz, an dem unser Retter vor 2.000 Jahren von dieser Welt seinen Platz zugewiesen bekam, wie heute vor uns hätten, würde man vermutlich eher Abstand nehmen von dem Wählen. Es war die religiöse genauso wie die politische und militärische Welt, die meinen Retter kreuzigte. Wie wollte ich die Machthaber dieser Welt, die seither unter dem Gerichtsurteil Gottes steht (Joh 16,8.11), wählen können, ja wollen?

5. Ein himmlisches Bürgertum

„Denn unser Bürgertum ist den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten“ (Phil 3,20). Gott hat mich auf diese Erde als Botschafter eines anderen „Landes“ gesandt. Ich gehöre meiner Stellung nach nämlich zum Himmel. Dort brauche ich nicht zu wählen, weil klar ist, wer mein Regent und Herr ist: Jesus Christus, mein Retter. Ich bin zwar hier in dieser Welt, aber nicht von ihr (vgl. Joh 17,15.16). So gehöre ich auch nicht zu den Einrichtungen dieses Systems, sei es die Politik, die Kultur, die Vereinswirtschaft, die Religion, etc.

Ich werde in der Bibel verschiedentlich aufgefordert, meinen Lebensunterhalt zu verdienen (vgl. 2. Thes 3,10). Aber ich werde nicht aufgefordert, eine wichtige Funktion in dieser Welt auszuüben, soziales politisches Engagement zu leisten bzw. die Lebensverhältnisse der Menschen zu verbessern. Wenn Gott das zulässt oder bewirkt, darf ich das aus seiner Hand annehmen. Aber Er fordert mich nicht auf, das in der Welt zu tun, die unter seinem Gerichtsurteil steht. Es ist noch nicht vollzogen, aber das ist keine Frage des Ob, sondern nur des Wann.

Ich werde auch nicht aufgefordert, eine Regierung zu wählen. Es ist mein Wunsch, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein (vgl. Mt 5,13.14). Ich habe die Aufgabe, von dem Herrn Jesus zu zeugen und Erlöste zu ermuntern. Ansonsten aber möchte ich auf die Wiederkunft des Herrn Jesus warten und den Himmel auf der Erde repräsentieren, indem ich schon jetzt die himmlischen Segnungen genieße, besonders den verherrlichten Herrn Jesus Christus.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich dann, wenn ich im Bewusstsein lebe, zum Himmel zu gehören, an einer politischen Wahl auf der Erde teilenehmen möchte. „Sinn auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist; denn ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott“ (Kol 3,2.3).

6. Sonstiges

Es gibt noch weitere Gründe, warum ich nicht wähle. Wen sollte ich auch wählen von Parteien, die sich fast alle – mehr oder weniger – der unbiblischen Unmoral geöffnet haben (Homosexualität, Abtreibung, Zusammenleben von Menschen außerhalb der Ehe usw.) oder einen Standpunkt einnehmen, der für einen gläubigen Christen nicht annehmbar ist (Öffnung für Religionen wie Buddhismus, Islam usw.)? Wie soll ich damit innerlich fertig werden, wenn „die von Gott eingesetzte Obrigkeit“ (vgl. Röm 13,1) gerade diejenige ist, die ich nicht gewählt habe? Sollte ich mich also immer nach den Wahlvoraussagen richten?

Für mich sind diese Punkte von so wesentlicher Bedeutung, dass ich mich grundsätzlich entschieden habe, nicht an Wahlen teilzunehmen. Ich möchte meinem Herrn dienen, der nicht von dieser Welt ist. Ich möchte meinen Mitmenschen dienen, die auf dem Weg in die ewige Verdammnis sind, indem ich ihnen von dem Herrn Jesus erzähle. Ich möchte den Regierungen dienen, indem ich ihnen gehorsam bin und für sie bete. Ich möchte meinen Mitgläubigen dienen, indem ich sie ermutige, dem Herrn Jesus treu nachzufolgen.

Das alles ist ein so umfassendes Aufgabengebiet, dass es mich mehr als ausfüllt. Mir geht nichts verloren, wenn ich nicht wählen gehe. Übrigens: Als ich früher mit meinen Arbeitskollegen über dieses Thema gesprochen habe, konnten sie meine Einstellung nachvollziehen. Erstaunlicherweise oftmals besser als etliche Menschen, die mir viel näher stehen: nämlich Gläubige.

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