Mose und seine Entscheidung (FMN)

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Mose hatte das Vorrecht, eine gottesfürchtige Mutter zu haben. Ihr lebendiger Glaube führte dazu, dass sie Gott vertraute und davon überzeugt war, dass Er ihren Sohn zu seiner Verherrlichung bewahren würde. In seinen frühen Jahren hat sie ihn offensichtlich mit dem Wort Gottes vertraut gemacht, bevor sie ihn seiner Adoptivmutter übergab. Danke Gott, wenn er dir gottesfürchtige Eltern gegeben hat (Heb 11,23)!

Als Mose ins Palastleben eintrat, boten sich ihm großartige gesellschaftliche Aufstiegsmöglichkeiten. Eine vielversprechende Zukunft im ägyptischen Königreich lag vor ihm. Er genoss eine gute Ausbildung und war „in aller Weisheit der Ägypter unterwiesen“ und bekannt für „seine Worte und Werke“ (Apg 7,22). Doch er wusste, dass er eigentlich zu dem verachteten Sklavenvolk Israel gehörte. Sollte er mit herausragenden persönlichen Fähigkeiten und Voraussetzungen eine aussichtsreiche Karriere in Ägypten anstreben oder sich zu seinem Volk Israel halten? Damit stand Mose vor einer Entscheidung, die große Konsequenzen für ihn, sein Volk und die Ägypter haben würde. Was würde die richtige Wahl für ihn und sein Volk sein?

Die Wahl Moses

Mose traf seine Wahl. Dabei ließ er sich aber nicht von seinen Aufstiegschancen in Ägypten leiten. Er traf seine Entscheidung auch nicht, um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Er lehnte eine wichtige Position im größten Königreich jener Zeit ab. Diese Entscheidung war damals überraschend und ist heute noch für den Unglauben völlig unverständlich. Wie kam er dazu, die herausragende Stellung des „Sohnes der Tochter des Pharao“ abzulehnen, eine herrschende Funktion im größten Königreich seiner Zeit?

Der Heilige Geist begründet es so: „Durch Glauben weigerte sich Mose, als er groß geworden war, ein Sohn der Tochter des Pharaos zu heißen, und wählte lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, als den zeitlichen Genuss der Sünde zu haben, indem er die Schmach des Christus für größeren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens; denn er schaute auf die Belohnung (Heb 11,25.26).

Das heißt übrigens nicht, dass Mose zuvor einen rebellischen Geist gehabt hätte! Er war ein gehorsames Kind und lernte, was ihm beigebracht wurde. Ob in seinem natürlichen Zuhause bei seinen leiblichen Eltern oder in seinem Adoptivzuhause – er nahm seinen Platz als Lernender ein. Das ist sehr lehrreich für uns heute und ein echtes Beispiel! Heutzutage wollen so viele lehren, bevor sie gelernt haben!

Eine reife Entscheidung – die Entscheidung eines Erwachsenen

Als er „groß geworden“ war, erwachsen, wog Mose ab, was er im Elternhaus gelernt hatte, und was eine herausragende Stellung in Ägypten ihm bieten konnte. Dann traf er seine Entscheidung. Es war eine Entscheidung, die zeigte, dass er ein echtes Glaubensleben führte und wusste, dass er sich auch im Blick auf die Zukunft auf Gott verlassen konnte, wie düster die Aussichten aus menschlicher Sicht auch sein mochten. Und er stand wirklich vor einer Herausforderung! Denken wir daran, wie er den Pharao und seine Tochter enttäuschen würde. Fast vierzig Jahre hatten sie investiert, um diesen jungen und vielversprechenden Mann für das Königreich auszubilden. Jetzt wurde das alles mit einem Verzicht auf die königlichen Gewänder und alles, was mit einer entsprechenden Herrschaft zusammenhing, zunichte gemacht. Zugleich wurden die Hoffnungen der versklavten, aber militanten Israeliten zerschlagen, die sie vielleicht auf Mose im Palast setzten, der ja aus ihrem Volk war und sich vielleicht für sie einsetzen würde, sofern sie wussten, dass einer der Ihren dort war. Doch Mose ließ alles hinter sich, sodass sich auch ihre Erwartungen in ihn in nichts auflösten. Er weigerte sich, „Sohn der Tochter des Pharao“ genannt zu werden!

Obwohl Mose alles aufgab, traf er keine überstürzte Entscheidung. „Als er aber ein Alter von vierzig Jahren erreicht hatte, kam es in seinem Herzen auf, sich nach seinen Brüdern, den Söhnen Israels, umzusehen“ (Apg 7,23). Da die Ausgänge des Lebens vom Herzen sind (Spr 4,23), spiegeln die Entscheidungen, die wir treffen, wider, was in unseren Herzen ist.

Zudem offenbarte Moses Entscheidung echte Reife. Er kannte Gott und lebte mit großem Glauben an Gott, auf den er sich verließ. Gott stellt uns auch nicht vor Entscheidungen, ohne uns die dafür nötigen Werkzeuge zur Verfügung zu stellen. Wenn wir Christus den Platz als Herrn in unserem Leben geben,  werden wir alle Lebensentscheidungen seiner Führung unterstellen. Dann verlassen wir uns nicht auf Umstände, auf Erwartungen anderer oder auf unsere eignen Ambitionen. Die Tiefe unseres Vertrauens auf den Herrn zeigt sich darin, dass wir uns Ihm ganz unterordne.

König über die Schätze Ägyptens?

Mose hatte auf eine königliche Position verzichtet. Aber was bedeutete das? Zweifellos wollte Mose bewusst die Vergnügungen der Sünde meiden (Heb 11,25). Aller weltlicher Spaß sowie die Vergnügungen, die der königliche Hof bot, gingen mit dieser Position einher. Man könnte es so vergleichen: das Frühstück in Berlin genießen, das Abendessen in Los Angeles, das Nachtessen in Hawaii und das Erwachen in Hongkong. Mose betrachtete das alles als „Genuss der Sünde“, die nur von kurzer Dauer ist, als „Eitelkeit und ein Haschen nach Wind“, wie es der Prediger nennt. Darauf wollte er gerne verzichten.

Das galt auch für „die Schätze Ägyptens“. Alle jene Schatzstädte, die sein Volk erbaut hatte – Pithom und Raemses (2. Mo 1,11) –, die eigentlich bald ihm gehören könnten, gab er auf. Mose wandte sich von allem ab, was Ägypten sonst noch zu bieten hatte. Heutzutage könnten die Verlockungen ein sechsstelliges Gehalt, Häuser, Ländereien, Jets und Yachten sowie andere Dinge umfassen. Bei Schülern und Studenten mögen es andere Dinge sein, die aber nicht weniger das Herz, die Begierden und Gefühle in Beschlag nehmen. Sie alle hatten für Mose keinen Reiz mehr. Denn der Blick seines Glauben war durch etwas ganze anderes gefesselt. Worauf sind deine Augen und meine Augen gerichtet? Was sehen wir durch Glauben?

Glaube und Ungemach mit dem Volk Gottes

Durch Glauben erkannte Mose die Realität all dessen, was in Ägypten zu finden war. Bildung, berufliche Position, Vergnügungen und Besitz gehören dieser Welt an. Der Apostel Johannes sagt dazu: „Denn alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern ist von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit“ (1. Joh 2, 15-17).

Im Gegensatz dazu wählte Mose das, was die Welt verachtet: „mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden“. Leiden war das, was die Welt Ägyptens den Israeliten auferlegte. Nur jemand, der die Wahrheit erkannt hat, dass „die ganze Welt in dem Bösen liegt“ (1. Joh 5,19), wird sich auf die Seite des Volkes Gottes stellen. Welche Seite wählst du? Welche Welt hast du gewählt?

Echter Reichtum

Mose hielt zudem „die Schmach des Christus für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens“. Die Schmach des Christus ist das, was Christus erlitten hat, als Er durch diese Welt ging: Ablehnung, Spott, Hass, bis hin zur Kreuzigung als Verbrecher. Aber Mose sah in diesen Schmähungen Reichtümer, die nur durch Glauben erkennbar sind.

Moses Glauben war auf eine Person gerichtet, nicht auf ein Ideal, nicht auf ein Bekenntnis, sondern auf den unsichtbaren Gott, der über allem regiert. Deshalb scheute er sich nicht,  die Schmach auf sich zu nehmen die königliche Stellung und die Schätze Ägyptens auszuschlagen. Er wusste genau, dass Gott die Seinen belohnt. Er wusste, dass „der treu ist, der die Verheißung gegeben hat“ (Heb 10,23), „dass er, was er verheißen hatte, auch zu tun vermag“ (Röm 4,21). Die Belohnung konnte nicht aus dieser Welt kommen, auch nicht in dieser Welt ausgeteilt werden. Wir wissen, dass das, was in der Welt ist, nicht vom Vater ist (vgl. 1. Joh 2,16)!

Eine Wahl und ihre Belohnung

Die Belohnung kommt von dem, der seinen Verheißungen gegenüber treu ist. Sie bedeutet: „ein über jedes Maß hinausgehendes, ewiges Gewicht von Herrlichkeit“ (2. Kor 4,17).

  • Der Name und die Errungenschaften des Pharao mögen in den Steinen seiner Denkmäler eingraviert sein. Aber wie der Genuss der Sünde halten sie nur für eine beschränkte Zeit.
  • Die Wahl, die Mose traf, brachte ihn dazu, Gott von Angesicht zu Angesicht kennenzulernen. Er hatte eine lebendige Beziehung mit Gott, die keine Rivalen duldete (5. Mo 34,10). Schließlich führte sie ihn in die unmittelbare Gegenwart des Herrn Jesus auf dem Berg der Verklärung (Mt 17,2).

Was für eine Wahl! Was für Konsequenzen! Was für eine Belohnung!

 

Was ist deine Wahl?

Folge mir nach – Heft 9/2023

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