Berichte, zeige, schreibe… (1)

Lesezeit: 5 Min.
© Michelangelo

Wenn es im Volk Gottes bergab geht, sind Propheten nötig. Propheten, die nicht vor Menschen stehen und sich fürchten, sondern die mit Gott Gemeinschaft haben und sich deshalb auch von Gott als Sprachrohr benutzen lassen können. Propheten, die nicht aus Menschenfurcht um Dinge herumreden, um im „Mainstream" zu bleiben, sondern die Dinge ansprechen, aussprechen und ausführen ...

Zum Kontext

Da Israel untreu war, hatte Gott sie in die babylonische Gefangenschaft geführt (Hes. 1,1 vgl. 5.Mo 28,58.63). Gottes Herrlichkeit und Heiligkeit kann nicht Schwelle an Schwelle mit Sünde und Hurerei bestehen bleiben (Hes. 43,7.8).

Doch in den letzten Kapiteln von Hesekiel geht es um die Zeit, wo der Ort des Tempels nicht von Sünde und Unreinheit umgeben ist. Es ist die Zeit wenn Israel den Herrn Jesus als Messias annehmen wird, was heute noch in der Zukunft liegt (vgl. Sach 12,10; Zeph 3,13; Jer 31,31-34). Bevor dies allerdings geschieht, wird Israel noch einmal durch eine Zeit der Drangsal gehen müssen(Sach 13,9; Mk 13,14-23; Dan 12,1; Mt 24,15-31), um dadurch „geläutert" (wie die Brüder Josefs, Josef erkannten vgl . 1. Mo 42,6) den Herrn Jesus als Retter und Messias anzunehmen (vgl. Sach 14,3-5; Mt 24,30-31; Off 19,11-16; Zeph 3,17-20).

Wir leben jetzt nicht in dieser letzten Zeit und sind nicht Israel, sondern die Versammlung (Gemeinde) Gottes (Gal 4,21-31; Eph 2,14-15; Röm 9,1-3; 10,19-20). Wir warten nicht auf ein Reich auf der Erde, sondern auf den Himmel (Phil. 3,20.21). Bevor alle diese Dinge auf der Erde geschehen, werden alle gläubigen Christen in den Himmel entrückt (1. Thes 4,15-18). Und weil ich meine Sünden Gott bekannt habe und an den Herrn Jesus als meinen persönlichen Retter glaube (1. Joh 1,9; Joh 3,16; 1. Pet 3,18), gehöre ich auch dazu!

Gott ist allerdings immer derselbe (Heb 13,8; 4. Mo 23,19). Und wenn Er durch Hesekiel Israel zeigt, wie sie in ihrem Leben wieder dem Ort entsprechen können, wo Gott wohnt, dann können auch wir davon viel lernen ...

„...dies ist der Ort..."!

Gott hatte sich einen bestimmten Ort ausgewählt, wo der Tempel stehen sollte. David durfte erfahren, wo dieser heilige Ort war (1. Chr 21,28-30; 22,1 vgl. Ps 93,5) und Salomo durfte dann den Tempel bauen (1. Kön 6,2). Es war ein ganz bestimmter Ort, denn Gott hatte ihn ausgewählt! Man konnte nicht einfach nach eigenen Wunsch und Ermessen den Ort ändern. Wenn man Gott dienen, opfern, anbeten wollte musste man diesen Ort aufsuchen.

Heute, im Neuen Testament, lesen wir auch von einem Tempel: Wir - die Versammlung, also alle Erlösten, sind der Tempel Gottes (1. Tim 3,15; 1. Pet 2,5; Heb 3,6; 1. Pet 4,17). Jeder Gläubige ist ein Stein am Haus Gottes. Bei uns gibt es nicht, wie im Alten Testament, einen festen Ort, weil wir selbst das Haus ausmachen. Jedoch birgt der Satz „dies ist der Ort" auch eine Warnung an uns!

Gott zeigt uns im Neuen Testament, wie Versammlung funktioniert. Und der zentralste Punkt dabei ist, dass der Herr Jesus in der Versammlung im Mittelpunkt stehen muss (Mt 18,20)! Alles dreht sich um Ihn! Es geht nicht darum, dass ich mich wohl oder geehrt fühle! Nein ich suche den Ort auf, wo alles Ihm entsprechen soll. Kenne ich diesen Ort? Diesen Ort, wo nicht Menschen sich einen Namen machen und geben (vgl. 1. Mo 11,4), sondern wo man allein zu seinem Namen hin zusammenkommt (Mt 18,20; Off 3,8)? Kenne ich den Ort, wo nicht der neuste Trend, die neuste Mode, Musikrichtung und das bestmögliche Entertainment Thema ist, sondern wo es darum geht, was Gottes Gedanken sind, was in seinem Wort steht (Mt 24,35), so dass echte Anbetung aus dem Herzen aufsteigt (Joh 4,20-24; Heb 13,15; Kol 3,16)? Kenne ich den Ort, wo nicht ein Christ an erster Stelle steht (3. Joh 9; 1. Kor 1,12-13), sondern Christus? Wo man sich seiner Heiligkeit entsprechend vom Bösen absondert (1. Kor 5,1-8; 10,21; 11,27-30) und gleichzeitig für alle Gläubigen reinen Herzens die Tür einladend aufhält (2. Tim 2,19.22)? Wo man nicht eine abgeschlossene, menschliche Gemeinschaft ist, sondern weiß, dass alle Gläubigen zum Leib Christi, der Versammlung gehören (1. Kor 1,2; 10,17; 12,27)? Wo man aber auch verstanden hat, dass man die Einheit des Geistes Gottes (Eph 4,3) bewahren soll und eben nicht die Einheit in allen Verschiedenheiten an menschlichen Ansichten und Lehren? Wo in Absonderung von böser Lehre (2. Joh 10) und moralisch Bösem, Einheit mit dem Herrn als Mittelpunkt praktiziert wird und das auf der Grundlage des einen Leibes, zusammen mit allen, die das weltweit ebenfalls tun?

Gott sagte Hesekiel: „Dies ist der Ort", und über eben dieses „Haus" sollte Hesekiel dem Volk „berichten", denn der Ort und dessen Maße waren im Volk in Vergessenheit geraten. Kennen wir das nicht auch, wenn wir uns in der christlichen Gesellschaft so umsehen?

„...berichte...über dieses Haus..."

Möchten wir nicht auch Propheten Gottes sein? Solche denen sich sozusagen der Himmel öffnet (Hes 1,1), die die Gemeinschaft mit Gott genießen (vgl. 1. Joh 1,3)? Wir lesen im Neuen Testament, dass wir mit allen himmlischen Segnungen gesegnet sind (Eph 1,3)! Leben wir schon heute geistlicherweise im Himmel, um uns von Gott seine Gedanken und Pläne zeigen zu lassen? Das tun wir, wenn wir auf die Knie gehen und sein Wort aufschlagen. Dann kann Gott zu uns sprechen und uns seine Sicht der Dinge zeigen und wertvoll machen. Dann kann Gott uns auch benutzen, um auch anderen davon zu berichten!

Wenn Gott mir etwas gezeigt hat und von mir möchte, dass ich es weitergebe, bin ich dann gehorsam? „Wer weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde" (Jak 4,17) - „Wer Korn zurückhält, den verflucht das Volk; aber Segen wird dem Haupt dessen zuteil, der Getreide verkauft." (Spr 11,26). Auch wenn das Volk mich nicht „segnet", stehe ich nicht vor dem Herrn und will Ihm treu sein (vgl. Jer 5,3; 1. Kön 17,1)? Gerade wenn die Zeit ungelegen zu sein scheint (Hag 1,2; 2. Tim 4,2), scheint sie uns oft deshalb ungelegen zu sein, weil wir auf einem Weg bergab sind und uns Gott hinterherrufen muss „Dies ist der Weg, wandelt darauf!" (Jes 30,21). Hoffentlich gehören wir zu denjenigen, die im Auftrag Gottes rufen und sind nicht solche, die selbst rufend gewarnt werden müssen...

© Michelangelo
Beitrag teilen

Artikelreihe: Berichte, zeige, schreibe…

Verwandte Artikel

Berichte, zeige, schreibe… (2) Marc David Schnabel „Und er sprach zu mir: Menschensohn, dies ist der Ort … Du, Menschensohn, berichte dem Haus Israel über dieses Haus, damit sie sich ihrer Ungerechtigkeiten schämen und den Bau messen. Und wenn sie sich über alles schämen, was sie getan ... Artikel lesen
Brockhaus, Carl Brockhaus 1822-1899 Arend Remmers Carl Friedrich Wilhelm Brockhaus wurde am 7. April 1822 in Himmelmert bei Plettenberg als sechstes Kind und als zweiter Sohn des Lehrers Friedrich Wilhelm Brockhaus und dessen Frau Katharina Wilhelmine, geb. Kruft, geboren. Nach Beendigung der ... Artikel lesen
Streithammel Manuel Seibel In den nächsten Wochen stehen mehrere Landtagswahlen auf dem Programm. Das hat den Umgang führender Politiker ziemlich vergiftet. Diejenigen, die sonst sehr gut miteinander zusammengearbeitet haben, greifen sich gegenseitig an und werfen sich ... Artikel lesen
Der Bund (1937) - Aufgabe der himmlischen Stellung William J. Hocking Viele Gläubige, die sich von der Welt und ihren Prinzipien abgesondert hatten, wählten in Deutschland in der „Verbotszeit“ (1937) den Ausweg des „Bundes“, in dem sich verschiedene christliche Gruppen zusammenschlossen. Führer dieser ... Artikel lesen
Unsere Haltung zu Gottes Wort Michael Hopp Welche Haltung nehmen wir gegenüber Gottes Wort ein? In der Schrift finden wir manche motivierenden Vorbilder, aber auch abschreckende ... Artikel lesen
Dönges, Dr. Emil Dönges (1853-1923) Arend Remmers Emil Dönges erblickte am 2. September 1853 als Zweitältester Sohn von Philipp Dönges und dessen Ehefrau Josefine, geb. Knab, in Becheln, einem kleinen Dorf auf der Höhe zwischen Rhein und Lahn, das Licht der Welt. (Zwischenüberschriften von ... Artikel lesen