Niemand fragt nach meiner Seele

Lesezeit: 3 Min.

Wir leben heutzutage in einer sehr gefühlsbetonten Welt, in der die Gefühle des Einzelnen und das allgemeine Wohlbefinden der Menschen im Vordergrund stehen. Doch wie war es, als der Herr Jesus über diese Erde ging? Hat Er sich in dieser Welt wohlgefühlt? Nein, „Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut“ (Jes 53,3). Er musste mit den Worten Davids sagen: „Niemand fragt nach meiner Seele“. Dies zeigt uns zum einen, wie einsam unser Herr in dieser Welt war, aber zum anderen auch, welche Ängste und Seelennöte Er auf seinem Leidensweg über dieser Erde durchlebte.

Unser Herr war einsam (Ps 25,16; 102,8). Abgesehen von wenigen Ausnahmen interessierte sich niemand aufrichtig für Ihn. Niemand fragte nach dem Wohlergehen seiner Seele. Verachtet und verlassen von den Menschen ging Er seinen Weg über diese Erde. Die Welt, die Er erschaffen hatte, kannte Ihn nicht. Sein irdisches Volk, das Er viele Jahrhunderte lang getragen hatte, wollte Ihn nicht, und seine Jünger verstanden Ihn nicht (Joh 1,10.11; Lk 2,50; 9,45; 18,34). Selbst seine eigene Familie lehnte Ihn ab (Ps 69,9; Mk 3,21; Joh 7,5).

Als Er schließlich von den Juden gegriffen und abgeführt wurde, verließen Ihn seine Jünger alle und flohen (Mk 14,50). Seinen Weg nach Golgatha musste Er ganz allein gehen. Doch einer war auch in diesen Augenblicken bei Ihm: Es war sein Gott und Vater (Joh 8,29). Aber was geschah in den drei Stunden der Finsternis, als Ihn das göttliche Gericht unserer Sünden wegen traf? Da musste sich auch Gott von Ihm abwenden und Ihn verlassen (Mt 27,46; Mk 15,34). Da hing Er wirklich ganz allein zwischen Himmel und Erde – von den Menschen verlassen und von Gott gestraft. Was für ein anbetungswürdiger Heiland, der dort – von allen verlassen – die Strafe zu unserem Frieden trug!

Der Weg des Herrn über diese Erde war ein Weg der Leiden von der Krippe bis zum Kreuz. Dabei litt unser Heiland auch an seiner Seele. Das machen verschiedene Bibelstellen deutlich. Als Ihm im Garten Gethsemane die ganze Schrecklichkeit dessen, was Ihn am Kreuz erwarten würde, vor Augen stand, lesen wir, dass Er anfing, sehr bestürzt und beängstigt zu werden. Er sprach zu seinen Jüngern: „Meine Seele ist sehr betrübt, bis zum Tod; bleibt hier und wacht“ (Mk 14,32-34).

Auch sein weiterer Weg nach Golgatha und vor allem sein Leiden und Sterben am Kreuz waren mit tiefen Seelennöten verbunden. Das machen viele Stellen in den Psalmen deutlich. Doch kein Mensch scherte sich darum – selbst seine eigenen „Brüder“ nicht. In 1. Mose 42,21 lesen wir prophetisch von der Seelenangst, die der Herr in den Stunden vor dem Kreuz durchlebt haben muss. Dort sprechen die Brüder Josephs aus, was auch einmal der gläubige Überrest der Juden bekennen wird: „Wahrhaftig, wir sind schuldig wegen unseres Bruders, dessen Seelenangst wir sahen, als er zu uns flehte, und wir hörten nicht; darum ist diese Drangsal über uns gekommen“. Wie dankbar dürfen wir sein, dass unser Herr all diese Nöte und Ängste durchstanden hat, bis Er schließlich am Kreuz ausrufen konnte: Es ist vollbracht!

Beitrag teilen

Verwandte Artikel

Was hat Johannes 1 mit Weihnachten zu tun? Stefan Drüeke Was hat das erste Kapitel des Johannes-Evangeliums mit Weihnachten zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel; denn die typischen Kennzeichen wie Stall und Stern, Hirten und Weisen fehlen. Der Anfang erscheint etwas abstrakt, doch dann erfahren wir ... Video ansehen
Das Kreuz Manuel Walter Schon das Alte Testament berichtet vom Sterben des Herrn Jesus. Das Neue Testament zeigt uns, dass das am Kreuz von Golgatha geschah. Dabei sind die Folgen dieses Werkes weitreichend und bewundernd… Artikel lesen
Ich habe abgetrieben: Lieb-los? Hoffnung-los? Vergebungs-los? Alles aus? Manuel Seibel Gott sieht uns von Anfang an im Mutterleib als „Menschen“ an. Dennoch gibt es viele, leider auch manchmal Christen, die ein solch kleines Wesen: eine Person, ein Baby, ein Geschöpf Gottes!, abgetrieben haben. Ein echtes Wunder ... Das ist etwas ... Video ansehen
Der leidende Knecht (15) - Jesaja 53,9 Manuel Walter „Und man hat sein Grab bei Gottlosen bestimmt; aber bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tod, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist“ (Jes 53,9). Artikel lesen
Würde Jesus heute als Superstar angenommen? Manuel Seibel Ein bekannter Politiker meint tatsächlich, dass der Herr, wenn Er heute zu uns kommen würde, wie ein Superstar aufgenommen würde. Verkehrter kann man diese Dinge nicht sehen ... Podcast anhören
Die Renaissance der Hypnose - und ihr Nutzen und Hintergrund? Manuel Seibel In der letzten Zeit ist mir aufgefallen, dass es eine ganze Reihe von Artikeln gab, die den Vorteil der Hypnose herausgestellt haben. Als ob man dieses Thema wieder pushen möchte. Es gibt ein ganz spezielles Klientel, das dieser Methode sehr ... Podcast anhören