Haben Freikirchen den missionarischen Eifer verloren?

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Gottes Wort kennt keine Freikirchen. Es kennt nur die Kirche Gottes, die aus allen Gläubigen, aus allen Erlösten besteht, die also Jesus Christus als Retter angenommen haben. Es ist ein Jammer, was wir Menschen daraus gemacht haben!

Hoffentlich spricht keiner der Nutzer dieser Seite davon, dass der oder der zwar gläubig ist, nicht aber in die Versammlung (Gemeinde) geht. Das ist nichts anderes, als aus einem christlichen Zusammenkommen eine Freikirche zu machen. Lasst uns das nie vergessen!

Von heute sogenannten Kirchen und ihren Vertretern aber werden alle, die sich nicht im kirchlichen System einordnen, als Freikirchen angesehen. Unabhängig davon, ob das nun „theologisch“ so richtig ist oder nicht …

Nun aber zum eigentlichen Thema. Der Theologieprofessor Philipp Bartholomä von der Freien Theologischen Hochschule Gießen sagt in einem Interview mit idea (Wetzlar), Freikirchen würden zu einem großen Teil durch Übertritte aus anderen Kirchen wachsen und nur zu einem geringen Teil durch Menschen, die sich „bekehren“, sich also dem christlichen Glauben zuwenden.

Ihm zufolge verzeichnet der Bund Freier evangelischer Gemeinden (FeG) mit durchschnittlich 0,7 Bekehrungen pro Gemeinde und Jahr das stärkste Bekehrungswachstum aller freikirchlichen Bünde. Diese Zahl sei „schon ernüchternd“, so Bartholomä, der selbst 13 Jahre Pastor einer unabhängigen Gemeinde in Landau (Pfalz) war.

Man fragt sich natürlich, was der Maßstab für „ernüchternd“ ist. Die Anfangszeit des Christentums, wo sich allein in Jerusalem 3000 Menschen bekehrt haben? Das ist heute wohl nicht zu erwarten. Oder der Mitgliederschwund der sogenannten großen Kirchen? Oder Entwicklungen im Kongo, wo deutlich mehr Menschen zum Herrn Jesus "finden"?

Ja, es ist traurig, dass wir heute leider wenige Menschen erreichen. Dass sich wenige bekehren und noch weniger bereit sind, die christlichen Zusammenkünfte zu besuchen. Aber lasst uns nicht vergessen, dass es noch immer jeden Tag Menschen gibt auf dieser Erde, die sich bekehren. Gott sei Dank!

Aber wir wollen uns dieses Urteil eines Theologen insofern einmal zu Herzen nehmen: Haben wir wirklich noch ein brennendes Herz für den Herrn? Haben wir ein brennendes Herz für das Evangelium? Wie sieht es an den Orten aus, wo wir zu Hause sind? Gibt es dort regelmäßige Bemühungen, die gute Botschaft zu verbreiten? Sind wir wirklich aktiv im Evangelium oder ist das zu einer Nebensache geworden?

Die Versammlung (Gemeinde) Gottes evangelisiert nicht. Das ist die Aufgabe des Einzelnen. Aber da wir alle Zeugen Jesu sind (oder nicht?), sollte jeder von uns ein Herz für das Evangelium haben. Nicht theoretisch, sondern praktisch. Beten wir zu Hause regelmäßig für die Verbreitung der guten Botschaft? Suchen wir die Gelegenheiten, die Gott uns gibt in unserer Nachbarschaft, mit unseren Kollegen, Mitschülern, Mitstudenten, wie es möglich ist und es sich ergeben könnte?

Kennen wir noch die Arbeit am Büchertisch, die aktive Verteilung von Kalender am Jahresende, das Unterstützen des Plakatdienstes, Kinderstunden für Mitschüler unserer Kinder, Anzeigen in Zeitungen, Campingplatzarbeit usw.?

Wir wollen uns fragen: Hat Bartholomä vielleicht in MEINEM persönlichen Leben doch recht? Dann können wir das heute ändern.

Nicht jeder ist ein Evangelist. Die wenigsten von uns sind das! Aber lasst uns treue Zeugen sein für unseres Retter. Er ist es wert; die armen, ungläubigen Menschen haben eine unsterbliche Seele! „Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir die Menschen“ (2. Kor 5,11).

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