Der Herr Jesus warnt seine Jünger in diesen Versen davor, andere Jünger zu richten, besonders auch ihre Motive. Ein Jünger ist oft gar nicht in der Lage, einen anderen sachgerecht zu beurteilen. Man mag zwar einen Holzsplitter im Auge des anderen sehen. Aber so oft ist im eigenen Auge nicht nur ein Splitter, sondern ein ganzer Balken vorhanden.
Das mag wie eine Übertreibung klingen; und natürlich ist es aus Platzgründen unmöglich, im Auge tatsächlich einen Balken zu haben. Aber der Herr Jesus zeigt hier, wie blind wir über unsere eigenen Verfehlungen sein können, während wir bei dem anderen glasklar zu erkennen meinen, was er falsch macht. Ist es uns nicht manchmal so gegangen, dass wir jemand auf eine Sünde hingewiesen haben, und nicht viel später mussten wir erkennen, dass wir selbst gerade in diesem Punkt selbst versagt hatten? Oder bei einer anderen Sache? Wie leicht mag man einem anderen Laxheit oder übermäßige Strenge vorwerfen; wenn man dann sein eigenes Leben im Spiegel des Wortes Gottes überprüft, stellt man fest, dass man selbst in einem Fall lax und in einem anderen übermäßig streng sein kann.
Kann ich als Jünger, der ich in der eigenen Nachfolge des Herrn so oft mangelhaft agiere, meinem Mitjünger überhaupt eine Hilfe sein? Wenn ich schwer an meinem Balken trage, wie kann ich dann in der Lage sein, einem anderen einen Splitter herauszuziehen? Wenn der Geist Gottes mich mit meinem eigenen Leben beschäftigen muss, kann Er mich nicht in dieser Situation zugunsten anderer Jünger einsetzen.
Quelle: bibelpraxis.de/a1993.html