Begnadigt worden ist er damit nicht. Zwar hängt die Gnade grundsätzlich nicht von dem ab, dem sie gegeben wird, sondern von dem Begnadigenden. Aber die göttliche Gnade bewirkt immer eine innere Umkehr bei demjenigen, der begnadigt wird.
Der aktuelle Streit um die Freilassung von Christian Klar
Nun ist also wieder die Diskussion um Christian Klar in vollem Gange. Denn Anfang nächsten Jahres wird dieser ehemalige RAF-Terrorist auf Bewährung frei kommen. Viele können das nicht fassen, wenn sie an die vielen Toten denken, die Klar auf dem Gewissen hat. Aber so ist die Rechtsprechung in Deutschland. Auch in diesem Fall wird Recht angewandt.
Der Rechtstaat hat es nicht vermocht, Recht und Gnade miteinander zu verbinden. Das ist auch nicht seine Aufgabe. Denn ihm ist die Verantwortung übertragen worden: „Sie trägt das Schwert nicht umsonst; denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der das Böse tut" (Röm 13,4).
Aber bei Gott gibt es Gnade und Recht zusammen. Gott übt keine Gnade auf Kosten der Wahrheit, des Rechts. Er übt aber auch kein Recht auf Kosten der Wahrheit!
Die Bibel und Begnadigung
Unabhängig von dem konkreten Fall - was kann man als Christ zu diesem Thema denken?
„So, denn, wen er will, begnadigt er [Gott]" (Röm 9,18).
„Er hat uns begnadigt in dem Geliebten" (Eph 1,6).
Diese beiden Verse machen deutlich, dass es wahr ist: Eine Person wird begnadigt. Wer ist hier begnadigt worden? Menschen, die Sünder waren. Gott hat sie begnadigt. Warum eigentlich? Deshalb, weil sie sich bekehrt haben? Davon lesen wir an keiner Stelle etwas.
Gott begnadigt, wen Er will
Gott ist souverän, denjenigen zu begnadigen, den Er will. Die Begnadigung hängt zu 0% von demjenigen ab, der begnadigt wird. Der Apostel Paulus macht in Römer 3 ganz deutlich, dass es nicht einen einzigen Menschen gegeben hat, der von sich aus Gott gesucht hätte. Keinen einzigen! Auch nicht Kinder gläubiger Eltern! Auch nicht Menschen, die sich schon sehr früh bekehrt haben.
Alles ist Gottes Gnade! „Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme" (Eph 2,8.9).
Begnadigung kennt keine Voraussetzung - sie hängt von dem Begnadigenden ab!
Es ist wahr, dass wir im nachhinein feststellen dürfen: Der Begnadigte hat sich (auch) durch Gottes Gnade bekehrt. Und das ist sogar immer so! Aber die Begnadigung Gottes hängt nicht von dem Handeln des Menschen ab - sonst wäre sie nicht die souveräne Entscheidung des allmächtigen Gottes!
Praktische Konsequenzen
Es ist ja gerade seine Begnadigung, die uns dazu bringt, im Herzen Gott als Retter anzunehmen. Ob dieses Bewusstsein nicht auch unser Miteinander mehr prägen sollte? Meinen wir wirklich, auf Gottes Seite zu stehen, wenn wir den ersten Schritt von demjenigen verlangen, der versagt und gesündigt hat? Gott hat anders gehandelt!
Meinen wir wirklich, dass der Schuldige zuerst alles zu bekennen hat - dann können wir ihm vergeben? Gott hat uns zuerst seine Gnade geschenkt. Und dann haben wir Ihm unsere Sünden bekannt. Welch einen Gott haben wir!
Quelle: bibelpraxis.de/a1731.html