Balken und Splitter

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Vor einiger Zeit las ich eine Buchbesprechung zu Constantin Schreibers Untersuchung von Schulbüchern aus dem Nahen und Mittleren Osten. Sein Urteil: Viele von ihnen verfallen in Propaganda und Diffamierungen – und lassen das Individuum in Stich. Schreiber macht deutlich, so heißt es in der Buchbesprechung der FAZ, dass diese Schulbücher den Auftrag haben, das Selbstverständnis eines Staats in den Köpfen der Schüler zu verankern. Pädagogen sagen: Die Bücher dienten nicht der Bildung, sondern der Festigung der Narrative der Regierungen und Regime, die auf diesem Wege langfristig stabilisiert werden sollen.

Das mag so sein. Erstaunt ist der interessierte Leser, dass man dann aber nicht zugibt, dass es in unserem Land genauso ist. Die Schulbücher klären nicht objektiv auf über die Lehren, die es über den Ursprung des Lebens gibt. Sie dienen der Festigung der Narrative der herrschenden Meinung der Regierungen und Pädagogen. Gleiches gilt für die Genderorientierung, die Ehe für alle usw.

Wie blind muss man eigentlich sein, um das Problem anderer zu erkennen, nicht aber bereit ist, sich selbst in denselben Spiegelblick zu stellen?

Schön und gut, dieses (mein) Urteil.

Aber wie sieht es bei uns selbst aus? Wir erkennen die Einseitigkeit der Pädagogik heute, diesen Mainstream in vielen Bereichen gesellschaftlicher Entwicklungen. Aber sind wir auch bereit, einmal zu überdenken, inwiefern wir nicht auch in dem einen oder anderen Punkt klar den Fehler bei unserem Bruder erkennen, dabei aber übersehen, dass wir kein Stück besser sind?

Vergessen wir nicht, was der Herr Jesus seinen Jüngern gesagt hat: „Was aber siehst du den Splitter, der in dem Auge deines Bruders ist, aber den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?“ (Mt 7,3). Er nennt uns Heuchler, wenn wir den Fehler des anderen zu erkennen meinen, aber nicht bereit sind, unser eigenes Versagen zu erkennen.

Das ist jetzt eine Botschaft für jeden von uns persönlich – nicht im Blick auf seinen Bruder oder seine Schwester. „Ich bin gemeint.“

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